Kolumnen

Per Saldo Hosianna, das iPad ist da

Nun ist es endlich da, das von vielen so heiß ersehnte iPad. Der Verkaufsstart des Geräts sorgt für einen Ansturm verzückter Anhänger, der Kirchen vor Neid erblassen lässt.

"Seht her, ich habe ein iPad!"

"Seht her, ich habe ein iPad!"

(Foto: Reuters)

"Hast Du eigentlich Apple-Produkte", wurde ein Blogger vor einigen Tagen gefragt. Seine Antwort: "Nein, ich bin Atheist." Er wird, so ist anzunehmen, wohl nicht zu denen gehören, die heute selig lächelnd in den Laden rennen, um das ersehnte iPad endlich in den Händen zu halten. Apple wird das allerdings egal sein, gibt es doch genügend Anhänger, die schon seit Wochen dem Verkaufsstart in Deutschland entgegenfiebern. Und die heiligen den Feiertag.

Sie befolgen zweifelsohne auch jenes Gebot, das keinen anderen Anbieter neben Apple zulässt. Das ist schließlich Grundvoraussetzung, um in den Club aufgenommen zu werden. Geht Apple hier doch mit gutem Beispiel voran und setzt in Sachen Alleinvertretungsanspruch Maßstäbe - Programme anderer Anbieter sind nicht gern gesehen. Davon kann das exkommunizierte Adobe ein Lied singen, seine weit verbreitete Grafik-Software Flash findet auf dem iPad nicht statt.

Apple boomt trotzdem. Hatte der Konzern zunächst eine übersichtliche Zahl von Anhängern, folgen ihm mittlerweile Massen. Inzwischen ist Apple an der Börse mehr wert als Microsoft. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Dialektik des Konzerns mit dem Apfel-Symbol unnachahmlich ist: Das Naschen von der Frucht der Erkenntnis führt nicht zur Vertreibung aus dem Paradies, sondern verspricht ungeahnte Wonnen. Die allerdings keusch sind. Schmutzige Dinge wie Pornographie sind auf dem iPad tabu. Es soll frei von Sünde sein.

Glaube, Liebe, Hoffnung. Das sind die Worte, die Besitzer von iMacs, iPhones und iPads prägen. Sie glauben bedingungslos an die Produkte, selbst wenn sie nicht zwangsläufig besser sind als die der Konkurrenz. Sie lieben die Geräte, weil sie so herrlich sind. Sie hoffen, dass bald ein weiteres Produkt auf den Markt kommt.

Der religiösen Verehrung ist selbst Hysterie nicht fremd. Präsentiert Apple-Chef Steve Jobs auf großer Bühne ein neues Produkt, brechen die Anwesenden in Jubel aus. Es wundert, dass einige von ihnen nicht vor Verzückung weinen. Wer zu den ersten gehört, die ein iPhone oder gar ein iPad berühren dürfen, wird das nie vergessen. Kommen die Produkte endlich auf den Markt, finden sie reißenden Absatz. Der Preis spielt keine Rolle, denn der Kauf ist ein Bekenntnis. Als in New York die ersten iPads die Läden verließen, wurden sie von ihren Besitzern stolz in Richtung Himmel gereckt. Um sie herum brandete Applaus auf. Das ist nicht zu beanstanden, Freude ist ja etwas Schönes.

"Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Apple und Gott?", beginnt ein zeitgenössischer Scherz. "Gott hält sich nicht für Apple."

Quelle: ntv.de

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