Die 25.000-Euro-Frage Sind Anleihen jetzt wieder sexy?
13.03.2023, 11:07 Uhr
Auch bei sicheren Anleihen geht wieder was. Zumindest nominell.
(Foto: imago images/IlluPics)
In den vergangenen 15 Jahren kannten die Zinsen nur eine Richtung: nämlich nach unten - sogar bis in den negativen Bereich. Doch seitdem die Notenbanker im Kampf gegen die hohe Inflation kräftig an der Zinsschraube drehen, bieten Anleihen wieder ordentliche Renditen. Alles gut also?
Viel zu lange haben sich die Notenbanker gegen Zinserhöhungen gesträubt. Doch mittlerweile ist jedem klar, dass die Inflation mehr als nur ein vorübergehendes Problem ist. Besser spät als nie. Allein in den zurückliegenden zwölf Monaten hat die US-amerikanische Zentralbank Fed den Leitzins in den USA von nahezu 0 auf aktuell 4,5 bis 4,75 Prozent angehoben. Und selbst die EZB hat mit etwas Zeitverzögerung den Zins auf 3 Prozent erhöht. Und das ist nicht das Ende der Fahnenstange. Weitere Zinsanhebungen sind schon programmiert.

Marco Herrmann ist seit 1992 für renommierte Banken und Fondsgesellschaften tätig. Seit 2010 verantwortet er als Geschäftsführer die Anlagestrategie der FIDUKA.
Dabei ist es noch nicht einmal ein Jahr her, dass Banken ihre Kunden mit Strafzinsen traktiert haben. Heute sind spielend leicht und ohne größere Risiken mehr als drei Prozent Rendite bei Anleihen zu erzielen. Zum Beispiel bei deutschen Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von einem Jahr. Sie bieten aktuell eine Rendite von 3,3 Prozent. Damit können Investoren zumindest wieder eine "kleine" positive Rendite für das Parken von Geld erwirtschaften. Gleichzeitig ist das Ausfallrisiko minimal.
Alles gut also? Nein! Trotz der vermeintlich wieder attraktiven Renditen zeigt sich die Ausgangslage für Anleger aufgrund des derzeitigen Inflationsbildes nicht wirklich besser als in den vergangenen Jahren. Im Gegenteil. Lag im Jahr 2018 die Preissteigerung in Deutschland bei unter 2 Prozent, so lag sie im Februar 2023 mit 8,7 Prozent sogar höher als zu Zeiten der Ölkrise in den 1970ern Jahren. Real, das heißt nach Abzug der Inflation, erleidet der Anleger heute einen größeren Kaufkraftverlust als vor fünf Jahren, als die Zinsen noch bei nahe null lagen. Man unterliegt quasi einer Zinsillusion.
Zwar gehen die Währungshüter weiterhin davon aus, dass die rückläufigen Preise im Energiebereich, insbesondere beim Gas, die Inflationsrate in den nächsten Monaten fallen lassen. Dafür sorgen schon die Basiseffekte. So hat sich Öl bis Mitte 2022 verteuert, doch selbst wenn der Ölpreis sich jetzt nur seitwärts entwickeln sollte, sorgt dies für einen wachsenden deflatorischen Effekt, zumindest bis zu Jahresmitte.
Keine Entwarnung bei der Teuerungsrate
Die Inflation dürfte zum Jahresende mit mindestens vier Prozent im Euro-Raum weit vom Zwei-Prozent-Ziel der EZB entfernt bleiben. Eine historische Betrachtung für die Bundesrepublik zeigt, dass vom Hochpunkt der Inflation bis zum Erreichen der Zwei-Prozent-Zielmarke durchaus drei bis fünf Jahre vergehen können. Kaufkrafterhalt alleine mit Anleihen dürfte also nicht gelingen.
Einen besseren Inflationsschutz bieten dagegen Sachwerte. Unter diesen stechen insbesondere die Aktien hervor, die bei einem längeren Anlagehorizont die Inflation schlagen können. Beispielsweise hat der Welt-Aktienindex MSCI World im Zeitraum von 1970 bis 2021 nach Abzug der Inflationsrate eine reale Rendite von circa fünf Prozent pro Jahr erzielt. Die Welt wäre aber zu einfach, wenn die Inflation über einen Automatismus in die Aktienmärkte mittels steigender Kurse einfließt. Etwas Geduld ist schon erforderlich.
Dagegen sollten Anleger im aktuellen Umfeld bei Immobilien vorsichtiger agieren. Der sprunghafte Zinsanstieg der zurückliegenden zwölf Monate dürfte zu spürbaren Anpassungen in der Bau- und Immobilienbranche führen, da die Projektrealisierungen nun deutlich kostenintensiver ausfallen und die Finanzierungkosten die Renditen in vielen Lagen übersteigen. Des Weiteren drohen auch aufgrund der Themen "Wohnknappheit" und "hohe Mieten" Marktinterventionen seitens der Politik, die das Investment-Klima neben den genannten Marktfaktoren weiter eintrüben könnten. Die Ampel-Koalition lässt grüßen.
Die 25.000 Euro-Frage
Für Anleger mit 25.000 Euro ist trotz der Bevorzugung von Aktien ein Mix aus verschiedenen Anlagen zu empfehlen, um das Depot robuster gegen wirtschaftliche und geopolitische Risiken aufzustellen. Neben Aktien können auch wieder Anleihen mit Laufzeiten zwischen ein und drei Jahren ins Depot genommen werden. Mit deren Renditen lässt sich zumindest ein Teil der Inflation ausgleichen. Ebenso gehört auch Gold aufgrund seiner Eigenschaft als "sicherer Hafen" in volatilen Zeiten ins Depot.
Marco Herrmann ist seit 1992 für renommierte Banken und Fondsgesellschaften tätig. Seit 2010 verantwortet er als Geschäftsführer die Anlagestrategie der FIDUKA.
Quelle: ntv.de