Börsianer feiernDax schließt auf Rekordhoch
Champagnerlaune auf dem deutschen Aktienparkett: Steigende Kurse bei Konjunktur- und Finanztiteln treiben den Leitindex Dax auf den höchsten Stand seiner Geschichte. Kräftige Kursgewinne bei konjunktursensiblen Aktien und Titeln aus der Finanzbranche treiben den Index nach oben. Doch ungetrübt ist die Laune nicht.
Beinahe sechs Jahre hat es gedauert, nun ist es soweit: Das Allzeithoch des Dax bei 8151 Punkten vom Juli 2007 ist Geschichte. Die Rally der vergangenen Monate hat den Leitindex am Dienstag auf das heiß ersehnte Allzeithoch getrieben. Vor dem Dax hatten das jüngst schon der Dow-Jones-Index und der S&P 500 an der Wall Street geschafft.
Der Dax beendete den elektronischen Handel mit einem Kursplus von 0,9 Prozent bei 8181,78 Punkten. Im Tagesverlauf war der Leitindex sogar kurz über die Marke von 8200 Punkten gestiegen. Für den MDax ging es um 0,7 Prozent rauf auf 13.788,20 Punkte. Der TecDax kletterte um 0,4 Prozent auf 935,92 Punkte.
"Das billige Geld ist wie Wasser - es sucht sich seinen Weg", kommentierte Aktienmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank die Hochstimmung an den Börsen.
Entscheidender Auslöser der globalen Rally ist die extrem lockere Geldpolitik der Notenbanken: Die Bank of Japan hatte Anfang April ihre Geldschleusen weit geöffnet. Die amerikanische Fed hat signalisiert, der weltgrößten Volkswirtschaft noch lange unter die Arme zu greifen. Und die EZB wird nicht müde zu wiederholen, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun wird, um die Euro-Zone zu retten. Am Dienstag hat nun auch die australische Zentralbank den Leitzins auf ein Rekordtief gesenkt.
Die von den Zentralbanken verursachte niedrige Verzinsung an den Anleihe-Märkten hatte Investoren in den vergangenen Monaten in Anlagenot gebracht. Immer mehr setzten deshalb wieder auf Aktien und schoben so die Börsenrally an. Nach einer Durststrecke kamen zuletzt sogar wieder recht optimistisch stimmende Unternehmens-Bilanzen und Konjunkturdaten.
Zahlenreigen
Im Fokus standen am Dienstag Unternehmen mit Quartalsberichten. Allein im Dax legten Allianz, Munich Re und Commerzbank ihre Ergebnisse vor. Daneben stand die Zinspolitik im Blick: "Mario Draghi hat erneut sein ´was immer es braucht´-Mantra ausgerufen", hieß es bei den Analysten von IG. Er werde bei der lockeren Geldpolitik bleiben und ist bereit, sofort auf negative Daten zu reagieren. Auch Mitul Kotecha von der Credit Agricole betonte die Bedeutung der Billig-Zinsen als Kurstreiber: "Risikoassets vertrauen weiter darauf, dass die Zentralbanken zusätzlichen Treibstoff bereitstellen".
Rückenwind bekam der Markt auch von der heimischen Konjunktur: Im März hatte die Industrie wider Erwarten ein kräftiges Auftragsplus eingefahren. Sowohl aus dem Inland wie auch aus dem Ausland gingen deutlich mehr Bestellungen ein. Die Nachfrage aus der Eurozone war besonders stark. Die Bestellungen stiegen gegenüber dem Vormonat um 2,2 Prozent, während Volkswirte im Schnitt mit einem Rückgang um 0,5 Prozent gerechnet hatten.
Wette auf die Konjunktur
Auf der Gewinnerliste standen vor allem jene Titel weit oben, die von einer positiven Konjunkturentwicklung besonders deutlich profitieren. An der Spitze kletterte der Chemie- und Pharmakonzern Merck um 4,6 Prozent. Dafür sorgte unter anderem ein positiver Kommentar von Analysten der Deutschen Bank, die die Papiere weiterhin zum Kauf empfehlen und das Kursziel von 127 auf 134 Euro anhoben.
Darüber hinaus waren auch Papiere von HeidelCement gefragt, die sich um 3,5 Prozent verteuerten, Lanxess gingen 1,4 Prozent stärker aus dem Handel, ThyssenKrupp kletterten um 1,5 Prozent.
Daneben gehörten vor allem Finanzaktien zu den Profiteuren des Tages. Für die Allianz ging es um 3,6 Prozent rauf, nachdem der Versicherungskonzern seinen Gewinn zum Jahresaufakt kräftig nach oben geschraubt hatte.
Commerzbank-Aktien legten um 2,6 Prozent zu - trotz roter Zahlen im ersten Quartal. Unterm Strich seien die Zahlen mehr oder weniger so erwartet worden, heißt es im Handel. Die Gewinnseite profitiere von einer unerwartet niedrigen Risikovorsorge und einem niedrigen Verwaltungsaufwand. Der Zinsüberschuss liege etwas unter, der Provisionsüberschuss etwas über den Erwartungen. Im Blick der Anleger steht Börsianern zufolge auch die bevorstehende Kapitalerhöhung. Deutsche Bank ziehen um 1,5 Prozent an.
Bei Lufthansa steht der Rückzug vom Rückzug Wolfgang Mayrhubers als Chef des Aufsichtsrats im Blick. Nachdem Mayrhuber am Montagmorgen überraschend seinen Rückzug als designierter Aufsichtsratsvorsitzender angekündigt hatte, soll er den Job nun doch übernehmen. Die Aktie erholte sich mit einem Plus von 1,3 Prozent vom Vortagesschreck.
Auf der übersichtlichen Verliererseite stachen Beiersdorf mit einem Kursminus von 1,5 Prozent hervor. Analysten von Morgan Stanley stuften ihre Einschätzung des europäischen Konsumsektors von "Overweight" auf "Underweight" herunter.
Gegen den Gesamttrend schwächer entwickelten sich auch Automobilaktien. Für BMW ging es um 0,5 Prozent runter, Daimler verloren 0,5 Prozent. Volkswagen schlossen dagegen 0,6 Prozent im Plus.
Gesunde Nebenwerte
Im MDax trieben gute Unternehmenszahlen den Kurs von Stada um 9,1 Prozent nach oben. Die Erlöse zogen um 8 Prozent an, in gleichem Maße zog auch das operative Ergebnis an.
Deutlich zulegen konnte auch Hochtief mit einem Plus von 5,9 Prozent. Deutschlands größter Baukonzern schlägt nach mehreren fehlgeschlagenen Anläufen seine Flughafen-Beteiligungen los.
Gildemeister gaben dagegen zeitweise mehr als 5 Prozent nach, stabilisierten sich bis Handelsschluss bei einem Minus von 2,2 Prozent. Ein rückläufiger Auftragseingang im ersten Quartal drückte die Kauflaune der Anleger. Der Werkzeugmaschinenhersteller will seine Eigenständigkeit mittelfristig aufgeben und streibt an, bis 2020 mit seinem japanischen Partner Mori Seiki zu fusionieren. Gemeinsam wären sie in einem sehr zersplitterten Markt der mit Abstand größte Anbieter.
Tagesverlierer der Nebenwerte waren nach Qartalszahlen ProSiebenSat.1 mit 3,3 Prozent Minus. "Die Zahlen sind gut ausgefallen, aber nicht gut genug, um die Aktie, die in den vergangenen Wochen sehr gut gelaufen ist, weiter nach oben zu treiben", sagte ein Händler.
In der Riege der Technologietitel sorgten SMA Solar dafür, dass der TecDax nicht ganz an die Entwicklung der anderen Auswahlindizes anknüpfen konnte. Die Papiere des Anbieters von so genannten Wechselrichtern gaben um 4,3 Prozent nach.
