Bleischwere Staatsanleihen Lettlands Währung ächzt
03.06.2009, 18:22 UhrLettland droht eine Abwertung seiner Währung. Für lettische Staatsanleihen fand sich am Mittwoch kein einziger Investor. Das nährt Spekulationen über eine baldige Abwertung der lettischen Währung.

Blick auf die lettische Zentralbank: Wenn der Lat an Wert verliert, wird es für viele Letten noch schwieriger, ausstehende Euro-Kredite zu bedienen.
(Foto: REUTERS)
Die lettische Regierung ist mit dem Versuch, Staatsanleihen an Investoren zu verkaufen, gescheitert. Das nährte Spekulationen an den Finanzmärkten, das einst boomende Land im Baltikum müsse seine Währung bald abwerten. Dies würde vor allem skandinavische Banken treffen, die stark in der Region engagiert sind.
"Die Märkte sind nach sehr vorsichtig geworden", sagte Devisenanalystin Barbara Nestor von der Commerzbank. Lars Christensen, Analyst der Danske Bank, bezeichnete die Situation in Lettland als "instabil". Weitere Hilfen der EU oder des Internationalen Währungsfonds (IWF) seien notwendig.
2008 hatte Lettland vom IWF bereits einen Notfallkredit über 7,5 Mrd. Euro erhalten. Das Land, das seit 2004 zur EU gehört, wurde wie seine Nachbarstaaten Litauen und Estland von der weltweiten Rezession besonders hart getroffen. Die Regierung geht in diesem Jahr von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um deutlich mehr als zehn Prozent aus.
In den vergangenen Tagen hatten die Spekulationen an den Märkten über eine Abwertung des lettischen Lat stark zugenommen. Der Lat ist an die europäische Gemeinschaftswährung gebunden und darf sich ihr gegenüber nur um ein Prozent verteuern oder verbilligen.
Bindung an den Euro
Die lettische Zentralbank schützt den Kurs der Währung durch Interventionen am Devisenmarkt. Ein Berater des lettischen Premierministers Valdis Dombrovskis hatte am Dienstag gesagt, eine Aufgabe dieser Bindung an den Euro sei nur noch eine Frage der Zeit. Die Regierung des Landes sperrt sich jedoch bislang vehement dagegen.
Eine Lat-Abwertung wäre vor allem für schwedische Banken mit schweren Folgen verbunden. Die meisten Kredite in Lettland sind in Euro aufgenommen worden. Nach einer Abwertung der Währung wäre es für die Schuldner schwieriger, die Darlehen zu bedienen. Die Aktienkurse der schwedischen Großbanken Swedbank, SEB, Nordea und Handelsbanken brachen an der Börse teilweise ein: Swedbank verloren 16 Prozent, SEB elf, Nordea 5,2 und Handelsbanken 4,1 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts