Sondereinsatz im Katastrophengebiet Soldaten suchen Leichen
01.04.2011, 15:29 Uhr
Die Soldaten finden nur noch Tote.
(Foto: REUTERS)
Drei Wochen sind vergangen, seit ein Erdbeben der Stärke 9 Japan erschütterte und ein anschließender Tsunami das Land schwer verwüstete. Während die Welt vor allem auf das beschädigte AKW Fukushima schaut, warten viele Japaner noch immer darauf, ihre Toten begraben zu können.
Drei Wochen nach der haben tausende japanische und US-Soldaten mit einer großen Suche nach zahlreichen noch nicht geborgenen Todesopfern begonnen. Der dreitägige Einsatz konzentriere sich auf die nördliche Pazifikküste, teilte die japanische Armee mit. Die Umgebung des havarierten Atomkraftwerks Fukushima wurde wegen der Strahlengefahr von dem Einsatz ausgenommen.
"Wir werden uns auf die Küste, die Flussmündungen und die noch von Meerwasser überschwemmten Gebiete konzentrieren", erklärte ein Vertreter der japanischen Armee. An der großangelegten Suche beteiligen sich 17.000 japanische und 7000 US-Soldaten, wie die Zeitung "Yomiuri Shimbun" berichtete. Außerdem kommen bei der dreitägigen Aktion 120 Flugzeuge und Hubschrauber sowie 65 Schiffe zum Einsatz.
Über 25.000 Tote
Bislang zählten die Behörden 11.578 Todesopfer der Katastrophe von vor drei Wochen. Ein Beben der Stärke 9,0 hatte den Nordosten Japans am 11. März erschüttert und zerstörerische Flutwellen ausgelöst, die ganze Küstenstädte verwüsteten. Noch immer werden nach amtlichen Angaben 16.451 Menschen vermisst. Es besteht praktisch keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu finden.
Ausgenommen von der großangelegten Suchaktion wurde die . Das Atomkraftwerk war durch das Beben und den Tsunami stark beschädigt worden, was zur massiven Freisetzung radioaktiver Strahlung führte. Der Umkreis von 20 Kilometern war evakuiert worden, den Anwohnern im Abstand von 20 bis 30 Kilometern wurde geraten, das Gebiet freiwillig zu verlassen. In dem Gebiet werden laut Presseberichten noch etwa tausend Todesopfer vermutet.
Postmortale Verstrahlung
Wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, hatten die Behörden zunächst erwogen, die Todesopfer rund um Fukushima 1 zu bergen. Das Vorhaben sei aber wegen der starken postmortalen Verstrahlung der Opfer verschoben worden, erklärte die Polizei dem Bericht zufolge. Eine Entkontaminierung der Leichen vor Ort hätte ihre Identifizierung zusätzlich erschwert, von verstrahlten Leichen hätte jedoch im Fall ihrer Einäscherung eine Strahlenbelastung ausgehen können.
Die Bundesregierung äußerte "große Sorge und große Sympathie für die japanische Regierung und jeden, der dort versucht, in dieser entsetzlichen Situation Schlimmeres zu verhindern". Die Regierung habe "große Bewunderung für Menschen, die da sehr schwierige Arbeit leisten", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, Deutschland sei "immer bereit, bei konkreten Bitten, soweit wir das können, zu unterstützen und wohlwollend zu prüfen".
Keine Stimmung zum Feiern
Wegen der Katastrophe war die Stimmung in Japan weiter gedrückt. In der Hauptstadt Tokio begannen die Kirschbäume zu blühen - eigentlich ein Anlass für Frühlingsfeste. Wegen der Auswirkungen von Beben und Tsunami wurden aber alle Feierlichkeiten abgesagt.
Quelle: ntv.de, AFP