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Kein Routinemittel bei Covid-19 Intensivmediziner raten von Remdesivir ab

Remdesivir hat nicht alle Erwartungen erfüllt.

Remdesivir hat nicht alle Erwartungen erfüllt.

(Foto: AP)

Remdesivir galt lange als Hoffnungsträger im Kampf gegen Covid-19. Doch in neueren Studien überzeugt das Medikament nicht mehr. Europäische Intensivmediziner halten einen Routineeinsatz bereits für falsch.

Das vom US-Biotechkonzern Gilead vertriebene Corona-Mittel Remdesivir sollte nach Einschätzung europäischer Intensivmediziner nicht routinemäßig bei schwer kranken Covid-19-Patienten eingesetzt werden. Dies sei nach den Daten einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht zu empfehlen, sagte der Präsident der Europäischen Intensivmedizin-Vereinigung ESICM, Jozef Kesecioglu.

Die Mitte Oktober veröffentlichte Studie habe ergeben, dass das Mittel nur eine geringe bis gar keine Wirkung bei den Betroffenen habe. Die Ergebnisse der WHO-Studie stehen im Gegensatz zu einer US-Studie, wonach Remdesivir positive Wirkung hat. Gilead hatte die Ergebnisse der WHO-Studie infrage gestellt. In einer E-Mail erklärte der Konzern jetzt, er sei zuversichtlich, dass die im Einsatz gegen die Krankheit stehenden Ärzte den Nutzen des auch unter dem Namen Veklury bekannten Medikaments kennen würden, der durch diverse Studien belegt sei.

Die ESICM vertritt die Interessen von Tausenden Anästhesisten, Lungenärzten und weiterem medizinischen Personal in über 120 Ländern. Ihre Empfehlungen sind nicht bindend, könnten aber zu einem Rückgang des Einsatzes von Remdesivir führen. Das Medikament ist in über 50 Ländern zugelassen. Gilead hatte Ende Oktober seine Umsatzprognose für 2020 gesenkt und darauf verwiesen, dass die Nachfrage nach dem Mittel hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei.

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Das deutsche Robert-Koch-Institut verweist in aktuellen Veröffentlichungen darauf, dass Remdesivir das erste Arzneimittel ist, das in der Europäischen Union eine bedingte Zulassung für die Behandlung von Erwachsenen und Jugendlichen mit Covid-19 und Sauerstoffpflichtigkeit erhalten hat. Es beruft sich dabei auf eine internationale, multizentrische, doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie aus dem Mai, die unter anderem vom US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) finanziert wurde.

Demnach beruht der Nutzen von Remdesivir auf einer statistisch signifikanten Verkürzung der Zeit zur Genesung, vor allem bei Patienten, die beatmet werden müssen. Patienten gesundeten in dieser Studie unter Remdesivir im Schnitt nach elf Tagen, während sie unter Placebo im Schnitt 15 Tage im Krankenhaus bleiben mussten. In der WHO-Solidarity-Studie hatte der Einsatz von Remdesivir keinen Einfluss auf die Hospitalisierungsdauer sowie auf die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung. Für Deutschland wird empfohlen, Remdesivir nur bei sauerstoffpflichtigen, jedoch nicht-beatmeten Patienten möglichst frühzeitig, im besten Fall bis zum Tag 5 bis 7 nach Symptombeginn einzusetzen. Die Therapiedauer soll im Regelfall auf 5 Tage beschränkt werden.

Quelle: ntv.de, sba/rts

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