Reine Definitionssache Wann beginnt der Frühling? Kommt darauf an, wer fragt
19.03.2025, 12:55 Uhr Artikel anhören
Der Frühling ist nicht mehr zu übersehen: Adonisröschen an den Oderhängen im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg.
(Foto: picture alliance/dpa)
Laut Kalender beginnt der Frühling in diesem Jahr am 20. März, denn dann ist Tagundnachtgleiche. Für Wetter und Natur hingegen gibt es keinen klaren Zeitplan, nur ein paar Erfahrungswerte.
Morgens wird es früher hell, die Temperaturen steigen, die Natur erblüht - die Zeichen stehen eindeutig auf Frühling. Doch auf die Frage, wann genau die grüne Jahreszeit beginnt, gibt es aus der Wissenschaft ganz unterschiedliche Antworten.
Laut dem Kalender fällt der Frühlingsanfang auf der Nordhalbkugel in diesem Jahr auf den 20. März. Um ganz genau zu sein, beginnt der kalendarische Frühling 2025 um 10.01 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Denn in der astronomischen Definition richtet sich der Jahreszeitenwechsel nach dem Moment der Tagundnachtgleiche, wenn die Sonne senkrecht über dem Äquator steht. Dadurch werden, während sich die Erde um sich selbst dreht, alle Erdregionen im Laufe eines Tages gleichmäßig bestrahlt - Tag und Nacht dauern also zumindest theoretisch genau gleich lang.
Tagundnachtgleiche kann am 19., 20. oder 21. März sein
Ab diesem Zeitpunkt führt die Neigung der Erdachse dazu, dass die Tage auf der Nordhalbkugel zunehmend länger werden und die Temperaturen steigen. Zur Sommersonnenwende ist der Höhepunkt erreicht. Zur zweiten Tagundnachtgleiche im September kehrt sich das Spiel schließlich um, sodass die Südhalbkugel der Sonne zugeneigt wird und nun dort das Sommerhalbjahr beginnt.
Weil die Umlaufzeit der Erde um die Sonne aber ein paar Stunden länger ist als 365 Tage, fällt die Tagundnachtgleiche nicht jedes Jahr auf das gleiche Datum. Für die letzten gut 200 Jahre ließ sich der astronomische Frühlingsbeginn entweder auf den 20. oder 21. März datieren. Im Jahr 2048 steht er erstmals seit 1796 wieder für den 19. März im Kalender. Der 21. März wiederum wurde zuletzt im Jahr 2011 als Frühlingsbeginn festgestellt und kommt erst im nächsten Jahrhundert wieder dafür infrage.
Die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche ist übrigens auch in kultureller Hinsicht ein besonderer Termin: Er bestimmt, wann Ostern gefeiert wird - nämlich am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond des neuen Frühjahrs.
Meteorologischer Frühlingsanfang ist am 1. März
Sehr viel klarer ist die meteorologische Definition für Frühling: In dieser Zeitrechnung beginnt die Jahreszeit immer mit dem 1. März und endet am 31. Mai. Das ermöglicht einen langfristigen Vergleich der Wetterdaten, die in diesem fixen Zeitraum anfallen. Die daraus entstehenden saisonalen Klimatrends geben Aufschluss über die globale Erderwärmung und ihre Folgen, wie etwa zunehmende Trockenheit oder auch Extremwetterlagen mit viel Regen.
Daneben haben Meteorologinnen und Meteorologen aber auch ein Auge auf die Natur. Denn die Blüte- und Reifezeit bestimmter Pflanzen verrät viel darüber, wie der menschengemachte Klimawandel die Ökosysteme verändert. Ablesen lässt sich das am besten an der sogenannten "phänologischen Uhr". Sie macht den Verlauf der Jahreszeiten an den wiederkehrenden Veränderungen der Pflanzenwelt fest.
Das Aufblühen von Haselnuss und Schneeglöckchen läuten demnach den Vorfrühling ein - meist ist es Anfang Februar schon so weit. Im März beginnt üblicherweise der Erstfrühling, wenn die Forsythiensträuche gelb aufleuchten. Die Apfelblüte markiert schließlich den Vollfrühling, der gegen Ende April einkehrt und im Mai vom Frühsommer abgelöst wird.
Das mittlere Eintrittsdatum der unterschiedlichen Phasen basiert dabei auf langjährigen Beobachtungen. Durch den Klimawandel haben sich die Blüh- und Wachstumsphasen der Pflanzenwelt jedoch nachweislich verschoben. Der phänologische Frühling beginnt dadurch tendenziell immer früher und verkürzt den Winter. Im vergangenen Jahr war das besonders auffällig, als die Haselblüte fast zwei Wochen "zu früh" einsetzte. In diesem Jahr liegt die Abweichung vom langjährigen Mittel bei fünf Tagen.
Die langfristigen Verschiebungen bringen nicht nur für Allergiker Probleme mit sich, die unter dem Pollenflug zu leiden haben. Auch die Landwirtschaft muss auf die Klimaveränderungen reagieren und den idealen Zeitpunkt für Aussaat oder Ernte anpassen. Zugleich nehmen die Unsicherheiten zu. Eine frühe Wachstumsexplosion, gefolgt von einer harschen Kältewelle in der Frühjahrsmitte etwa bringt die Erträge in Gefahr.
Frühlingsgefühle kommen zuerst im Süden auf
In der Wahrnehmung der meisten Menschen beginnt der Frühling mit den ersten schönen Warmwettertagen des Jahres. Auch hierzu gibt es Datenauswertungen des Deutschen Wetterdienstes, die versuchen, den "statistischen Frühlingsbeginn" für verschiedene Standorte in Deutschland zu bestimmen. So gab es in Hamburg in den letzten 25 Jahren im Durchschnitt um den 1. April herum zum ersten Mal an mindestens zwei von drei aufeinanderfolgenden Tagen frühlingshafte Temperaturen von über 15 Grad und viel Sonne. In München hingegen kehrt im Schnitt schon Mitte März erstmals Frühlingswetter ein.
So gesehen liegen auch die aktuellen Aussichten für Deutschland noch gut im Zeitplan. Zwar gab es in diesem insgesamt recht milden Winter schon vereinzelt Tage mit Höchsttemperaturen im deutlich zweistelligen Bereich. Doch bevor sich das Frühlingswetter so richtig festsetzen konnte, rauschte schon die nächste Kaltluftfront heran.
Auch die aktuelle Woche begann frostig, wird nun aber zunehmend milder. Zugleich ziehen von Westen her Regenschauer auf. Darüber muss sich aber niemand ärgern: Nach mehreren ungewöhnlich trockenen und sonnenreichen Wochen kann die Natur den Regen sehr gut gebrauchen. Dann dauert es gewiss nicht mehr lange, bis man sicher sagen kann: Der Frühling ist jetzt angekommen - und man spürt es, sieht es, riecht es sogar.
Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst am 1. März veröffentlicht und zum 19. März angepasst.
Quelle: ntv.de