Kampf gegen Beschneidung Somalia startet Kampagne
08.03.2004, 12:49 UhrIn Somalia hat am Montag die erste landesweite Kampagne gegen die Beschneidung von Mädchen begonnen. "Es ist ein Verbrechen gegen die Religion und gegen die Menschlichkeit", sagte der Präsident der Übergangsregierung, Abdikassim Salat Hassan, am Montag, dem Internationalen Frauentag, in der Hauptstadt Mogadischu.
Die Genitalverstümmelung von Mädchen sei weder durch den Islam noch durch die somalische Kultur zu rechtfertigen. "Es ist das erste Mal, dass ein prominenter Mann in Somalia offen darüber spricht. Das ist für uns ein großer Schritt", sagte die Vorsitzende eines Dachverbands von Frauengruppen, Mariam Yusuf Sheikh. Somalia gehört zu den von dem Brauch am stärksten betroffenen Ländern weltweit. Häufig wird die radikalste Form der Beschneidung praktiziert, bei der die Schamlippen entfernt werden und die Wunde dann bis auf eine winzige Öffnung zugenäht wird.
In den kommenden Wochen soll nun das Thema in den Medien und in Schulen intensiv behandelt werden. "Die wenigsten Mädchen und Frauen wissen, was dieser Eingriff für Folgen hat", sagte Sheikh. "Sie denken, dass es normal ist, große Schmerzen beim Sex zu haben und vor jeder Geburt aufgeschnitten zu werden."
Es sei wichtig, dass die islamischen Geistlichen offen aussprechen, dass diese Praxis keine religiöse Vorschrift sei. "Einige haben wir schon auf unserer Seite", sagt die Frauen-Aktivistin. "Aber es wird lange dauern, bis die Gesellschaft ihre Bräuche ändert." Viele Mütter hätten Angst, dass ihre Töchter keinen Ehemann finden könnten, wenn sie sie nicht traditionsgemäß beschneiden lassen.
Nach Angaben der Hilfsorganisation Novib hat Somalia eine der höchsten Sterberaten von Gebärenden. Etwa 1.600 von 100.000 Frauen überleben die Geburt ihres Kindes nicht. Das entspricht etwa 45 Frauen pro Tag.
Quelle: ntv.de