Ratgeber

Mit der Sonne aus der Krise? Was Sie jetzt zu Solaranlagen wissen müssen

Am Anfang wollen die meisten einfach nur wissen: Was kostet mich das?

Am Anfang wollen die meisten einfach nur wissen: Was kostet mich das?

(Foto: imago/Becker&Bredel)

Energie ist knapp und extrem teuer. Nun kann es mancher kaum erwarten, möglichst energieautark zu leben. Gerne auch durch eine Solaranlage auf dem eigenen Dach. Doch den meisten fehlt es an Grundwissen, um die Sache erfolgreich zu planen und zu realisieren. Hier sind die wichtigsten Tipps.

Die Strompreise jagen von einem Rekord zum nächsten. Und zu allem Übel sah sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kürzlich dazu gezwungen, die 2. Alarmstufe beim Gas ausgerufen. Die Kosten für Energie werden also noch weiter zulegen. Gerade für Eigenheim-Besitzer wächst das Interesse an selbst erzeugtem Sonnenstrom vom eigenen Dach.

Die Wunschvorstellung: Energieautark leben dank eigener Solaranlage, Batteriespeicher, Wärmepumpe & Co. Die Realität sieht bisher jedoch anders aus. Von rund 16 Millionen Einfamilienhäusern sind erst 1,5 Millionen mit einer Solaranlage ausgestattet. Aber warum landen am Ende des Tages nur so wenige Panels auf deutschen Dächern?

Ein Grund, die meisten wissen schlichtweg nicht, wo sie bei der Planung anfangen sollen. Anders als beim Auto- oder Hauskauf fehlt es vielen Solar-Interessierten an Grundwissen. Wie finden Hausbesitzer also schnell und einfach die für sie passende Solaranlage? Dr. Tim Rosengart, Gründer des Vergleichsportals Selfmade Energy, gibt einen Überblick über die wichtigsten Tipps. Los geht's:

Info-Portale nutzen

Am Anfang wollen die meisten einfach nur wissen: Was passt auf mein Dach? Wie viel von meinem Strombedarf kann ich damit decken? Was kostet mich das? Und wann ist der nächstmögliche Montagetermin? Es gibt verschiedene Online-Vergleichsportale, die Antworten zu diesen Fragen liefern. Einen ersten Überblick gibt es beispielsweise mit dem Solarrechner. Ansonsten lohnt ein Blick auf die Seiten der Verbraucherschutzzentrale, der Stiftung Warentest oder Finanztip.

Immer mehrere Angebote einholen

Obwohl es dank Online-Recherche mehr Transparenz gibt, sind die Preisunterschiede zwischen den Anbietern zum Teil noch groß. Was daran liegt, dass die Nachfrage in den letzten Monaten massiv zugenommen hat und der Markt heiß läuft. Oft sind Solarfirmen maßlos ausgebucht. Da kostet die Solaranlage schnell mal 45.000 statt 25.000 Euro. Es lohnt sich also, mehrere Anbieter zu vergleichen und nicht nur auf Empfehlungen von Bekannten zu höre.

Nicht nur auf lokale Anbieter setzen

Die meisten Menschen schauen bei der Suche nach dem richtigen Anbieter vor allem in ihrer Region. Das ist zwar löblich, aber nicht immer die beste Wahl. Es gibt auch eine Reihe von größeren, deutschlandweiten Anbietern wie zum Beispiel Enpal, Eigensonne oder Zolar, die ein Rundum-Sorglos-Paket bieten.

Inklusiv-Leistungen checken

Je nach Anbieter sind unterschiedliche Leistungen im Angebot enthalten. Wenn nicht ganz genau hingeschaut wird, entstehen schnell Zusatzkosten in Höhe mehrerer Tausend Euro. So kostet ein Gerüst für die Montage der Anlage schnell 1500 Euro extra, ein neuer Zählerschrank 2500 Euro - wenn sie nicht zum Leistungsumfang gehören. Es ist auch nicht unüblich, dass Dinge wie Kabel am Ende als Zusatzleistung aufgeführt sind.

Mit Wartezeiten rechnen

Die Nachfrage hat nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine und dem Gasembargo deutlich angezogen. Wer sich heute für eine Solaranlage entscheidet, muss im Schnitt mindestens sechs Monate warten, bis sie montiert wird. Je nach Region und Auslastung sind sogar Wartezeiten von 12 bis 18 Monaten möglich. Die meisten Solarfirmen suchen sich gerade sogar die Dächer aus, die sie bevorzugt mit Solar bestücken wollen.

Langfristig denken

Wer sich heute für eine Solaranlage interessiert, sollte sich nicht nur anschauen, welchen Bedarf er aktuell hat, sondern auch in Zukunft. Ist der Kauf eines E-Autos geplant? Fliegt die alte Gasheizung bald raus und wird durch eine Wärmepumpe ersetzt? Ist das der Fall, sollte die Solaranlage von Anfang an größer geplant werden.

Wer das Geld auf der hohen Kante hat, sollte kaufen

Jeder, der die Wahl zwischen Mieten oder Kaufen hat und das nötige Kleingeld auf dem Konto, sollte sich für die Kaufvariante entscheiden. Nicht zuletzt auch, weil ein Vergleich zwischen Miet- und Kaufmodellen sehr schwierig ist.

Fördermittel prüfen

Je nach Bundesland gibt es unterschiedliche Fördermöglichkeiten, die man sich sehr genau anschauen sollte. In Bayern wurden bis Anfang dieses Jahres zum Beispiel Batteriespeicher gefördert. Die Förderbank KfW unterstützt beim Kauf von Fotovoltaikanlagen ebenfalls mit zinsgünstigen Darlehen. Betreiber neuer Anlagen sollen künftig sogar doppelt so viel Geld bekommen, wenn sie den erzeugten Strom komplett ins Netz speisen.

Das Dach unter die Lupe nehmen

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Was viele vergessen: Bevor man sich für 15 bis 20 Jahre eine Solaranlage aufs Dach bauen lässt, sollte man prüfen, ob es gut in Schuss ist oder in den nächsten Jahren eine Modernisierung ansteht. Ist die Anlage erst einmal verbaut, wäre eine Dacherneuerung ein enormer Aufwand, weil die ganze Anlage entfernt werden müsste.

"Aktuell ist genau der richtige Zeitpunkt für den Umstieg auf Solarenergie. Dabei sollten aber keine vorschnellen Entscheidungen getroffen werden. Eine sorgsame Recherche ist hier das A und O", weiß Solarexperte Dr. Tim Rosengart.

(Dieser Artikel wurde am Freitag, 08. Juli 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, awi

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