Mikro-Brauereien auf der SpurBier fernab des Mainstreams
Methusalem schmeckt ein wenig nach Schokolade. Hüll Melon soll eine Stachelbeernote haben und Dolden Boom ist sehr ausbalanciert. Wenn Sie nur Bahnhof verstanden haben, waren Sie wohl noch nie in der Craft-Bier-Szene unterwegs. Kleine Mikro-Brauereien brauen hier Bier fernab des Mainstream. Wir haben uns in der Szene umgesehen.
Eine Unterrichtsstunde an der Bierakademie Berlin. Auf dem Stundenplan heute: Die Verkostung von Craft-Bieren. Akademie-Leiterin und Bier-Sommelière Sylvia Kopp erschmeckt sich mit ihren Seminarteilnehmern die verschiedenen Nuancen, Düfte und Alkoholgehalte. Alle Biere sind handgemacht – Craft-Biere eben – aus kleinen so genannten Mikro-Brauereien.
Für Bier-Sommelière wie Sylvia kopp ein besonderes Bier: "Ich weiß, wer am Sudkessel steht und dieser Brauer steht auch persönlich hinter seinem Bier. Man geht eine persönliche Bindung ein oder man geht überhaupt eine Bindung ein, mit dem der das macht."
Mikrobrauereien auf dem Vormarsch
In Berlin Kreuzberg ist es Johannes Heidenpeter. Seine Mikrobrauerei hat er vor einem Jahr selber hergerichtet in den Räumen einer ehemaligen Fleischerei. Der studierte Maler und Bildhauer kommt seit dem gar nicht mehr zur Kunst. Er ist Vollzeitbrauer – 1200 Liter die Woche.
Er experimentiert mit Gewürzen, verschiedenen Hopfen und Früchten. Und beim fertigen Bier später auch mit den Namen: "Namen sind witziger Weise schon entscheidend. Ich hab bei mir immer oben am Ausschank die direkte Resonanz, sozusagen und merke, dass manche Namen eher auf die Leute abschreckend wirken. Sachen, die die Leute schon kennen oder was die Leute schon mal gehört haben, und wenn sie vor der Tafel stehen, ist es das was sie nehmen."
Rund zwanzig Mikrobrauereien gibt es inzwischen in der Hauptstadt. Im Hops & Barleys im Bezirk Friedrichshain setzt Brauer Philipp Brokamp seit 2008 auf Bier aus dem eigenen Sudkessel. Dabei kommt die Craft-Bier Bewegung eigentlich aus den USA. Als Präsident Carter Ende der 70-er Jahr das Heimbrauverbot aufgehoben hat, brauten die Amerikaner was da Zeug hält – zu Haus im kleinen Rahmen - die verschiedensten Biere - mit den unterschiedlichsten Geschmäckern.
Neue Carft-Bier-Bewegung
Die Craft-Bier-Bewegung ist in Deutschland angekommen Das die großen Brauereien sich nun fürchten müssen vor den kleinen Mikrobrauereien aus Berlin, glaubt Brauer Brokamp nicht: "Ich glaube, es ist eher eine Vielfalt, die sich dadurch entwickelt, die die größeren Brauereien wahrscheinlich auch spannend finden du die vielleicht trotzdem den Vorteil haben, weil das das generelle Interesse an Bier, was rückläufig war, vielleicht durch uns Kleinere und eine größere Vielfalt das allgemeine Interesse an Bier wieder geweckt wird."
Das Bier als Leidenschaft haben die Seminarteilnehmer in der Bierakademie längst für sich entdeckt. Für 40 Euro Teilnahmegebühr geht es für sie um Neuheiten aus der Craft-Bier-Szene.
Hopfen, Malz, Hefe, Wasser – mehr hat laut deutschen Reinheitsgebot nicht in Bier zu suchen. Da sind die Craft-Bier-Brauer viel freier. So wie die amerikanischen Besitzer vom Vagabund in Wedding. Verwöhnt durch die US-Craftbierszene zu Haus, fanden die Neuberliner in ihrem Kiez nichts dergleichen. Und so brauen und verkaufen sie ihr eigenes Bier und das der anderen Mikrobrauereien. Berührungsängste mit dem neuen Bier hatten die Gäste hier nicht.
Feierabend für Sylvia Kopp. Verkostungen, Seminare, Coachings rund um Bier gehören für die Bier-Sommelière zum Tagesgeschäft. Doch mindestens genauso wichtig sind ihr die Jungs aus der jungen Craft-Beer-Szene in Berlin geworden. Für sie sind die längst nicht mehr nur eine Modeerscheinung.