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Gruppe um Epidemiologen Stöhr Experten zeigen Stufenplan bis Pandemie-Ende

Die Masken fallen im Stufenplan erst am Ende.

Die Masken fallen im Stufenplan erst am Ende.

(Foto: imago images/Leonhard Simon)

Eine Gruppe von Wissenschaftlern verschiedener Fachbereiche zeigt, wie sie sich einen Stufenplan bis zum Ende der Corona-Krise vorstellt. Er soll unter anderem die dynamische Entwicklung der Pandemie berücksichtigen und die erschöpfte Bevölkerung mit transparenten Kriterien und Maßnahmen motivieren.

Vor dem Bund-Länder-Treffen am Mittwoch zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie, wird viel über Stufenpläne diskutiert, die im Gegensatz zum gegenwärtigen "Auf-Sicht-Fahren" einen strukturierten Weg mit klaren Handlungskriterien durch die Krise bieten sollen. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe um den Epidemiologen und Virologen Klaus Stöhr hat ein Positionspapier veröffentlicht, das zeigt, wie so eine Strategie bis zum Ende der Pandemie aussehen könnte. Die Wissenschaftler fordern auch ein unabhängiges Gremium aus Experten unterschiedlicher Fachrichtungen, das die Politik mit Risikoeinschätzungen unterstützt.

Grundsätzliches Ziel bei der Entwicklung eines Stufenplans soll eine "tragfähige und durchhaltbare Bekämpfungsstrategie" sein. Dafür müsse ein "Kompromiss zwischen den gesundheitlichen Auswirkungen einer Erkrankung, den Kollateralschäden für andere Gesundheitsbereiche, für die Gesellschaft und den Einzelnen durch die verordneten Maßnahmen, die wirtschaftlichen Effekte und notwendigen freiheitlichen Einschränkungen" gefunden werden, lautet die grundsätzliche Position der Arbeitsgruppe.

Stufenplan muss "elastisch" sein

Der vorgeschlagene Stufenplan sieht unterschiedliche Zielkorridore im Winter und Sommer vor.

Der vorgeschlagene Stufenplan sieht unterschiedliche Zielkorridore im Winter und Sommer vor.

(Foto: Arbeitsgruppe CoronaStrategie)

Die Wissenschaftler tragen in ihrer Strategie der Tatsache Rechnung, dass sich die Pandemie sehr dynamisch bewegt. Das heißt, die Situation verändert sich fast ständig, unter anderem durch die Jahreszeiten, Impfungen oder mutierte Virus-Varianten. Daraus folgert die Arbeitsgruppe, dass ein Stufenplan elastisch sein muss, damit es nicht zu "ständigen Grundsatzdiskussionen" kommt.

Ein wichtiges Kriterium für die Wissenschaftler ist auch, dass die pandemiemüde Bevölkerung durch eine Positivagenda motiviert wird. Das heißt, statt wie bisher "von Lockdown zu Lockdown zu stolpern", sollen die Menschen klare Ziele vor Augen haben, an denen sie unter anderem Lockerungen erwarten dürfen.

Neuinfektionen nur ein Kriterium

7-Tage-Inzidenzen der Neuinfektionen können für die Arbeitsgruppe nur ein Kriterium für die gesundheitliche und epidemiologische Bewertung der Pandemiestufen sein. Unter anderem sollten die Entwicklung der Reproduktionszahl R, die Inzidenzen nach Risikogruppen, die Belastung des Gesundheitssystems, die Belegung von Intensivstationen und die Sterbefälle berücksichtigt werden.

Die aktuell noch als Ziel vorgegebene Inzidenz von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner halten die Wissenschaftler vor allem für stationäre Einrichtungen für "völlig ungeeignet". Außerdem sei dieser Wert für die Bevölkerung im Winter nur "unter größten Anstrengungen" zu erreichen und danach nur durch weitere harte Maßnahmen zu halten.

"Nicht nur Virologen, Physiker und Modellierer"

Damit die Gesellschaft die Maßnahmen in jeder Phase eines Plans durchhalten kann, möchte die Arbeitsgruppe einen politischen und wissenschaftlichen Diskurs über Zielkorridore und Pandemiestufen. Dabei fordert sie - offensichtlich mit Blick auf die No-Covid-Strategie - die Mitarbeit vieler Fachgebiete, "nicht nur die von Virologen, Physikern und Modellierern".

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Die interdisziplinären Arbeitsgruppen sollen alternative Bekämpfungsoptionen erarbeiten, ihre Vor- und Nachteile evaluieren und schließlich ergebnisoffen den Entscheidungsträgern vorstellen. Dabei soll in jeder Stufe transparent ein Maßnahmenpaket für einzelne Lebensbereiche geschnürt werden, beispielsweise für Schulen, Arbeitsplätze oder Einzelhandel. Alle drei bis vier Wochen soll die Situation bewertet und gegebenenfalls die Stufen angepasst werden.

Die Wissenschaftler erhoffen sich letztendlich, dass so Maßnahmen transparent und vorhersehbar werden. Diese Vorhersehbarkeit ist für sie entscheidend, "um die Menschen auf dem Weg zum Pandemie-Ende auch mitzunehmen."

Quelle: ntv.de, kwe

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