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Trotz Gaspreisbremse? Für wen sich jetzt noch eine Wärmepumpe lohnt

Sie sieht man häufig in Neubausiedlungen: Die Luft-Wasser-Wärmepumpe entzieht ihrer Umgebung Wärme und wandelt sie in Heizenergie um.

Sieht man jetzt immer öfter ...

(Foto: Laura Ludiwg/dpa-tmn)

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Die Heizkosten sind in den letzten Monaten doch ziemlich gestiegen. Auf der Suche nach einer günstigeren und umweltfreundlicheren Alternative zu Gas oder Öl beschäftigen sich immer mehr Menschen mit dem Thema Wärmepumpe. Worauf Sie dabei unbedingt achten sollten, lesen Sie hier.

Kosten sparen und energieautark leben, dieses Versprechen beschert Wärmepumpen ein gesteigertes Interesse. Was nicht verwundert, denn die Idee, sich unabhängig von Energiekonzernen und Schurkenstaaten günstig zu versorgen, ist verlockend. Mit der Gaspreisbremse ab März 2023, verbilligt sich allerdings der Gaspreis auf 12 Cent die Kilowattstunde.

Was ist also dran am Hype rund um Wärmepumpen? Und lohnt sich der Wechsel angesichts dieser Vergünstigungen jetzt immer noch? Antworten auf diese Fragen liefert Energieexperte Dr. Tim Rosengart vom Vergleichs- und Informationsportal Selfmade Energy.

Wie funktioniert eine Wärmepumpe?

Wärmepumpen gelten gemeinhin als klimafreundliche Alternative zu herkömmlichen Systemen wie Gas- oder Ölheizungen. Im Grunde funktionieren sie wie ein umgekehrter Kühlschrank. Während die Kühlflüssigkeit eines Kühlschranks die Wärme ableitet, bringt eine Wärmepumpe sie ins Haus hinein. Die dafür benötigte Wärme kommt dabei aus dem Erdreich, dem Grundwasser oder der Außenluft. Übersteigt der Wärmebedarf die Leistung der Pumpe, wird weiterer Strom für einen Zusatz-Heizstab benötigt. Dieser Strom kann beispielsweise direkt und günstig von der eigenen Photovoltaikanlage kommen oder einem angeschlossenen Batteriespeicher. Wärmepumpen lohnen sich daher vor allem in dieser Kombination. Der Betrieb kann aber natürlich auch über teureren Strom aus dem Netz erfolgen. Je seltener man dann aber den Wärmebedarf übersteigt, desto besser - und günstiger.

Was kostet eine Wärmepumpe?

Inklusive der Installation kostet eine Luftwärmepumpe zwischen 20.000 und 25.000 Euro. Die Grundwasserwärmepumpe kostet in etwa gleich viel, wobei hier noch Erschließungskosten von 5000 bis 10.000 Euro hinzukommen. Bei der Erdwärmepumpe, deren Preis inklusive Installation bei 15.000 bis 20.000 liegt, wird zwischen Pumpen mit Erdkollektoren und Sonden unterschieden. Für Sonden ist eine tiefe Bohrung von etwa 100 Metern notwendig - dort fallen 50 bis 75 Euro pro Meter Bohrtiefe an. Bei stark gesteinshaltigem Untergrund können es sogar bis zu 100 Euro werden. Erdkollektoren fallen mit etwa 25 Euro pro Quadratmeter ins Gewicht.

Nach der Inbetriebnahme sind die Wartungskosten allerdings geringer als bei anderen Heizungen und auch der Besuch des Schornsteinfegers entfällt. Lediglich Druck, Dichtheit, Temperatur und Mechanik müssen alle zwei Jahre kontrolliert werden, ein Kostenpunkt von etwa 100 Euro jährlich.

Woran erkenne ich eine gute Wärmepumpe?

Was beim Auto die PS-Leistung ist, ist die Jahresarbeitszeit (JAZ) bei der Wärmepumpe. Mit ihr lässt sich die Effizienz einer Wärmepumpe vergleichen: Eine JAZ von 3 bedeutet, dass 3 kWh Wärme aus 1 kWh Strom erzeugt werden - ab einer JAZ von ungefähr 3 gilt eine Wärmepumpe derzeit als effizient. Die Angaben der Hersteller geben allerdings Idealbedingungen wieder. In der Praxis kommen Luftwärmepumpen im Schnitt auf eine JAZ von 2,8, Erdwärmepumpen auf eine JAZ von 3,5 und Grundwasserwärmepumpen auf eine JAZ von 3,8.

Zudem sollte beim Erwerb der Geräte darauf geachtet werden, dass diese das Gütesiegel der Europäischen Wärmepumpenvereinigung (EHPA) tragen. Es steht für zwei Jahre Vollgarantie, 24-Stunden-Service sowie eine Ersatzteilverfügbarkeit über die nächsten zehn Jahre.

Welche Fördermaßnahmen gibt es?

Für Wärmepumpen gilt die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), hier stehen Nutzern 25 Prozent Basisförderung zu. Wer eine alte Gas- oder Ölheizung austauschen möchte, darf mit weiteren 10 Prozent rechnen. 5 Prozent Bonus gibt es zudem entweder für natürliche Kältemittel oder die Wahl einer Erd- oder Wasserpumpe. Die maximale Förderhöhe des BEG beträgt somit 40 Prozent. Übrigens: Für den Neubau gilt ab März die Bundesförderung Klimafreundlicher Neubau.

Wichtig ist, dass die Anträge vor Beginn einer Maßnahme gestellt werden, und zwar beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Außerdem muss eine geplante Wärmepumpe eine erwartete JAZ von 2,7 oder höher haben, ab 2024 eine JAZ von 3.

Auf welche Fallstricke muss ich achten?

Manche Wärmepumpen besitzen einen sogenannten Pufferspeicher, um kurze Aussetzer während der stromnetzbedingten Sperrzeiten zu überbrücken, der Wärmepumpen unterliegen - allerdings mit zusätzlichen Energieverlusten. Besser sind Wärmepumpen mit sogenannter Invertertechnik. Ebenfalls empfehlenswert ist, auf den GWP-Wert des eingebauten Kältemittels zu achten. Der GWP-Wert/CO2-Äquivalent gibt das Treibhauspotenzial eines Stoffes an und damit seinen Beitrag zur Erwärmung der bodennahen Luftschicht. Je niedriger der Wert ist, desto klimafreundlicher ist die Wärmepumpe. Das Kältemittel R32 hat beispielsweise einen GWP von 675, R410a einen Wert über 2000.

Luftwärmepumpen machen zudem Lärm. Deshalb sollte auf die Dezibelwerte und den Aufstellungsort geachtet werden. Es gibt aber auch Geräte mit leisem Nachtmodus oder geringerer Durchschnittslautstärke. Erd- und Wasserwärmepumpen sind dagegen leise, für sie besteht aber wiederum eine Genehmigungspflicht.

Für wen lohnt sich eine Wärmepumpe?

Prinzipiell gilt, je weniger Wärme benötigt wird, desto besser. Vorteilhaft sind eine gute Wärmedämmung und eine Flächenheizung, zum Beispiel über den Fußboden, die die Wärme besser verteilt beziehungsweise im Haus hält. Entsprechend geringer darf dann die Wassertemperatur sein. Neubauten sind grundsätzlich geeigneter, doch auch eine nachträgliche energetische Sanierung kann die Effizienz der Wärmepumpe steigern. Eine Auseinandersetzung mit Heizleistung und Energiebilanz des Eigenheims ist in jedem Fall notwendig, hier helfen unter anderem die Verbraucherzentralen weiter.

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Rechnet man mit dem 12-Cent-Tarif der Gaspreisbremse, ist eine moderne Gasheizung auf den ersten Blick tatsächlich günstiger als eine Luftwärmepumpe, jedoch teurer als eine Erdwärmepumpe. Aber: Die Maßnahme läuft am 30. April 2024 wieder aus, was die Gaspreise wohl wieder in die Höhe treiben wird. Auf 20 Jahre hochgerechnet (Rechnung von energie-experten.org) lohnen sich Wärmepumpen langfristig mehr. Bei einem Heizstromtarif von 38ct/kWh ist die Luftwärmepumpe am günstigsten, bei 50ct/kWh ist es die Erdwärmepumpe - vorausgesetzt, der Strompreis steigt nicht zu sehr. Wer hingegen eine Solaranlage sein Eigen nennt, ist fein raus. Denn hier kann der Strom selbst erzeugt werden und muss nicht teuer von einem Versorger eingekauft werden.

(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 19. Februar 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, awi

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