Dach, Garten, Balkon Eignet sich Ihr Standort für eine Solaranlage?
15.05.2023, 16:25 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
(Foto: IMAGO/Wolfgang Maria Weber)
Deutschlands Dächer der Zukunft schimmern blau. Stichwort: Solaranlage. Denn wer derart sein eigener Energieversorger ist, tut nicht nur etwas für die eigene Öko-Bilanz, sondern kann damit auch Geld sparen. Und den Strom gibt's nicht nur vom Dach.
Schon im November 2022 lag die Anzahl der Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) in Deutschland bei mehr als 2,5 Millionen und täglich werden es mehr. Derzeit werden in Deutschland jeden Monat rund 3000 Solaranlagen auf Dächern installiert. Die Motivation: Mit Solarstrom Geld zu sparen, der Umwelt etwas Gutes zu tun und möglichst unabhängig von großen Energiekonzernen zu sein. Die Technik für PV-Anlagen gilt als weitgehend ausgereift, und Sonne scheint in ganz Deutschland ausreichend.
Doch die mit 5000 bis 10.000 Euro für ein durchschnittliches Einfamilienhaus vergleichsweise teuren Dachanlagen, die vor allem das deutsche Vorstadtpanorama zieren, sind längst nicht mehr die einzige Möglichkeit, günstigen Sonnenstrom zu beziehen. Von kleinen Kraftwerken auf dem Balkon zu Solarzellen im Gemüsegarten - es gibt einige Möglichkeiten, um den eigenen Standort energetisch aufzubessern. Was davon infrage kommt, wo man genauer hinschauen sollte und welche Förderungen es gibt, lesen Sie hier.
Gutes vom Dach
Vor allem für Hauseigentümer ist die PV-Anlage auf dem Hausdach nach wie vor sehr attraktiv. Wer diese auch noch mit einem E-Auto oder einer Wärmepumpe kombiniert, lebt nicht nur nachhaltiger, sondern spart auch bares Geld. Doch auch beim Klassiker unter den Solaranlagen müssen einige Dinge im Vorfeld beachtet werden. Wichtig ist, dass das Dach selbst stabil und möglichst verschattungsfrei ist.
Eine Ausrichtung nach Süden mit einer Neigung von 30 Grad ist optimal, beim Winkel gibt es allerdings etwas Spielraum und auch nach Osten oder Westen gerichtete Anlagen sind in der Regel sinnvoll. "Eine Solaranlage ist immer als langfristige Investition zu sehen, die sich rentieren soll. Ob sich die Anschaffung lohnt, kann letztendlich erst eine ausgiebige Beratung mit einem Fachbetrieb klären. Denn die individuellen baulichen Voraussetzungen und das Verhältnis von Sonnenlicht und Schatten sind ausschlaggebend für die Wirtschaftlichkeit der Anlage", sagt Energieexperte Dr. Wolfgang Gründinger vom Solarunternehmen Enpal.
Vor Inbetriebnahme der Anlage sollte diese bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden, damit die Einspeisevergütung erhalten werden kann. Im Jahr 2021 verdienten Anlagenbesitzer mit dem ins Netz eingespeisten Strom durchschnittlich 183 Euro im Monat. Mit den erhöhten Vergütungssätzen durch das novellierte EEG dürfte der finanzielle Anreiz noch weiter steigen.
Sommer vorm Balkon
Balkonkraftwerke erfreuen sich aktuell immer größerer Beliebtheit, denn sie sind vor allem für Mieter sehr interessant. Meist handelt es sich dabei um ein oder zwei PV-Module mit einer Maximalleistung von bis zu 600 Watt. Besonders attraktiv sind sie durch ihre Einfachheit: Sie müssen nicht fest im Balkon verbaut werden, sondern nur anmontiert und anschließend in die Steckdose gesteckt - und schon speist man die Wohnung mit Sonnenstrom. Die Preise für Komplettanlagen inklusive Montagematerial liegen zwischen 550 und 1200 Euro. Die meisten Anlagen lassen sich in dem Preissegment zwischen 649 und 800 Euro finden.
Prinzipiell muss ein Balkonkraftwerk immer vorher mit dem Vermieter abgeklärt werden. Er darf die Installation allerdings nicht einfach so verbieten. Dafür braucht es konkrete Gründe, wie etwa ein Blendrisiko für die Nachbarschaft oder andere Sicherheitsprobleme. Auch Wohnungsbesitzer in Eigentümergemeinschaften müssen sich die Anlage genehmigen lassen.
Die Montage selbst ist im Vergleich zur Anlage auf dem Dach einfach. Hier muss nur im Vorhinein aufgepasst werden, da es für alle Arten von Balkonen unterschiedliche Halterungen gibt. Die Auswahl der Montageorte am heimischen Balkon fällt dann meist überschaubar aus. Grundsätzlich empfiehlt sich hier wieder möglichst wenig Schatten und ein Winkel von 30 bis 35 Grad. Zu guter Letzt ist auch das Balkonkraftwerk meldepflichtig, sowohl beim Netzbetreiber als auch bei der Bundesnetzagentur.
Doppelt grüner Garten
Egal ob Gartenbeleuchtung, Teichpumpe oder der Teekocher in der Laube. Auch im Garten wird Strom verbraucht. Mini-Solaranlagen können dabei helfen, besonders in den sonnigen Monaten. Sie sind pflegeleicht, langlebig und wie die Balkonkraftwerke einfach in der Anschaffung. Die Anschaffungskosten liegen hier in der Regel zwischen 300 und 1000 Euro. Eine Baugenehmigung erfordern sie ebenfalls nicht. Ein paar Dinge sollten allerdings berücksichtigt werden.
Im Garten muss vor allem auf Verschattung geachtet werden. Denn anders als auf dem Dach oder am Balkon ist hier die Wahrscheinlichkeit, dass Bäume oder Büsche der Sonne im Weg stehen, deutlich höher. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, die Anlagen im Garten anzubringen: An der Wand oder auf dem Dach des Gartenhauses oder sogar freistehende Module auf dem Rasen. Letztere können auch nach der Installation noch bewegt werden, sodass man sie immer wieder dem Stand der Sonne anpassen kann. Denn es ist entscheidend, dass die Anlagen möglichst lange senkrecht einfallendes Licht abbekommen.
Auch im Garten sind die PV-Module meldepflichtig, der Ablauf deckt sich mit dem beim Balkonkraftwerk. Mitglieder im Kleingartenverein müssen außerdem die Ordnung des jeweiligen Vereins beachten und die Montage vorher abklären.
Mit Förderungen planen
Trotz aller Vorteile können vor allem Solaranlagen auf dem Dach durch ihren Kaufpreis abschrecken. Mittlerweile gibt es dafür aber viele Hilfen und in einigen Ländern und Kommunen auch noch Fördermittel. Seit Anfang des Jahres entfällt für Solaranlagen die Mehrwertsteuer komplett und der übrige Betrag kann zum Beispiel Hilfe der KfW-Bank finanziert werden. Diese gibt günstige Kredite für Solarprojekte, vorausgesetzt man stellt den Förderantrag vor dem Kauf, und ein Teil des gewonnenen Stroms wird ins Netz eingespeist und nach EEG vergütet. Wer ganz auf hohe Investitionssummen verzichten will, kann sich für ein Mietmodell entscheiden. So können Anschaffungs- und Versicherungskosten gespart und der Betrag monatlich abbezahlt werden.
Bei Mini-Anlagen gibt es in manchen Bundesländern ebenfalls eine Förderung. So bietet das Land Berlin einen Zuschuss von 500 Euro. Auch auf kommunaler Ebene gibt es bisweilen Fördermittel, teilweise bis zu 200 Euro.
(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 14. Mai 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, awi