Bis zu 44 Prozent teurer Das ist die Mogelpackung des Monats
04.04.2024, 10:47 Uhr Artikel anhören
Mitunter steht dieses Produkt mit unterschiedlichen Füllmengen nebeneinander im Supermarkt-Regal.
(Foto: VZHH)
Der Inhalt reduziert sich, der Preis bleibt gleich: Unterm Strich müssen Verbraucher mehr Geld für ein Produkt bezahlen, ohne dies so ohne Weiteres erkennen zu können. Gut, dass es die Verbraucherzentrale Hamburg gibt, die solche Tricksereien aufdeckt.
In diesem Monat bekommt das Speiseeis Cremissimo Bourbon Vanille von Unilever den Titel "Mogelpackung des Monats" von der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) verliehen. Denn statt als "Familienpackung" mit 1300 Milliliter Eis, ist die Sorte beispielsweise bei Penny nur noch in einer 900-Milliliter-Dose erhältlich. Bei gleichem Verkaufspreis im Handel beträgt die versteckte Preiserhöhung zurzeit bis zu 44 Prozent.
Geradezu grotesk ist laut den Verbraucherschützern die Situation bei Rewe. Demnach stehen in den Märkten teilweise beide Packungen nebeneinander im Tiefkühlregal – zum identischen Preis. Greift man da versehentlich zur "falschen" Eispackung, kostet das Cremissimo Bourbon Vanille deutlich mehr. Auch bei Kaufland haben Verbraucher wohl auch schon die kleinere neue Packung gefunden.
Bei den anderen Eissorten von Cremissimo hat der Hersteller den Inhalt von 900 auf 825 Milliliter reduziert. Dadurch sind die Produkte nun 9 Prozent teurer.
Methode, um Preiserhöhungen zu verstecken
Auf Nachfrage der VZHH speziell zur Sorte Cremissimo Bourbon Vanille antwortet Unilever unter anderem: "( ... ) das Cremissimo Produkt Bourbon Vanille wird es in der Größe von 1300 ml weiterhin als Familienpackungsformat geben. Um aber auch den Ansprüchen der Konsumentinnen und Konsumenten nach einem kleineren Format gerecht zu werden, bieten wir ab diesem Jahr diese beliebte Sorte auch in 900 ml an." Und weiter: " ( ... ) Wir arbeiten ständig daran, unsere Produkte weiterzuentwickeln und die Qualität zu verbessern. In fast allen Sorten haben wir zum Beispiel den Anteil an Soße und Stückchen erhöht. Diese Produktverbesserungen führen zu einem Mehrkostenaufwand und damit zu einer Reduzierung der Füllmengen. ( ... )".
Preiserhöhungen in der Größenordnung nicht gerechtfertigt
Doch die Erklärung lässt die VZHH nicht gelten, da die Füllmengenreduzierung nicht die zwingende Konsequenz einer Rezepturänderung wäre. Das ist sie demnach nämlich nicht. Vielmehr sehen Hersteller (und leider auch der Handel) Mogelpackungen in erster Linie als Methode der Wahl an, um Preiserhöhungen zu verstecken.
Das offenbart auch ein genauerer Blick auf die Zutatenliste der Cremissimo-Eissorten. Zwar hat sich tatsächlich bei den Rezepturen etwas geändert. Ein bisschen mehr Haselnüsse hier, etwas mehr Erdbeersauce da und an anderer Stelle ein extra Schuss Eierlikör. Diese Produktverbesserungen sind aber nach Meinung der Verbraucherschützer sehr überschaubar und rechtfertigen auf keinen Fall versteckte Preiserhöhungen in dieser Größenordnung.
Zumal es auch nicht nur Verbesserungen gibt: Bei der Sorte Schokolade beispielsweise steigt zwar der Anteil an Schokoladensoße von 15 auf 16 Prozent, gleichzeitig aber sinkt der Kakaoanteil in den beigefügten Schokostückchen von 70 auf 50 Prozent. Und bei der Sorte Bourbon Vanille, bei welcher der Preis um bis zu 44 Prozent gestiegen ist, hat sich die Qualität überhaupt nicht verbessert.
Verbraucher müssen sich häufig über versteckte Preiserhöhungen ärgern. Vorausgesetzt, sie entdecken diese auch. Die VZHH bietet die Möglichkeit, auf Produkte, mit denen Kunden derart (weniger Inhalt bei gleichem Preis) getäuscht werden, aufmerksam zu machen. Sie macht diese Produkte dann öffentlich und kürt sie zur Mogelpackung des Monats und des Jahres.
Quelle: ntv.de, awi