Immunisierung für jeden? Was man zur Grippeschutzimpfung wissen muss
14.10.2022, 11:41 Uhr
Eine Dosis Grippeschutz
(Foto: picture alliance/dpa)
Vor der Covid-19-Pandemie haben viele Leute bei der Grippeschutzimpfung nur abgewunken. Doch nun könnte sich das ändern. Aber sollte sich jetzt wirklich jeder gegen Influenza immunisieren lassen? Und wie fühlt sich Grippe eigentlich an? ntv.de beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.
Wie fühlt man, ob man eine Grippe hat?
Eine Grippe kann mit milden Symptomen einhergehen, aber auch lebensbedrohliche Folgeerkrankungen auslösen. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass rund ein Drittel aller Infizierten völlig symptomlos bleibt, die Erreger aber dennoch weiterträgt. Ein weiteres Drittel wird krank und leidet der Bundeszentrale für gesundheitlich Aufklärung, kurz BZgA zufolge, unter einem plötzlichen Krankheitsbeginn mit Fieber über 38,5 Grad Celsius, trockenem Reizhusten, Kopf-, Hals-, Muskel- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit. Manchmal kommen Übelkeit und Erbrechen sowie Schweißausbrüche hinzu. Das letzte Drittel hat meistens harmlosere Symptome, die eher denen einer Erkältung ähneln. Betroffene selbst können anhand der Symptome kaum unterscheiden, ob sie sich mit Grippe-, Erkältungs- oder Coronaviren infiziert haben. Um das zweifelsfrei herauszubekommen, sind verschiedene Laboruntersuchungen und Tests nötig.
Wie lange dauert eine Grippe?
Nicht nur wie heftig, sondern auch wie lange man mit der Infektion zu tun hat, hängt vom Erreger und vom Zustand des Immunsystems des Infizierten ab. Hat man Symptome, ist man in der Regel mit einer Grippe ein bis zwei Wochen krank. In Einzelfällen kann die Erkrankung aber auch länger als 14 Tage dauern. Das bedeutet, Erkrankte sind während dieser Zeit weder arbeits- noch schulfähig. Wegen der hohen Ansteckungs- und Komplikationsgefahr sollten Menschen mit Grippe unbedingt zu Hause bleiben und sich vollständig auskurieren. Senkt sich beispielsweise das Fieber nicht innerhalb von drei bis vier Tagen oder gibt es an Tag drei nochmal einen Fieberschub, dann ist das ein klarer Hinweis auf eine zusätzliche bakterielle Infektion, die zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann.
Was ist so gefährlich an einer Infektion mit Influenzaviren?
Prinzipiell kann eine Grippeerkrankung bei jedem Infizierten zu Komplikationen und Folgeerkrankungen bis hin zum Tod führen. "Die Influenza-Viren zerstören durch ihre massive Vermehrung in den Zellen die äußerste Schicht der Atemorgane und können darüber hinaus das Immunsystem schwächen", schreiben die HNO-Ärzte im Netz dazu. Die durch die Viren geschädigte Atemwegsschleimhaut ist ein idealer Nährboden für Bakterien, die dort ungehindert eindringen und sich vermehren können. Das führt zu sogenannten Sekundär- oder Superinfektionen, die dann oftmals sehr viel schwerer verlaufen als die eigentliche Grippe. Die Liste dieser Infektionen ist lang. Sie reicht von Nasennebenhöhlen- über Mittelohr- bis hin zu lebensgefährlichen Lungenentzündungen. Eine Grippe kann aber auch zu langfristigen Schäden am Herz-Kreislauf-System, der Leber oder im Gehirn führen.
Wie kann man sich schützen?
Grippeviren sind sehr ansteckend. Eine Grippeimpfung ist ein wirksamer Schutz. Ab Mitte Oktober ist hierzulande die beste Zeit, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission sind eindeutig: Nicht allen Bürgerinnen und Bürger wird demnach empfohlen, sich gegen Influenza-Viren impfen zu lassen. Der Hintergrund: Die Fachleute gehen davon aus, dass der Körper eines gesunden Erwachsenen bis 60 Jahre gut mit den sogenannten Orthomyxoviren, also den Erregern der Influenza, umgehen kann. Das Gleiche gilt für gesunde Kinder und Jugendliche.
Für alle anderen, also alle Erwachsenen ab 60 Jahren, alle Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens und auch für alle Kinder ab 6 Monaten, bei denen eine erhöhte Gefährdung aufgrund einer chronischen Erkrankung vorliegt, spricht die STIKO eine klare Impfempfehlung aus. Darüber hinaus wird auch Personen, die in Alten- oder Pflegeheimen leben, Schwangeren, medizinischem Personal und Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr sowie Menschen, die eine mögliche Infektionsquelle für die im selben Haushalt lebenden oder von ihnen betreuten Risikopersonen sein können, so das BZgA. Hinzu kommt der Schutz durch normale Hygienemaßnahmen, wie regelmäßiges Händewaschen, in die Armbeuge niesen oder husten und möglichst wenig mit den Händen ins Gesicht zu fassen.
Kann man sich gleichzeitig gegen Covid-19 und Influenza impfen lassen?
Das ist möglich und wird auch schon praktiziert. Gemäß der STIKO-Empfehlung muss zwischen einer Covid-19-Impfung und der Verabreichung anderer sogenannter Totimpfstoffe, zu der die Grippeimpfung gehört, kein Impfabstand von 14 Tagen mehr eingehalten werden. "Die Impfungen können simultan, d.h. gleichzeitig, verabreicht werden. Die Injektion soll jeweils an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen", so das Robert-Koch-Institut. Bei einer doppelten Impfung am selben Tag steigt allerdings auch das Risiko von Nebenwirkungen.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Nach einer Grippeschutzimpfung kann es an der Einstichstelle zu einer Schwellung und Rötung kommen. Geimpfte berichten in einigen Fällen auch von einem Krankheitsgefühl wie bei einer Erkältung. Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit und vereinzelt Fieber können auftreten, genauso wie Frösteln oder Schwitzen. Die gute Nachricht: Das Krankheitsgefühl klingt allerdings recht schnell und ohne Folgen wieder ab.
Quelle: ntv.de