"Castrillo tötet Juden" Spanisches Dorf wird Namen los
26.05.2014, 06:35 Uhr
Ein grausamer Name: "Castrillo tötet Juden."
(Foto: REUTERS)
Das kleine Dorf "Castrillo Matajudios" hat sich von einer Bürde befreit: seinem Namen. Denn der hat eine antisemitische Bedeutung. Über die Namensänderung wird abgestimmt - der Bürgermeister macht sogar sein Schicksal vom Ergebnis abhängig.
Ein spanisches Dorf hat den Termin der Europawahl zum Anlass genommen, um sich von einer schweren Bürde zu befreien: Der Ort Castrillo Matajudios stimmte nicht nur über das Europaparlament ab, sondern auch über eine Namensänderung. Denn Castrillo Matajudios heißt auf deutsch: "Castrillo tötet Juden".
An der Abstimmung beteiligten sich 52 der 56 Einwohner. "29 haben für die Namensänderung gestimmt", sagte Bürgermeister Lorenzo Rodríguez. Er hatte sein Amt von dem Votum abhängig gemacht: Sollten die 56 Einwohner nicht mehrheitlich für die Namensänderung stimmen, werde er abtreten. "Wenn Sie irgendwo hinreisen, müssen Sie das immer erklären." Außerdem habe der Name für eine von Juden gegründete Gemeinde keinen Sinn. "Wir haben einen Davidstern im Wappen", sagte Rodríguez.
Zwei Alternativen zur Wahl
Die jüdischen Gründerväter seien bis 1492 geblieben, bis sie von der Inquisition vertrieben worden seien. Nach Ansicht von Experten wie dem Archäologen Angel Palomino waren es die Nachfahren der Juden, die zum römisch-katholischen Glauben konvertiert mit dem Namen Castrillo Matajudios ein Zeugnis ihres neuen Glaubens ablegen wollten.
Die Einwohner des Dorfes in der Nähe von Burgos hatten nun die Wahl zwischen dem alten Namen oder einer winzigen Änderung: Statt Matajudios würden sie künftig in Motajudios oder Mota de Judios wohnen, was Judenhügel bedeutet - denn die Ursiedlung lag auf einem Hügel. Gewonnen hat Mota de Judios.
Quelle: ntv.de, fma/AFP