Deutsche Legionäre im Formcheck Gomez triumphiert, Schweinsteigers Dilemma
15.12.2015, 13:59 Uhr
Ich liebe diese Spiele, diese Derbys": Mario Gomez.
(Foto: imago/Seskim Photo)
Mario Gomez schlägt Lukas Podolski. Antonio Rüdiger wandelt sich von "verheerend" zu "einem der Besten", Kevin Trapp patzt. Und Gary Linecker schmäht Bastian Schweinsteiger, obwohl der gar nicht spielt.
Gastarbeiter des Wochenendes
Mario Gomez (Besiktas): Es war ihm ein Triumph. "Wir waren voll fokussiert und haben eine großartige Vorstellung geboten." Mit 2:1 hat Besiktas am 15. Spieltag der türkischen Süper Lig den Istanbuler Stadtrivalen Galatasaray besiegt und die Tabellenführung vor Fenerbahce verteidigt. Und Gomez erzielte am Montagabend sein elftes Saisontor zum 1:1, während Lukas Podolski, sein Kollege aus der Nationalelf, wieder leer ausging. Neun Punkte beträgt nun der Abstand zu Podolskis Galatasaray auf Platz vier. Gomez hatte prompt in der 56. Minute Galas Führung durch den Niederländer Wesley Sneijder (54.) ausgeglichen, der frühere Hamburger Gökhan Töre (74.) schoss Besiktas vor heimischem Publikum im Atatürk Olimpiyat Stadi zum Sieg. "Ich liebe diese Spiele, diese Derbys, jeder Spieler wartet auf solche Begegnungen", sagte Gomez. Es sei nicht einfach gewesen, denn "vier Tage zuvor sind wir aus der Europa League ausgeschieden. Das war eine große Enttäuschung".
Gefeiert

So stoppt man also Gonzalo Higuain: Antonio Rüdiger bei der Arbeit in Neapel.
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Antonio Rüdiger (AS Rom): Letzte Woche noch "verheerend" mit "Problemen immer und überall". Und jetzt? "Rüdiger war einer der Besten", urteilte der "Corriere dello Sport" nach dem 0:0 der Roma in Neapel. "Er hat seinen Teil dazu beigetragen, um Higuain zu stoppen, den besten Stürmer der Serie A." Der "Corriere della Sera" kommentierte sogar: "Rüdiger spielt das beste Match, seitdem er bei AS Rom ist. Konzentration und Genauigkeit 90 Minuten lang". Die italienische Presse hat einen eigenartigen Rhythmus im Umgang mit Rüdiger entwickelt: Jede zweite Woche gehört der deutsche Nationalspieler zum Schlechtesten was die Liga zu bieten hat, dazwischen ist er drauf und dran sich eine Nominierung für die Wahl zum Weltfußballer zu verdienen. Kleiner Tipp daher für Bundestrainer Löw: Bitte nur alle zwei Wochen nach Rom schauen.
Robert Huth (Leicester City): Sie machen einfach weiter. Nun haben Leicester und der ehemalige Nationalspieler Hut am Montagabend auch den FC Chelsea besiegt und führen nach 16 Runden in der englischen Premier League weiter die Tabelle vor den FC Arsenal und den beiden Klubs aus Manchester an. Top-Torjäger Jamie Vardy brachte sein Team mit seinem 15. Saisontreffer in Führung (34.), Riyad Mahrez erhöhte kurz nach der Pause auf 2:0 (48.). Loic Remy gelang nur noch der Anschlusstreffer (77.). Chelsea und Trainer José Mourinho sind nach der neunten Niederlage in dieser Saison auf Rang 16 abgerutscht - mit einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Zur Erinnerung: Leicester City, das ist die Mannschaft, die in der vergangenen Saison beinahe abgestiegen wäre. Und mittendrin: Huth, der 31 Jahre alte Abwehrriese, der sein Handwerk in der Jugendabteilung des 1. FC Union Berlin gelernt hat - und einst fünf Jahre beim FC Chelsea spielte, für den er mit 17 Jahren sein Debüt in der höchsten Spielklasse gab. Die "Deutsche Welle" formulierte es in einem Artikel so: "He is the the most English German footballer". Und er hat den Absprung rechtzeitig geschafft. Denn wer ist schon Chelsea?
Gefragt
Sami Khedira (Juventus Turin): Das Comeback von Khedira nach fünfwöchiger Verletzungspause beflügelte die alte Dame, die ja im Achtelfinale der Champions League auf den FC Bayern trifft. Der Weltmeister hielt beim 3:1-Sieg im Spitzenspiel der italienischen Serie A gegen den AC Florenz eine Stunde durch. "Coach Allegri zeigt Vertrauen in Khedira, der auf entscheidende Weise zur Qualität des Mittelfelds beiträgt", lobte der "Corriere dello Sport". Die "Gazzetta dello Sport" sah allerdings noch viel Luft nach oben: "Man sieht, dass Khedira nicht in Bestform ist." Nun, wie dem auch sei: Khedira ist zurück und Juve siegt.
Mesut Özil (FC Arsenal): War schon auffälliger, unser Weltmeister. Aber das ist natürlich Klagen auf höchstem Niveau. Nach zuletzt herausragenden Wochen lieferte Spielmacher Özil in der Partie bei Aston Villa ein eher durchschnittliches Spiel ab. Nur selten tauchte er mal auf, aber, immerhin: Mit einem klugen Querpass legte er das 2:0 - gleichzeitig auch Endstand - durch Aaron Ramsey auf. Sein Vorlagen-Konto erhöhte der 27-Jährige auf 13 in dieser Saison der Premier League. Der Lohn für Arsenal: Platz zwei in der Tabelle - hinter Leicester natürlich.
Per Mertesacker (FC Arsenal): 2:0 gewonnen, kein Gegentor zugelassen: Auftrag erfüllt. Was sich über Teamkollege Özil sagen lässt, hat auch bei Mertesacker Gültigkeit. Sein Spiel war nichts für Freunde des Spektakels. In der Abwehr fehlerfrei, im Spiel nach vorne keine Akzente. Gibt Spiele, in denen das reicht. Das Duell mit Aston Villa war so eins.
Marc-André ter Stegen (FC Barcelona): Der Nationalspieler saß in der spanischen Primera Division wie üblich auf der Bank. Beim 2:2 gegen Deportivo La Coruña musste er mit ansehen, wie sein Kontrahent Claudio Bravo bei beiden Gegentreffern machtlos war. Immerhin gab's Lob von den spanischen Journalisten: "Keiner der Ersatzspieler - mit Ausnahme von Marc-André ter Stegen und Sergio Roberto - kann den Akteuren der Stammelf den Platz streitig machen", konstatierte die Zeitung "El Periódico". Das macht doch Hoffnung, oder?
Kevin Trapp (Paris St. Germain): Patzer, aber alles gut: Nach seinem folgenlosen Aussetzer gegen Olympique Lyon in der französischen Ligue 1 nahmen Mitspieler und Klub-Verantwortliche Nationaltorwart Trapp in Schutz. Beim Stand von 2:0 (Endstand 5:1) leistete sich der 25-Jährige einen veritablen "Klops", wie es die "L'Équipe" formulierte. Einen Schuss von Jordan Ferri aus gut 25 Metern klatschte sich der weit vor seinem Tor stehende Trapp ins eigene Netz. "Das ist nicht schlimm. Wir haben großes Vertrauen in ihn", sagte Vereinspräsident Nasser Al-Khelaïfi und Mitspieler Thiago Motta erklärte gar: "Er hat das uneingeschränkte Vertrauen seiner Mitspieler. Wir sind glücklich, solch einen Torwart zu haben."
Emre Can (FC Liverpool): Der Frankfurter ist und bleibt fester Bestandteil der Mannschaft des deutschen Trainers Jürgen Klopp. Beim eigentlich enttäuschenden 2:2 gegen West Bromwich Albion, das sich der FC Liverpool erst durch ein Tor von Divock Origi in der sechsten Minute der Nachspielzeit sicherte, sorgte Can in der Defensive für Stabilität und war auch derjenige, der seine Kollegen nach dem 1:2 nach vorne trieb. Hinterher waren alle mit dem Remis zufrieden. Klopp formulierte es so: "Es ist nur ein Punkt, aber er fühlt sich an wie drei. Jeder wird die nächsten fünf, sechs Tage über dieses Spiel sprechen. Solche Momente brauchst du. Es war die beste Stimmung, seit ich hier bin."
Geschmäht
Toni Kroos (Real Madrid): Da kassiert Real mit dem 0:1 beim FC Villarreal die dritte Niederlage in der spanischen Primera Division, hat nun bereits fünf Punkte Rückstand auf Tabellenführer FC Barcelona, der gegen La Coruna allerdings auch nur einen Punkt ergatterte, und Kroos - sitzt 90 lange Minuten auf der Bank – wie auch schon beim 8:0 gegen Malmö in der Champions League. Warum? Trainer Rafael Benitez: "Weil Casemiro gespielt hat." Hm. Läuft nicht für Kroos. Und für Bernd Schuster, Experte und Ex-Trainer, ist die Sache klar: "Benitez hat Kroos abgesägte", sagte er beim Sportsender Radioestadio. Hört sich nicht gut an. Wir bleiben am Ball.
Miroslav Klose (Lazio Rom): Klose und Lazio Rom befinden sich in einer Situation, die mit Krise treffend beschrieben ist. Zum Abschluss des 16. Spieltages der italienischen Serie A blieben sie am Montagabend beim 1:1 (1:0) gegen den Tabellensechzehnten Sampdoria Genua im siebten Ligaspiel nacheinander ohne Sieg. Der für Klose nach 66 Minuten eingewechselte italienische Ex-Nationalstürmer Alessandro Matri erzielte die Führung (78.), Genuas Ervin Zukanovic (90.+3) glich aus. Lazio steht jetzt auf Rang zwölf, drei Zähler vor Sampdoria. Und die "Gazzetta dello Sport" ging nicht gerade sanft mit dem 37 Jahre alten Weltmeister um, der auch in seinem elften Saisonspiel ohne Treffer blieb: "Einst war Klose vor dem Tor für die Gegner tödlich, jetzt findet er nie den Raum, um gefährlich zu werden." Der "Corriere dello Sport" kritisierte: "Klose ist schwerfällig, er erzielt keinen Treffer mehr. Er hat den Rhythmus und sich selbst verloren." Und die römische Tageszeitung "Il Messaggero" urteilte immerhin: "Klose kämpft mit Engagement, er bekommt von seinen Teamkollegen jedoch keine Unterstützung."
Nebendarsteller
Lukas Podolski (Galatasaray): Derby gegen Besiktas verloren, kein Tor, blasser Auftritt für den Titelverteidiger in der türkischen Süper Lig - läuft mau für Podolski und seinen Klub. Kurz nach dem Ende der Partie versammelten sich wütende Fans am Vereinsgelände im Stadtteil Florya und protestierten gegen Vereinsführung und Mannschaft. Der einflussreiche Fanclub "ultrAslan" forderte in einer Erklärung den schon länger bei der Anhängerschaft in Ungnade gefallenen Vorstand zum Rücktritt auf.
Shkodran Mustafi (FC Valencia): Auch unter dem neuen Trainer Gary Neville kommt Valencia mit Weltmeister Mustafi auf keinen grünen Zweig. In der dritten Partie mit dem englischen Ex-Nationalspieler blieb der sechsmalige spanische Meister erneut ohne Sieg - bei SD Eibar gab es nur ein 1:1 (0:1). Ein Eigentor von Junca (85.) rettete Valencia einen Punkt. Sergi Enrich hatte die Basken in Führung gebracht (45.). Valencias Lucas Orban (64.) sah Rot, Eibars Ramis (90.) auch. Mustafi und Kollegen stehen in der Primera Division nun auf dem achten Tabellenplatz.
Zuschauer
Bastian Schweinsteiger (Manchester United): Nach seinem Ellenbogenschlag beim 0:0 gegen West Ham am 5. Dezember wurde Schweinsteiger nachträglich für drei Partien gesperrt. Also war er nicht dabei, als ManUnited mit 1:2 beim Aufsteiger und Tabellensiebzehnten AFC Bournemouth verlor. Was Englands Fußballidol Gary Linecker nicht davon abhielt, den Kapitän der DFB-Elf zu kritisieren: "Er hatte in der Tat keinen guten Start. Ich denke auch, dass ihm die Spielweise von United nicht liegt", sagt der 55-Jährige in der "Sport Bild". "Unter Louis van Gaal spielt Manchester langweiligen, langsamen Fußball. Auch bei Schweinsteiger liegt der Schwerpunkt auf Ballkontrolle. Ich würde ihn freier spielen lassen." Dessen Langsamkeit sieht Lineker aber nicht als Hauptproblem: "Gute Spieler machen die ersten beiden Meter im Kopf. Weil sie wissen, was sie in welcher Situation zu tun haben." Schweinsteiger sei zwar ein kluger Spieler, aber "im Moment nicht gut genug". Der defensive Mittelfeldspieler werde sich zwar noch steigern, stecke aber auch in einem Dilemma. Lineker: "Es braucht eine Zeit, sich an das englische Spiel zu gewöhnen. Allerdings ist Schweinsteiger schon 31 Jahre alt, ihm bleibt nicht mehr viel Zeit."
Quelle: ntv.de