Die 25.000-Euro-Frage Mit den richtigen Aktien der Inflation trotzen
09.05.2023, 13:39 Uhr Artikel anhören
Wer die Inflation ausgleichen will, muss bei der Rendite ansetzen. Aktien bieten mehr Chancen, aber auch mehr Risiko.
(Foto: Fabian Sommer/dpa/dpa-tmn)
Auch an der Börse hat gute Qualität ihren Preis. Doch gerade in einem schwierigen Umfeld, wie es zurzeit herrscht, können sich Anleger mit Investments in Qualitätswerte entspannt zurücklehnen.
Die Berichtssaison über die Ergebnisse des ersten Quartals des laufenden Jahres geht aktuell in ihre zweite Hälfte über. Unterm Strich fielen bislang die Ergebnisse ganz gut aus. Bisher haben 341 Unternehmen des S&P 500, also die 500 größten US-amerikanischen Aktiengesellschaften, ihre Quartalszahlen präsentiert.

Miraji Othman ist seit mehr als 15 Jahren als Analyst und Portfoliomanager an den Finanzmärkten tätig. Seit 2023 arbeitet er als Senior Analyst der FIDUKA.
Dabei konnten 78 Prozent die Gewinn- und 68 Prozent die Umsatzprognosen übertreffen und lagen damit moderat besser als im langfristigen Durchschnitt. Auf Index-Ebene liegt der Gewinnrückgang gegenüber dem Vorjahr "nur" bei 3,4 Prozent. Das ist deutlich besser als das im Vorfeld erwartete Minus von 7,1 Prozent.
Im europäischen Stoxx 600 haben bislang 214 Unternehmen sowohl den Gewinn als auch die Umsatzerwartungen übertroffen. Damit lagen knapp zwei Drittel der Ergebnisse über den Schätzungen der Analysten. Statt der vorab erwarteten 8,4 Prozent Gewinnrückgang ist aktuell ein leichter Gewinnanstieg um 1,2 Prozent zu verzeichnen.
Gute Ergebnisse trotz schwacher Konjunktur
Auch wenn die Analysten ihre Gewinnschätzungen im Verlauf des ersten Quartals teils übertrieben nach unten geschraubt haben, überraschen die präsentierten Zahlen vor dem Hintergrund einer relativ schwachen Konjunkturentwicklung. Da die Absatzmengen schwächeln und die Kosten insbesondere für Fracht, Rohstoffe und Löhne gestiegen sind, nutzen die Unternehmen verstärkt die Möglichkeit von Preiserhöhungen.
Als Paradebeispiel dient der Getränkehersteller Coca-Cola, der seine Umsätze im ersten Quartal 2023 konzernweit organisch im Vorjahresvergleich um zwölf Prozent auf elf Milliarden Dollar gesteigert hat. Dies gelang fast ausschließlich mithilfe höherer Preise, die einen Beitrag von elf Prozent ausmachten, während lediglich ein Prozent mehr Umsatz durch eine erhöhte Absatzmenge erzielt wurde.
Diese Entwicklung lässt sich bei vielen Unternehmen in den weniger konjunkturabhängigen Sektoren beobachten. Nicht selten bewegen sich die Preisanpassungen im zweitstelligen Bereich wie zum Beispiel bei Mondelez (plus 16 Prozent), Pepsi (plus 16 Prozent), Reckitt (plus 14 Prozent), Carlsberg (plus 12 Prozent), Anheuser-Busch (plus 12 Prozent), Unilever (plus 11 Prozent) sowie Danone, Procter&Gamble und Nestle (alle jeweils plus 10 Prozent).
Aber außerhalb des Lebensmittel- und Getränkesektors bewiesen zuletzt Unternehmen wie Netflix, Mercedes-Benz oder Apple ihre Preissetzungsmacht. Einige Unternehmen haben schon zu erkennen gegeben, dass sie auch im laufenden Quartal noch weiter Spielraum nach oben sehen. Das zeigt, dass Firmen mit Preissetzungsmacht in der Lage sind, den derzeitigen inflationären Kostenschub an ihre Kunden weiterzugeben und ihre Gewinnmargen zu schützen, wenn nicht gar auszuweiten.
Starkes Markenportfolio ist Trumpf
Wer sein Vermögen vor Inflation schützen möchte, kommt somit an den sogenannten Qualitätsaktien nicht vorbei. Meistens handelt es sich dabei um Unternehmen, die in der Vergangenheit überdurchschnittlich hohe und stabile Margen in ihren Geschäftsberichten ausgewiesen haben.
Anleger, denen die Bilanzanalyse zu aufwendig ist, können als Daumenregel nach einem starken Markenportfolio Ausschau halten. Also Produkte, die einen hohen Beliebtheitsgrad haben und trotz günstiger Konkurrenz von den Kunden bevorzugt werden. Hierbei geht es nicht nur um klassische Konsumgüter, sondern auch im Geschäftsleben und in der Industrie schwer ersetzbare Produkte und Dienstleistungen.
Wer deinstalliert schon Software von Microsoft oder Adobe nur, weil das Abo etwas teurer geworden ist? Ebenso werden Handwerker weiter Spülkästen für Toiletten von Geberit einbauen, auch wenn die etwas mehr kosten als früher. Und so gibt es eine Vielzahl weiterer Beispiele. Die beiden wichtigsten Grundbausteine für ein langfristig erfolgreiches Depot gelten weiter: Diversifikation (international breit gestreut) und Zeit (am besten mehr als zehn Jahre).
25.000-Euro-Frage
Die extrem hohen Inflationsraten dürften in der Vergangenheit liegen. Entwarnung gibt es dennoch nicht. Sehr wahrscheinlich werden Konsumenten und Anleger auch in den kommenden Jahren mit überdurchschnittlich hoher Inflation leben müssen. Mit den richtigen Unternehmen im Portfolio sollte sich aber auch diese Phase ertragreich überstehen lassen.
Der Schwerpunkt der Investitionen sollte daher auf Aktien liegen und hier vor allem auf den beschriebenen Qualitätswerten mit Preissetzungsmacht. Als Beimischung eignen sich kurzlaufende Anleihen, die dank der aggressiven Zinserhöhungen der EZB wieder einen vernünftigen laufenden Ertrag abwerfen. Vor dem Hintergrund der hohen Schuldenlast der Staaten und zum Beispiel auch im Immobiliensektor ist eine Beimischung von Gold mit fünf bis zehn Prozent ebenfalls sinnvoll.
Miraji Othman ist seit mehr als 15 Jahren als Analyst und Portfoliomanager an den Finanzmärkten tätig. Seit 2023 arbeitet er als Senior Analyst der FIDUKA.
Quelle: ntv.de