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Durch Armut und UnterdrückungWeltweit immer mehr Terror

21.11.2006, 09:23 Uhr

Die Zahl von Terroranschlägen und Opfern hat sich laut einer Studie in den vergangenen Jahren weltweit mehr als verdreifacht. Hauptmotiv für die wachsende politische Gewalt seien Armut, Misswirtschaft und Unterdrückung - nicht religiöser Fanatismus.

Die Zahl von Terroranschlägen und Opfern hat sich laut einer Studie in den vergangenen Jahren weltweit mehr als verdreifacht. Hauptmotiv für die wachsende politische Gewalt seien Armut, Misswirtschaft und Unterdrückung, der Zerfall von Staaten und Interventionen von außen - nicht religiöser Fanatismus. Dies sind die Ergebnisse einer weltweiten Studie der Bertelsmann Stiftung über politische Gewalt und Extremismus, die am Dienstag in Gütersloh veröffentlicht wurde.

Danach ist die Zahl der Terroranschläge in den vergangenen fünf Jahren von 700 auf 2200 pro Jahr gestiegen. Die Anzahl der dabei getöteten Menschen und Verletzten ist von 4.000 auf 13.000 gewachsen. Nur 26 Prozent aller terroristischen Gruppen seien weltweit dem religiösen - und damit vor allem dem islamistischen - Extremismus zuzuordnen. Den größten Anteil an politischer Gewalt hätten mit 36 Prozent nach wie vor nationalistische und separatistische Bewegungen.

Der geographische Schwerpunkt der politischen Gewalt liege auch nicht im Nahen Osten, sondern im asiatischen Raum. "Auch wenn unsere Bedrohungswahrnehmung auf Grund der Anschläge in New York, London und Madrid eine andere ist, so wird politische Gewalt im Regelfall dort ausgeübt, wo sie auf Grund sozialer Ungerechtigkeiten und der Ausgrenzung benachteiligter Gruppen entsteht", sagte der Autor der Studie, Prof. Aurel Croissant. 80 Prozent aller Anschläge würden in relativ wenigen Staaten verübt: Betroffen seien vor allem Russland mit Tschetschenien, Kolumbien, Afghanistan, der Irak sowie die Regionen Indien-Kaschmir-Pakistan und Thailand-Philippinen-Indonesien.

Projektleiter Hauke Hartmann betonte: "Unsere einseitige Aufmerksamkeit auf den islamistischen Terrorismus und den Mittleren Osten verstellt uns den Blick auf die eigentlichen Ursachen der politischen Gewalt sowie geeignete Ansätze ihrer Bekämpfung." Abschottungsszenarien und Kontrollmechanismen allein böten keine umfassende Sicherheit. Vielmehr müsse die westliche Entwicklungspolitik in die Lage versetzt werden, sich stärker bei Armutsbekämpfung, Demokratieförderung und Unterstützung guter Regierungsführung einzusetzen.

Die Studie "Gewalt und Extremismus" ist im Rahmen des Bertelsmann Transformations Index (BTI) 2006 entstanden. Der BTI erhebt alle zwei Jahre Daten und Berichte zum Stand von Demokratie und Marktwirtschaft sowie zur Qualität der politischen Führung in 119 Ländern.