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Harry Valrien wird 80"Sappradi Bursch!"

03.11.2003, 13:58 Uhr

Er prägte den deutschen Sportjournalismus wie kaum ein anderer: TV-Journalist Harry Valrien läßt sich gelegentlich noch im Fernsehen blicken - und feiert seinen 80. Geburtstag.

Jahrzehnte lang prägte er den Sportjournalismus im deutschen Fernsehen: TV-Journalist Harry Valrien genießt zwar seinen Ruhestand, doch gelegentlich kehrt er gern wieder auf den Bildschirm zurück.

Mit den Sport-Größen Max Schmeling und Franz Beckenbauer hat er erst kürzlich Sendungen gedreht. "Man kann hier einen Menschen vielleicht von einer ganz anderen Seite kennen lernen. Das habe ich wirklich gerne gemacht", sagte Valrien, der am Dienstag seinen 80. Geburtstag feiert.

Trotz der Leidenschaft für den Journalismus - seine Präsenz auf dem TV-Schirm will er heute wohl dosieren: "Man muss ja nicht allem zusagen, was einem angeboten wird." Ob Olympia, alpine Skirennen oder das samstägliche "Aktuelle Sportstudio" im ZDF - Harry Valrien berichtete stets mit viel Engagement und Begeisterung, aber auch mit bayerischen Wortschmankerln, für die er heute noch berühmt ist.

Traumberuf Reporter

"Reporter war mein Traumberuf, hat Valrien einmal gesagt. Der gebürtige Münchner volontierte beim "Münchner Merkur" und kam 1951 kam zum Bayerischen Rundfunk. Dort spezialisierte er sich zunehmend auf den Sportjournalismus.

1952 berichtete er erstmals von Olympischen Winterspielen in Oslo. Bis in die 90er Jahre begleitete er mit Ausnahme des Jahres 1956 als Reporter, Interviewer und Kommentator alle Winter- und Sommerspiele. Zum ZDF wechselte der Vollblutjournalist 1962, seit der Einführung des Sportstudios war er 25 Jahre einer der Hauptmoderatoren.

Nicht nur als Ski-Experte, sondern auch als Golf-Kommentator in den Jahren 1990 bis 1997 bei Sat.1 und Premiere sowie als Moderator der Sendung "Telemotor" oder des "Sonntagsgespräch" im ZDF stellte Valrien seine Vielseitigkeit unter Beweis. Unvergessen sind jedoch die Skirennen, wenn er mit Ausrufen wie "Sappradi Bursch" mit viel Herzblut kommentierte und Pausen oder Rennverzögerungen mit zahlreichen Anekdoten würzte.

Die lieben Kollegen

Natürlich verfolgt der Bayer, der am Starnberger See lebt, auch heute noch regelmäßig Sportsendungen im Fernsehen. "Die jetzigen Kollegen machen das Wesentliche gut", findet er. Vor allem die Technik biete sehr viel mehr Möglichkeiten als zu seiner aktiven Reporterzeit.

Obwohl Valrien bewusst auf Kritik am Sportgeschäft verzichtet ("Ich bin nicht dazu da, die anderen zu kritisieren"), hat er sich über Rudi Völlers Wutausbruch nach dem EM-Qualifikationsspiel auf Island eine klare Meinung gebildet: "Wenn man die Branche heute kennt, war das keine richtige Überraschung. Völler ist der Kragen geplatzt. Vielleicht hat er sich im Ton vergriffen, aber das ist menschlich." Die heftige Kritik Völlers war nach Valriens Ansicht "für beide Seiten ein reinigendes Gewitter".

Von Kathrin Zeilmann, dpa