Inside Wall Street Kampf den Spekulanten
07.07.2009, 21:30 UhrAuf der ganzen Welt mag Barack Obama den Status eines Rockstars haben, und auch im eigenen Land genießt der Präsident eine deutliche Mehrheit in den Umfragen. Im ganzen Land, außer in einem kleinen Flecken auf der Karte von New York: Am Südzipfel Manhattans, im Finanzviertel, da mag man Obama nicht. Denn der greift in die Märkte ein wie noch niemand vor ihm. Zu Recht.
Die jüngste Aktion, mit der Washington die Wall Street besser organisieren will, geht wohlgemerkt gar nicht vom Weißen Haus aus, sondern von der Commodities Futures Trading Commission (CFTC), die den Rohstoffhandel reguliert. Doch für die Wall Street macht das keinen Unterschied, zumal man mit den aktuellen Handelseinschränkungen auf eine Gesetzesvorlage von zwei demokratischen Senatoren regiert.
Die CFTC will künftig für Index-Fonds und Index-Investoren den Handel mit Rohstoffen limitieren. Untersuchungen haben ergeben, dass diese größtenteils für eine spekulative Blase verantwortlich waren, die den Ölpreis im vergangenen Jahr zeitweise auf 150 Dollar pro Fass klettern ließ. Der Ölpreis fiel kurz darauf auf 40 Dollar, Experten sehen den wahren Wert von Öl zur Zeit zwischen 50 und 80 Dollar und sind sich einig, dass zur Zeit eine neue Blase zu entstehen droht.
Das wäre verheerend für die US-Konjunktur. Denn so sehr Spekulanten mit einem schnellen Umschlag von Öl-Futures eine Menge Geld machen könnten, so hat der instabile Handel doch dramatischere Auswirkungen auf die Konjunktur als etwa vergleichbare Schwankungen bei Aktien hätten. Die US-Wirtschaft ist massiv von Öl abhängig, was für Verbraucher ebenso gilt wie für Hersteller. Manche Branchen, wie etwa die Flugindustrie, hängen direkt vom Ölpreis ab – im vergangenen Jahr waren zahlreiche Linien der Pleite nahe.
Um den Einsatz von Spekulanten in großem Stil einzuschränken, will die CTFC nun künftig eine Regel anwenden, die im Handel mit Agrar-Rohstoffen schon lange üblich ist: Das Handelsvolumen muss in Zusammenhang mit dem tatsächlichen Angebot eines Rohstoffs stehen.
Bei Öl war das in der Vergangenheit gegeben, bis vor einigen Jahren der Ansturm institutioneller Anleger auf Indexfonds zunahm. Plötzlich waren Rentenfonds und Hedgefonds im Geschäft mit Öl-Futures, viele Anleger kauften massiv zu und trieben die Preise in die Höhe.
Analysten befürworten die neuen Regelungen für den Markt. „Es gibt keine fundamentalen Gründe, warum der Ölpreis über 70 Dollar liegen sollte“, meint Adam White von White Knight Research. Er hoffe, dass die CTFC mit neuen Limits „exzessives Spekulieren auf allen Handelsplattformen unterbinden“ könnte.
Einigen geht das natürlich gegen den Strich. Hedgefonds-Manager haben mit schnellen und gewaltigen Transaktionen Millionen verdient und oft gewaltige Renditen eingefahren. Doch gingen die jeweils direkt zu Lasten des Marktes und letztlich der US-Wirtschaft – deshalb ist der Einsatz der CFTC nicht nur notwendig, sondern längst überfällig.
Quelle: ntv.de