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Die 25.000-Euro-Frage Für Aktien wird die Luft dünner

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Eine Verlangsamung des Gewinnwachstums der Unternehmen bei gleichzeitig recht ambitionierten Bewertungen macht die Aktienmärkte anfällig für Korrekturen.

Eine Verlangsamung des Gewinnwachstums der Unternehmen bei gleichzeitig recht ambitionierten Bewertungen macht die Aktienmärkte anfällig für Korrekturen.

(Foto: IMAGO/UPI Photo)

Seit fast zweieinhalb Jahren befinden sich die wichtigsten westlichen Aktienmärkte im Rallye-Modus. Je länger diese Aufwärtsbewegung anhält, desto geringer fallen zukünftig erwartete Renditen aus und die Schwankungen dürften steigen.

Allein im vergangenen Jahr hat der MSCI World um fast 20 Prozent zugelegt. Seit dem Tief im September 2022 summiert sich das Plus sogar auf deutlich mehr als 50 Prozent. Der wohl wichtigste Aktienindex der Welt umfasst rund 1400 große und mittelgroße Unternehmen aus mehr als 20 Industrieländern. Der MSCI World deckt rund 85 Prozent der westlichen Aktienmärkte ab und spiegelt damit die Entwicklung an Wall Street und Co. recht gut wider. Angesichts dieser Zuwächse stellt sich die Frage, ob sich diese Rallye 2025 fortsetzen kann oder ob eher mit einem Ende zu rechnen ist.

Reinhard Pfingsten ist Chief Investment Officer bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank.

Reinhard Pfingsten ist Chief Investment Officer bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank.

Um diese Frage zu beantworten, hilft ein Blick auf die Kurstreiber der vergangenen Quartale. Vor allem steigende Unternehmensgewinne und eine sogenannte Ausweitung der Bewertungen haben für die jüngste Aktienrallye gesorgt. Insbesondere in den USA haben die Unternehmen im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient als 2023. Auch in anderen westlichen Ländern sind die Unternehmensgewinne gestiegen, wenn auch nicht so stark wie in den Vereinigten Staaten. In den USA haben zuletzt noch die vom alten und neuen Präsidenten Donald Trump angekündigten Steuersenkungen die Aktienkurse unterstützt.

Unternehmensgewinne wachsen langsamer

Zwar dürften die US-Unternehmen auch im neuen Jahr mehr verdienen als in den zwölf Monaten zuvor - nicht zuletzt dank künstlicher Intelligenz und niedriger Steuern. Aber die Inflation geht langsam, aber sicher zurück. Das ist schön für die Verbraucher, aber weniger gut für die Unternehmen. Wenn die Teuerung nachlässt, fällt es ihnen schwerer, höhere Preise durchzusetzen, was wiederum die Gewinnmargen unter Druck setzt. Das Gewinnwachstum der US-Companys dürfte sich somit abflachen.

In Europa kommt erschwerend hinzu, dass die Konjunktur weiterhin lahmt - vor allem Deutschland, die größte europäische Volkswirtschaft, erweist sich nach wie vor als Bremsklotz. Das schwache Wirtschaftswachstum erschwert es den Unternehmen, ihre Gewinne zu steigern. Hinzu kommen noch die drohenden Strafzölle der USA und die schwache Nachfrage aus China.

Neben den steigenden Unternehmensgewinnen waren es bisher die steigenden Bewertungsniveaus, die die Aktienkurse 2024 unterstützt haben. Vor allem in den Vereinigten Staaten notieren die Kurs-Gewinn-Verhältnisse aber mittlerweile auf Rekordniveau. Der Grund liegt auf der Hand: Die Aktienkurse sind noch stärker gestiegen als die Unternehmensgewinne. In nur fünf Prozent der Fälle war die Wall Street in den zurückliegenden 30 Jahren höher bewertet als zurzeit. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass die Bewertungen in diesem Jahr die Aktienkurse kaum noch unterstützen werden.

Aktienmärkte anfällig für Korrekturen

Eine Verlangsamung des Gewinnwachstums der Unternehmen bei gleichzeitig recht ambitionierten Bewertungen macht die Aktienmärkte anfällig für Korrekturen. Auslöser können beispielsweise schwache Konjunkturdaten aus den USA oder geopolitische Risiken sein.

Hinzu kommt, dass Anleihen mittlerweile wieder eine ernst zu nehmende Konkurrenz darstellen. Amerikanische Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren bieten derzeit rund 4,6 Prozent Zinsen pro Jahr und damit fast so viel wie beim Rekordstand im vergangenen Jahr. US-Staatsanleihen gelten als weitgehend ausfallsicher und damit als ausgesprochen risikoarm. Bei Aktien bestehen hingegen neben dem allgemeinen Marktrisiko auch immer noch unternehmensspezifische Unwägbarkeiten.

Als weitere Aktien-Alternative kommt Gold infrage. Das Edelmetall profitierte 2024 von umfangreichen Käufen der Zentralbanken. Nachdem die USA und Europa russische Auslandsguthaben nach dem Überfall auf die Ukraine eingefroren hatten, begannen Zentralbanken insbesondere aus anderen Schwellenländern, ihre Devisenreserven von Dollar in Gold umzuschichten, da der Westen hier nicht intervenieren kann.

Die 25.000-Euro-Frage

Wenn ein Anleger heute beispielsweise 25.000 Euro liquides Vermögen investieren möchte, kann er es wie folgt aufteilen. Aktien sollten etwa 45 Prozent der Mittel ausmachen, also aus den genannten Gründen etwas weniger als üblich. Der Schwerpunkt sollte weiterhin auf den USA liegen, da hier die wirtschaftliche Dynamik am größten ist.

Ein weiterer Schwerpunkt der Asset Allocation sollte auf westlichen Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit guter Bonität liegen. Darüber hinaus sollten Anleger einen Anteil an liquiden Mitteln halten, um bei möglichen Korrekturen günstig nachkaufen zu können. Generell gilt: Nicht investiert zu sein ist keine Alternative, da sonst mögliche Kursgewinne dem Anleger verloren gehen.

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Reinhard Pfingsten arbeitet seit September 2023 als Chief Investment Officer bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. Diese Funktion übte der studierte Mathematiker bereits zuvor bei der Bethmann Bank und Hauck & Aufhäuser Privatbankiers aus.

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Deutschen Apotheker- und Ärztebank dar.

Quelle: ntv.de

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