Wirtschaft

Ungewöhnlich heftige KatastrophenMunich Re wird vorsichtig

10.03.2011, 11:33 Uhr
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Christchurch 2011: Ein schweres Beben direkt unter einer dicht besiedelten Metropole. (Foto: REUTERS)

Unerwartet teure Naturkatastrophen binnen weniger Wochen zwingen den weltgrößten Rückversicherer zur Vorsicht: Angesichts der extremen Belastungen zweifelt Munich Re am Gewinnziel für 2011. Schuld ist unter anderem das große Beben von Christchurch. Das ruft jetzt sogar die neuseeländische Notenbank auf den Plan.

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Wenn das Büro zur Falle wird: In einigen Gebäuden blockierten Trümmer die Treppenhäuser. (Foto: REUTERS)

Ungewöhnlich hohe Lasten aus Naturkatastrophen gefährden

schon nach zwei Monaten das Gewinnziel der Münchener Rück für 2011. Der angepeilte

Konzerngewinn von 2,4 Mrd. Euro sei nur dann erreichbar, wenn im weiteren Jahresverlauf

die Großschäden unter den Durchschnittswerten blieben, teilte der weltgrößte Rückversicherer

mit.

Auf das Ergebnis der Rückversicherer - der die Risiken von Versicherungsunternehmen versichert - drückt vor allem das verheerende Erdbeben in

Neuseeland. Nur ein halbes Jahr zuvor hatte die Erde dort schon einmal gebebt. Hinzu kommen die Überschwemmungen in der australischen Metropole Brisbane

und der Zyklon "Yasi", der ebenfalls in Queensland wütete.

Der Konzern übernimmt für Versicherungen Risiken, die diesen zu große sind.

Indirekt sind so rund zwei Milliarden Menschen, etwa ein Drittel der Weltbevölkerung,

bei den Münchnern versichert. Als weltgrößter Rückversicherer ist Munich Re von

Großschäden auch am stärksten betroffen.

Allein die oben genannten Naturkatastrophen kosten den Dax-Konzern zusammen rund 1,5 Mrd. australische

Dollar, umgerechnet rund 1,1 Mrd. Euro. Davon entfallen eine Milliarde Australien-Dollar

auf das Neuseeland-Beben, 350 Mio. auf Brisbane und 135 Mio. auf Yasi.

Zum Vergleich: Die Erschütterungen in Christchurch kosteten die Rivalen Swiss Re rund 800 Mio. Dollar (573

Mio. Euro) vor Steuern und die Hannover Rück netto rund 150 Mio. Euro.

Für 2012 rechnet die Münchener Rück wieder mit einem Überschuss in der Größenordnung von

2,4 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr musste sie, wie bereits bekannt, einen

leichten Gewinnrückgang hinnehmen.

Dünnere Rendite am Kapitalmarkt

Auch am mittelfristigen Renditeziel von 15 Prozent hält das Unternehmen

fest. Allerdings wird zumindest in diesem Jahr auch dieses Ziel schwer zu

erreichen sein, wie man in München einräumte.

Grund dafür sind die niedrigen

Zinsen auf dem Kapitalmarkt, wo Munich Re die Beiträge seiner Versicherten

anlegt. 2010 hatte die Rendite bei 13,5 Prozent gelegen. Das Unternehmen geht

davon aus, dass die Kapitalmarktzinsen in diesem Jahr weiter auf niedrigem

Niveau bleiben werden. Mittelfristig sei mit einer Verzinsung von unter vier

Prozent zu rechen.

Das jüngste Erdbeben in Neuseeland ereignete sich am 22. Februar nahe des Zentrums

von Christchurch, wo die Dichte versicherter Werte besonders hoch ist. Mehr als

150 Menschen kamen ums Leben. Es dürfte für die Assekuranz eines der teuersten Erdbeben

der vergangenen Jahrzehnte werden.

Erdbeben kappt Leitzins

Das seismische Großereignis im Erdboden unter Christchurch hat offenbar auch die regionale Wirtschaft stärker erschüttert als zunächst abzusehen war. Aus Angst

vor schweren wirtschaftlichen Folgen des Bebens hat die neuseeländische Notenbank ihren Leitzins nun deutlich gekappt.

Der Schlüsselzins sinkt um einen halben Prozentpunkt auf 2,5 Prozent, wie die Zentralbank

mitteilte. Der Inselstaat im Meer vor der Südostküste Australiens war binnen eines halben Jahres zweimal von heftigen Erdstößen heimgesucht worden.

Die Notenbanker wollen mit dem Schritt verhindern, dass

die heimische Wirtschaft zurück in die Rezession fällt. Das Beben vom 22. Februar hatte große

Teile der zweitgrößten neuseeländischen Stadt Christchurch verwüstet.

"Das wird wohl einige Zeit dauern"

Nach ersten

Schätzungen beträgt der wirtschaftliche Schaden umgerechnet rund 11 Mrd. Dollar oder 8 Prozent der gesamten neuseeländischen Wirtschaftsleistung.

Zentralbankgouverneur Alan Bollard deutete in Wellington nach der Entscheidung an,

dass der Leitzins so lange niedrig bleiben soll, bis sich der Wiederaufbau der Stadt

positiv in den Wirtschaftszahlen bemerkbar macht. "Das wird wohl einige Zeit

dauern", fügte er hinzu.

Analysten hatten lediglich mit einer Zinssenkung um

25 Basispunkte gerechnet. Die Fachleute gehen davon aus, dass der Leitzins in Neuseeland

bis zum kommenden Jahr auf dem nun erreichten Niveau verharren wird.

"Das muss

jetzt getan werden. Das war eine sehr verantwortungsvolle Entscheidung", sagte

Alex Sinton, Devisenhändler bei der ANZ Bank. Der Neuseeland-Dollar gab um einen

halben Cent nach.

Neuseelands Konjunkturmotor stottert ohnehin seit einiger Zeit. Sowohl der private

Konsum als auch die Investitionsbereitschaft der Industrie sind derzeit deutlich

schwächer als in dem vom Rohstoffboom beflügelten Nachbarland Australien.