"Krieg im Libanon"Leserbriefe an U. Sahm
Für seine Anmerkungen und Randnotizen zum Interview mit dem Bochumer Völkerrechtler Hans-Joachim Heintze hat n-tv-Nahostkorrespondent Ulrich W. Sahm zahlreiche Leserbriefe erhalten. Hier eine Auswahl.
Leserbriefe (zum Teil gekürzt) an n-tv-Korrespondenten Ulrich Sahm, Jerusalem:
"Ohne irgendeine Stellung zu diesem Konflikt beziehen zu wollen, muss ich doch sagen, dass mir ein Kommentar zu den Entwicklungen im Libanon negativ aufgefallen ist. Bei allem nötigen Respekt vor dem unabhängigen Journalismus und der freien Meinungsäußerung ist dieser Kommentar schlichtweg ein Beispiel schlechten Stils. Mir ist durchaus bewusst, dass ein Kommentar die Meinung des Kommentators wiedergibt. In diesem Fall jedoch geht dies zu weit.
Während der Originalartikel, also das Interview, unter normalen, journalistischen Bedingungen ablief, ist der Kommentar derart emotionsgeladen und Partei ergreifend, dass er nicht auf eine Internetseite gehört, die der Information und der öffentlichen Meinungsbildung dient.
Betrachtet man Ausschnitte wie 'Allerdings gebietet die Genfer Konvention den größtmöglichen Schutz der Zivilbevölkerung. /Offenbar nur der libanesischen, nicht aber der israelischen Zivilbevölkerung.', dann muss doch festgestellt werden, dass hier der Zynismus zu weit geht. Von solchen Passagen strotzt der Kommentar nur so.
Den ursprünglichen Interviewpartnern werden ihre Worte im Munde verdreht und teilweise falsch interpretiert, ohne dass sie eine Möglichkeit zur Antwort hätten. Das kann doch kein Journalismus mehr sein."
C. G.
Oldenburg
"Mal wieder haben Sie mit spitzer Zunge den Nagel auf den Kopf getroffen. Kompliment dazu. Die Schärfe Ihres Tons kann ich ob der eskalierenden Lage gut nachvollziehen. Insbesondere den Schluss mit der öffentlichen Meinung als Hauptmacht des Völkerrechts haben Sie meines Erachtens wunderbar sarkastisch pointiert.
Bitte geben Sie in diesen Tagen auf sich Acht."
S. K.
Berlin
"Ich bin enttäuscht über die undifferenzierte Sichtweise und die emotionale, ja bockige Art Ihres Jerusalem-Korrespondenten in Bezug auf die aktuellen Ereignisse im Libanon und das Interview mit PD Heintze.
Ad 1) Gerade auch wegen seiner demokratischen Kultur ist es wichtig, Israel zu unterstützen. Aber sollten nicht an einen demokratischen Staat auch höhere moralische Ansprüche gestellt werden als an Terrororganisationen? Die sinngemäße Argumentation, man sei auf israelischer Seite nicht brutaler als auf Seiten der Hisbullah, stellt den Staat Israel ungerechtfertigterweise auf eine moralische Stufe mit paramilitärischen Organisationen.
Ad 2) Die Angriffe auf Haifa und andere Städte in Israel sind widerwärtig und natürlich hat Israel ein Selbstverteidigungsrecht. Ebenso widerwärtig finde ich jedoch, wie ihr Korrespondent zivile Opfer auf der einen mit zivilen Opfern auf der anderen Seite aufrechnet. Diese Art der 'Auge um Auge, Zahn um Zahn-Mentalität' ist sicher eine Ursache, für die immer wieder aufflammenden und blutigen Konflikte."
j-e
"Nur ganz kurz: Gratulation zu Ihren Randbemerkungen zu den Äußerungen von Herrn Heintze. Aber das kommt öfters vor, dass angebliche Spezialisten vor lauter Wissen nur noch mehr Unsinn 'verlabern'.
PS: N-TV scheint mir der einzige Nachrichtensender zu sein der tatsächlich meist neutral und gerecht berichtet."
O. G.
München
"Zu ihrem Artikel vom Mittwoch, 19. Juli 2006 'Krieg im Libanon Was sagt das Völkerrecht?' von Ulrich Sahm möchte ich Ihnen - insbesondere Herrn Sahm - herzlich gratulieren!
In unserer heutigen Medienwelt ist es leider eher üblich, israelkritisch zu schreiben, ohne einen Blick auf die wirklichen Hintergründe zu werfen. Genau das aber tut Herr Sahm immer wieder - und das ist wohltuend, angemessen und vor allem richtig. Nicht, dass immer alles, was Israel tut, in Ordnung wäre. Aber bei der - pardon – 'gehirngewaschenen', manipulierten Meinung, die bei allzu vielen Journalisten und Redaktionen über Israel besteht, sind Herrn Sahms Beiträge ein dringend nötiger und korrigierender Impuls. Sie sind sichtlich nicht 'Mainstream' und es ist bestimmt nicht immer leicht, in diesem Thema 'gegen den Strom zu schwimmen'! Daher gebührt ihrer Redaktion und insbesondere Herrn Sahm große Anerkennung für den Mut, den Sie alle immer wieder in dieser Sache beweisen!
Vielen Dank und machen sie bitte weiter so!!!"
T. B.
"Für einen Nachrichtensender empfinde ich die zunehmende Mischung von Nachrichten und persönlichen Meinungen als durchaus problematisch, insbesondere, wenn, auch innerhalb eines als Meinung bezeichneten Artikels, Interviewaussagen und Meinungen gemischt werden, wie dies in Herrn Sahms Artikel über die völkerrechtliche Rechtmäßigkeit des Angriffes Israels auf den Libanon geschehen ist.
Verschlimmert wird dies noch dadurch, dass Herr Sahm selbst die grundlegendsten Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit nicht zu kennen scheint, denn schon im ersten Semester des Studiums der Rechtswissenschaften lernt der Student, dass ein Unrecht kein weiteres Unrecht rechtfertigt.
A. L.
Steuerberater