Dossier

Wirtschaftskrise in Kroatien Elite-Soldaten sind im Zwangsurlaub

Regierungschefin Jadranka Kosor rechtfertigt den Zwangsurlaub.

Regierungschefin Jadranka Kosor rechtfertigt den Zwangsurlaub.

(Foto: picture alliance / dpa)

In Zeiten der Krise setzt Kroatien den Rotstift auch bei der Armee an. 7000 Soldaten sind im Zwangsurlaub, die Modernisierung wird auf bessere Zeiten verlegt.

Die Wirtschaftskrise und landesweite Sparmaßnahmen verursachen den Streitkräften Kroatiens ernsthafte Probleme. Alle ohnehin veraltete Jets und die meisten Hubschrauber sind nur bedingt einsatzbereit, weil es an dringend benötigten Ersatzteilen fehlt. Die notwendige Modernisierung der Waffen- und Transportsysteme wurde auf "bessere Zeiten" verschoben.

Und dass diese besseren Zeiten noch nicht nahe sind, bezeugt die Tatsache, dass sich seit Anfang Februar rund 7000 Angehörige von Elite-Einheiten im Zwangsurlaub befinden. Sie säßen Zuhause und würden erst im Frühjahr in die Kasernen zurückkehren, sagt Generalstabschef Slavko Baric.

Situation wie Militärgeheimnis behandelt

Bei den meisten handele es sich um "verdiente" freie Tage nach zahlreichen Überstunden im Dienst, beschönigte ein Staatssekretär im Verteidigungsministerium die Lage. Dieses Ministerium spricht ungern von den Schwierigkeiten und behandelt sie als Militärgeheimnis, aber die Medien warnen, dass die Lage in der Armee ernst, sogar schon kritisch sei.

Regierungschefin Jadranka Kosor versuchte den Zwangsurlaub tausender Soldaten zu rechtfertigen. Überall im Staat müsse "rationalisiert" werden, denn der Haushalt sei "sehr restriktiv" und alle müssten auf etwas verzichten. "Das Funktionieren unserer Armee ist aber keinesfalls bedroht", so Kosor.

Landesverteidigung vorerst nicht bedroht

Die Regierung hat für dieses Jahr der Armee rund 650 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das ist um ein Viertel weniger als im Vorjahr und deckt nur die minimalen Kosten. Dieses Geld ermögliche nur einen "Leerlauf", schrieb die Zeitung "Slobodna Dalmacija".

In den Medien wird sogar angezweifelt, ob die Armee - die erst vor knapp 15 Jahren nach Milliardeninvestitionen die aufständischen Serben besiegt und die territoriale Einheit des Landes hergestellt hatte - im Ernstfall überhaupt die Landesverteidigung sichern kann. Diese sei vorerst noch nicht bedroht, versichert Vlatko Cvrtila, Verteidigungsberater der Regierungschefin. Aber sollten die Kürzungen im Wehretat fortgesetzt werden - dann käme auch die Kampfbereitschaft der Armee ins Wackeln, warnte Cvrtila.

Warten auf bessere Zeiten

Die kroatischen Streitkräfte haben nach Schätzungen 16.000 Soldaten. Die Regierung hat den Rotstift auch bei der Modernisierung der Armee angesetzt. Das Balkanland habe den geplanten Kauf von neuen Kampfjets im Wert von einer Milliarde Euro sowie den Import von Schützenpanzern aus Finnland auf bessere Zeiten vertagt, sagt Verteidigungsminister Branko Vukelic.

Der neue Staatschef Ivo Josipovic sagt, dass sein Land mit dem NATO-Beitritt auch die Verpflichtungen der Anwendung von NATO-Standards übernommen hat, vor allem was die technologische Modernisierung angeht. Kroatien müsse daher neue Schützenpanzer, moderne Kampfflugzeuge und Kampfboote beschaffen. Nur so könne es sich an den Verteidigungsplänen der Allianz und an deren Friedensmissionen beteiligen, sagt der Präsident.

Quelle: ntv.de, Boris Raseta, dpa

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