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Eine wachsende Blase So entstand die Umgebung unserer Milchstraße

Computergrafik der lokalen Blase mit der Sternentstehung auf deren Oberfläche.

Computergrafik der lokalen Blase mit der Sternentstehung auf deren Oberfläche.

(Foto: Leah Hustak (STScI)/dpa)

Bei der Erkundung der näheren Umgebung unseres Sonnensystems mit einem Satelliten finden Forscher heraus: Es befindet sich im Zentrum einer Blase, die ständig wächst und an deren Oberfläche Sterne entstehen. Und vermutlich gibt es in der Milchstraße sehr viele ähnliche Blasen, nach denen nun gesucht wird.

Unser Sonnensystem befindet sich etwa in der Mitte einer 1000 Lichtjahre durchmessenden Blase aus dünnerem Gas. Wie diese Blase entstanden ist und sich entwickelt hat, haben Astronomen aus den USA und Kanada herausgefunden. Demnach hat die Wucht zahlreicher Sternexplosionen vor 14 Millionen Jahren die lokale Blase erzeugt - und auf ihrer Oberfläche die Entstehung neuer Sterne ausgelöst. Vermutlich gebe es in der Milchstraße viele ähnliche Blasen, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Galaxie spielen könnten, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Nature".

"Wir wissen seit Jahrzehnten, dass unser Sonnensystem im Inneren einer Region verdünnten, heißen Gases liegt", erläutern Catherine Zucker von der Harvard University und ihre Kollegen. "Bislang war jedoch unklar, wie und wann diese lokale Blase entstanden ist und in welcher Beziehung sie zur Entstehung neuer Sterne in der Sonnenumgebung steht." Zucker und ihrem Team gelang es nun, auf der Basis genauer Daten des europäischen Astrometrie-Satelliten Gaia ein genaues Modell der lokalen Blase zu entwickeln.

Blase wird größer

Wie sich zeigte, befinden sich fast alle Sternentstehungsregionen im Umkreis von 500 Lichtjahren auf der Oberfläche der Blase. Und die Bewegung der dort neu entstandenen Sterne ist stets nach außen gerichtet - für die Forscher ein Zeichen dafür, dass die Blase größer wird. Aus der Geschwindigkeit der Sterne errechnen Zucker und ihre Kollegen, dass die Blase vor etwa 14 Millionen Jahren entstanden sein muss. "Wir haben ausgerechnet, dass es damals etwa 15 Supernova-Explosionen gegeben haben muss", erläutert Zucker. Die Strahlung dieser Explosionen hat das Gas im Weltraum weggeblasen und so die Blase erzeugt.

An der expandierenden Oberfläche der Blase schiebt der Druck der Sternexplosionen das Gas zusammen - und diese Verdichtung kann wiederum die Entstehung neuer Sterne auslösen. Dieser Prozess dauert bis heute an: Sieben Sternentstehungsregionen identifizierte das Team auf der Oberfläche der Blase, die sich immer noch mit etwa sieben Kilometern pro Sekunde weiter ausdehnt. "Damit können wir erstmals erklären, was die Entstehung neuer Sterne in der Umgebung der Sonne ausgelöst hat", so Zucker.

Sonne kein Teil des Prozesses

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Unsere Sonne ist übrigens kein Teil dieses Prozesses: Als die ersten Sterne in dieser Region explodierten, war die Sonne noch weit davon entfernt. Erst vor fünf Millionen Jahren drang sie mit ihren Planeten auf ihrer Bahn durch die Milchstraße in das Innere der Blase ein - und befindet sich heute etwa in der Mitte dieser Struktur. Für die Astronomen ein Glücksfall, da sie durch diesen Umstand die lokale Blase aus dem Inneren heraus in allen Einzelheiten untersuchen können.

Vermutlich, so die Astronomen, gibt es in der Milchstraße sehr viele ähnliche Blasen. Danach will das Team jetzt suchen. "Berühren sich diese Blasen? Wie beeinflussen sie sich gegenseitig? Wie wichtig ist ihre Rolle für die Sternentstehung in der Milchstraße?" Auf diese Fragen sucht Zucker Antworten.

Quelle: ntv.de, Rainer Kayser, dpa

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