"Hohe Brandlast" in den Wäldern Deutschland ächzt unter der Frühjahrsdürre
20.03.2025, 17:34 Uhr Artikel anhören
Viel trockenes Laub, wenig Grün: Nach dem Winter nimmt die Waldbrandgefahr aufgrund der anhaltenden Trockenphase immer weiter zu.
(Foto: picture alliance / Jan Eifert)
Schon der Februar fällt in diesem Jahr ungewöhnlich trocken aus. Der März legt mit viel Sonne nach. Betreiber von Solaranlagen freuen sich. Doch die Natur leidet unter dem Regenmangel. Auswertungen von Wetterdaten zeigen, wo die Frühjahrsdürre am schlimmsten ist.
Strahlender Sonnenschein bereitet derzeit vielen Menschen Freude. Doch das Frühlingserwachen hat auch seine Schattenseiten: In manchen Landesteilen hat es schon seit Wochen kaum geregnet und die Trockenheit macht sich bemerkbar. Seit Anfang März stuft der Deutsche Wetterdienst (DWD) die Waldbrandgefahr regional bereits als hoch ein. Vor allem der Norden und Osten Deutschlands sind davon betroffen.
In Brandenburg kennt man das Problem. Allein dort gab es im vergangenen Jahr mehr als 200 Waldbrände. Die Saison dauerte bis in den Herbst hinein, denn noch im September war es ungewöhnlich warm und sonnig.
Auch für das neue Jahr ist die Statistik schon eröffnet: Seit Jahresbeginn zählt der zuständige Waldbrandschutzbeauftragte Raimund Engel sechs Brände - "die aber zum Glück klein geblieben sind", fügt er hinzu. Etwa ein halber Hektar war insgesamt betroffen.
"Es ist keinesfalls ungewöhnlich, dass um diese Zeit schon eine hohe Waldbrandgefahr herrscht", erklärt Engel. Trockenes Laub, feine Äste und Krautwuchs sorgen direkt nach dem Winter für eine "hohe Brandlast" in den Wäldern. Was fehlt, ist sattes Grün. Aufgrund der Trockenheit kommt das Pflanzenwachstum aktuell nur langsam in Schwung. Das wird zunehmend zum Problem. "Je weniger Regen jetzt fällt, desto gefährlicher wird die Situation im nächsten Monat", erklärt Engel. "Das schaukelt sich jetzt langsam hoch."
Wochenlange Trockenheit im Februar setzt sich fort
Tatsächlich wird der Monat März voraussichtlich ohne nennenswerte Niederschläge zu Ende gehen - und das nicht nur in Brandenburg. Zwar kündigen sich vereinzelt Regenfälle an, vor allem im Süden und Westen Deutschlands. Insgesamt jedoch war es bislang eindeutig zu trocken, genau wie schon im Februar.
In seiner Monatsbilanz berichtete der DWD bereits im Vormonat von einer "teilweise wochenlangen Trockenheit". Im Schnitt fielen deutschlandweit nur rund 24 Liter pro Quadratmeter - weniger als die Hälfte dessen, was im langjährigen Mittel der Referenzperiode von 1961 bis 1990 gemessen wurde.
Dieser Trend beherrscht nun auch den März. "Die letzten Wochen waren durch Hochdruckwetterlagen geprägt", bestätigt der ntv.de-Meteorologe Martin Pscherer. Das habe lange Trockenphasen begünstigt. Gerade zu Beginn des Frühlings kann das die Natur nachhaltig belasten. "Da jetzt die Wachstumsphase der Pflanzen beginnt, ist Regen natürlich für Natur und Landwirtschaft besonders nötig, damit die ersten Triebe nicht schon vertrocknen", so Pscherer.
Viele Stationen verzeichnen Bruchteil ihres Regen-Solls
Eine Auswertung der DWD-Stationsdaten zeigt: Im laufenden März hat die Trockenheit das Land fest im Griff. Die Größe der Punkte in der Karte unten repräsentiert die absolute Regenmenge seit Monatsbeginn. Die Farbe gibt an, inwiefern das "Niederschlags-Soll" im Vergleich zur Referenzperiode erreicht ist - 100 Prozent entsprechen demnach dem langjährigen Durchschnitt. Ausgewertet wurden nur Stationen, für die ausreichend historische und aktuelle Daten vorliegen.
Die Darstellung macht den Regenmangel offensichtlich. Keine einzige der ausgewerteten Stationen kommt an die sonst um diese Zeit übliche Niederschlagsmenge heran. Vielerorts wurden weniger als zehn Prozent des Mittelwerts verzeichnet. An 20 Messorten gab es in diesem Monat noch gar keinen Niederschlag, weshalb sie in der Karte nicht auftauchen. Weitere 25 Stationen kommen auf eine Niederschlagssumme von weniger als 0,2 Litern pro Quadratmetern.
Selbst die regenreichsten Orte in Deutschland fallen in der laufenden Monatssumme weit hinter ihrem langjährigen Durchschnitt zurück (siehe Tabelle unten). Und auch die kommenden Tage versprechen wenig Besserung. "Der prognostizierte Regen ab dem Wochenende ist schon mal hilfreich, die ganz großen Regenmengen werden aber in Summe nicht erwartet", sagt Pscherer.
Verhaltensregeln im Wald gelten das ganze Jahr über
Mit den Auswirkungen wird man in Brandenburg vor allem im April und Mai zu kämpfen haben, glaubt der Waldbrandexperte Engel und warnt: "Waldbrände gibt es eben nicht nur von Juli bis August."
Nicht umsonst gelten die Verhaltensregeln, die Waldbrände verhindern sollen, ohnehin das ganze Jahr über. Dazu zählt unter anderem ein Rauchverbot in Waldnähe. Offenes Feuer ist ebenso verboten wie das Grillen außerhalb der ausgewiesenen Zonen. Autos dürfen nur auf Waldparkplätzen abgestellt werden, damit die Zufahrtswege für den Notfall frei bleiben. Hinzu kommt das potentielle Risiko durch das Fahrzeug selbst. Denn wenn der Boden trocken ist wie Zunder, reicht mitunter schon ein heißer Auspuff, um ein Feuer zu entfachen.
Quelle: ntv.de