Panorama

"Als würde jemand Steine zermalmen" Zug rast in Menschenmenge

Die Zugstrecke zwischen Valencia und Barcelona.

Die Zugstrecke zwischen Valencia und Barcelona.

(Foto: dpa)

In der Nähe von Barcelona ist ein Hochgeschwindigkeitszug in eine Menschenmenge gerast, zwölf Menschen sterben. Die zumeist Jugendlichen hatten die Gleise zu Fuß überquert, weil sie zum Strand wollten. Die Bahn weist alle Vorwürfe von sich, die Opfer sollen leichtsinnig gewesen sein.

Ihr Ziel war eine Strandparty, doch sie nahmen eine tödliche Abkürzung über die Gleise: Bei einem verheerenden Bahnunglück nahe Barcelona sind zwölf Jugendliche ums Leben gekommen. 14 weitere Menschen wurden schwer verletzt, drei von ihnen schweben noch in Lebensgefahr.

Die Opfer wurden im Bahnhof des katalanischen Ferienortes Castelldefels an der Costa Dorada nachts von einem Schnellzug erfasst, als sie mit Dutzenden anderen Menschen die Gleise überqueren wollten, um an den Strand zu gelangen. Dort wollten sie nach altem Brauch an einem Fest zum Johannistag teilnehmen und die Sommer- Sonnenwende feiern. Es ist Spaniens schwerstes Zugunglück seit 2003.

Opfer leichtsinnig?

Die Behörden machten die Opfer, die zwischen 16 und 26 Jahre alt waren, für den Unfall verantwortlich. Sie hätten leichtsinnig gehandelt, weil sie die Gleise überquerten anstatt die vorhandene Unterführung zu nutzen, sagte der katalanische Regierungschef José Montilla. Die Bahngesellschaft Renfe wies jede Schuld von sich: Seitens des Unternehmens seien alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten worden.

Nach Aussage von Überlebenden war die Unterführung wegen der Menschenmenge überfüllt. Andere erklärten, sie sei geschlossen gewesen. Renfe wies das zurück. Der Zug habe außerdem bei der Einfahrt in den Bahnhof mit einem Signalton gewarnt. Bürgermeister Joan Sau räumte ein, dass eine ebenfalls vorhandene Fußgängerbrücke wegen Bauarbeiten gesperrt war.

"Wie Steine zermalmen"

"Alles war voller Blut und Leichenteile": Rettungskräfte am Unglücksort.

"Alles war voller Blut und Leichenteile": Rettungskräfte am Unglücksort.

(Foto: dpa)

Die Jugendlichen waren kurz vor Mitternacht in einem Nahverkehrszug aus Barcelona in Castelldefels eingetroffen. Auf den Gleisen wurden sie dann von dem heranrasenden Schnellzug erfasst, der aus Valencia kam und nach Barcelona fuhr. Der Zug kam erst mehrere hundert Meter nach dem Aufprall zum Stehen. Der Lokführer steht unter Schock.

Die Toten sind so entstellt, dass sie zunächst nicht identifiziert werden konnten. Unter ihnen sollen mehrere Einwanderer aus Lateinamerika sein.

"Es war brutal. Es hörte sich an, als würde jemand Steine zermalmen, dabei waren es Menschen", erzählte der Besitzer des Bahnhof-Ladens bestürzt. "Alles war voller Blut und Leichenteile", sagte ein Anwohner. Etwa 40 Krankenwagen und Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr eilten zu dem Unglücksort. Noch in der Nacht trafen auch erste Angehörige der Opfer ein. Der Zivilschutz brachte sie in eine Stadthalle der 62.000 Einwohner zählenden Gemeinde. Dort wurden sie von Psychologen betreut.

Quelle: ntv.de, dpa

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