Großfusion im Bananen-Business US-Börsen schließen im Minus
10.03.2014, 21:15 Uhr
China, Krim, Japan, Bananen und Boeing: Die Mischung beschert US-Anlegern - zumindest zum Auftakt - nichts Gutes.
(Foto: AP)
In New York beginnt die neue Handelswoche mit klaren Kursverlusten: Unter dem Druck beunruhigender Signale aus China geht es an der Wall Street nach unten. Größere Ausschläge verzeichnen Händler bei Chiquita und Boeing.
Der unerwartete Einbruch der chinesischen Exportwirtschaft hat den Händlern an der US-Börse die Kauflaune verdorben. Der Rückgang der Ausfuhren schürt die Sorgen vor einer Konjunkturabkühlung in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Beobachtern zufolge dämpft allein schon die Aussicht die Risikoscheu der Anleger.
Nachdem die vergangene Handelswoche mit einem Rekordhoch zu Ende gegangen war, schlossen die drei wichtigsten Indizes deutlich im Minus. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 0,2 Prozent auf 16.418 Punkte. Der S&P-500 ging mit 1877 Zählern geringfügig tiefer aus dem Handel. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq verlor ebenfalls minimal und schloss bei 4.334 Punkten.
Am US-Markt wächst die Sorge, dass die chinesische Wirtschaft - die zweitgrößte der Welt - schwächer wachsen könnte als erwartet. Der Export aus dem Reich der Mitte brach im Februar unerwartet um 18,1 Prozent ein. Allerdings könnte das chinesische Neujahresfest an dem Rückgang mit Schuld sein.
Die Aussicht belastete unter anderem die Aktien des Rohstoffkonzerns Freeport McMoRan Copper & Gold, die im New Yorker Handel rund 2,5 Prozent nachgaben. Die Logik der Investoren: Wenn die chinesische Wirtschaft an Fahrt verliert, dürfte auch die Nachfrage nach Kupfer geringer ausfallen.
Einzelne Stimmen hielten die Reaktionen allerdings für übertrieben. Kent Engelke, Chef-Konjunkturstratege bei Capitol Securities Management, bezeichnete den Einfluss der chinesischen Handelsbilanzdaten auf die US-Märkte als gering. Die Daten müssten demnach als "Ausrede" für vereinzelte Gewinnmitnahmen herhalten.
Dass unter den Anlegern offensichtlich alles andere als Panik herrscht, lässt sich seiner Ansicht nach auch daran ablesen, dass sichere Häfen wie Staatsanleihen oder Gold eher gemieden werden. Am Anleihemarkt zeigten sich die Kurse leicht im Plus; die Rendite zehnjähriger Treasurys fiel um einen Basispunkt auf 2,78 Prozent. Die Feinunze Gold notierte mit 1341 Dollar minimal fester als am Freitagabend.
Angst vor einer geringeren Nachfrage als Folge einer schwächeren chinesischen Wirtschaft drückten hingegen den Ölpreis. Der Preis für ein Barrel WTI sank auf 101,25 Dollar von 102,58 Dollar vor dem Wochenende. Am Devisenmarkt tendierte der Euro nach zwischenzeitlicher Stärke kaum verändert bei 1,3876 Dollar. Die Gemeinschaftswährung profitierte zunächst noch etwas davon, dass die Europäische Zentralbank in der vergangenen Woche keine neuerliche geldpolitische Lockerung beschlossen hat.
Neue Dreamliner-Panne
Die Aktien von Boeing verloren unter dem Eindruck eines neuerlichen Rückschlags beim wichtigsten Prestigeprojekt des US-Flugzeugbauers gut 1,3 Prozent. Boeing hatte vor dem Wochenende Haarrisse in den Tragflächen von etwa 40 Maschinen vom Typ 787 "Dreamliner" entdeckt, die sich derzeit noch in der Produktion befinden. Das könnte die Auslieferung der Maschinen um einige Wochen verzögern, hieß es. Dazu kamen Sorgen um etwaige Konsequenzen des Aufsehen erregenden Falls von Flug MH370.
Nach dem noch immer ungeklärten Verschwinden einer Passagiermaschine vom Typ 777-200 waren die Aktien der unmittelbar betroffenen Fluggesellschaft Malaysian Airlines im asiatischen Handelsverlauf bereits um fast 20 Prozent eingebrochen. Sie gingen schließlich mit einem Abschlag von 4 Prozent aus dem Handel.
Noch gibt es keinerlei Hinweise, was zu dem Verlust der Maschine geführt haben könnte. Denkbar sind Branchenexperten zufolge Spekulationen in drei verschiedene Richtungen: Menschliches Versagen, ein terroristischer Akt oder Probleme mit der Technik. So lange Letzteres nicht ausgeschlossen werden kann, dürfte der Vorfall die Geschäftsaussichten der Boeing-Aktien zumindest überschatten.
Hochzeit im Bananenmarkt
Aussichten auf frischen Wind durch neue US-Konjunkturdaten gibt es zu Wochenbeginn nicht: Die Agenda des Tages begrüßte Anleger in dieser Hinsicht mit gähnender Leere. Bei den Einzelwerten dagegen gab es starke Signale: Die Aktien von Chiquita Brands standen angesichts einer angekündigten Großfusion im Bananenhandel voll im Vordergrund.
Das Unternehmen verschmilzt im Rahmen eines Aktientauschs mit dem irischen Wettbewerber Fyffes. Der neue Konzern Chiquitafyffes komme auf einen Umsatz von 4,6 Milliarden Dollar, teilten die beiden Handelshäuser mit. Die Chiquita-Aktien schnellten um rund 11,0 Prozent in die Höhe.
Ein kleines Plus von 0,4 Prozent zeigten die Aktien von Bed Bath & Beyond. Der Betreiber von Einrichtungshäusern hatte einen eher enttäuschenden Zwischenbericht zum vierten Quartal vorgelegt. Die Analysten von Credit Suisse finden die Zahlen dagegen gar nicht so schlecht, vor allem vor dem Hintergrund des harten Winters in den USA. Im Vergleich zu den Wettbewerbern habe Bed Bath & Beyond sogar relativ gut abgeschnitten, hieß es.
Starke Konjunktursignale kamen aus Washington: Das Weiße Haus sieht die US-Wirtschaft in diesem und im nächstem Jahr auf einem guten Wachstumskurs. In einem zu Wochenbeginn veröffentlichten umfassenden Bericht an den Kongress weisen die Top-Wirtschaftsberater von Präsident Barack Obama darauf hin, dass sich eine Reihe von Wachstumshemmnissen abgeschwächt habe oder ganz verschwunden sei. Als Beispiel führten sie unter anderem die Verringerung der Arbeitslosenzahlen und der Defizite an. Das Weiße Haus erwartet dem Report zufolge ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts für dieses Jahr von 3,1 Prozent und für 2015 von 3,4 Prozent. 2013 war die US-Wirtschaft um lediglich 1,9 Prozent gewachsen.
Schlussrekord beim S&P 500
Vor dem Wochenende hatte die Sorge vor einer Eskalation der Krim-Krise die positiven Nachrichten vom Arbeitsmarkt weitgehend überlagert. Laut US-Wirtschaftsministerium entstanden im Februar 175.000 Jobs, während Volkswirte lediglich mit 149.000 neuen Stellen gerechnet hatten. "Die Zahlen überzeugen insbesondere vor dem Hintergrund des oft zitierten strengen Winterwetters", sagte Helaba-Experte Ralf Umlauf. Ihre anfänglichen deutlicheren Kursgewinne konnten die Börsen dann jedoch nicht halten.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte war 0,19 Prozent im Plus bei 16.452 Punkten aus dem Handel gegangen. Der breiter gefasste S&P-500 gewann 0,05 Prozent auf 1878 Zähler und verzeichnete damit einen neuen Schlussrekord. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq verlor dagegen 0,37 Prozent auf 4336 Punkte. Auf Wochensicht legte der Dow 0,8 Prozent, der S&P 1 Prozent und die Nasdaq 0,7 Prozent zu.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts