Sicherheit im FlugzeugWarum sind keine Fallschirme an Bord?
Wenn vor dem Start die Sicherheitshinweise vermittelt werden, fragt sich manch einer, warum es Schwimmwesten und Sauerstoffmasken, aber keine Fallschirme an Bord gibt.
Warum gibt es in normalen Passagierfliegern eigentlich keine Fallschirme? (fragt Jochen M. aus Gelsenkirchen)
Das liegt vor allem an der Konstruktion von Passagiermaschinen, sagt Derek Fund, Flugkapitän und Airbus-Flottenchef von Air Berlin. Kampfjets sind mit Fallschirmen und mit Schleudersitzen ausgestattet. Sie haben durch ihre Form einen geringeren Luftwiderstand und sind schneller unterwegs als Passagierflugzeuge, können aber nicht so gut gleiten wie diese, erklärt Kapitän Fund weiter. Militärflugzeuge sind im Gegensatz zu Verkehrsmaschinen für den militärischen Einsatz konstruiert. Bei Kampfeinsätzen kann es vorkommen, dass der Schleudersitz der einzige Weg ist, sich aus einem schwer beschädigten Flugzeug zu retten, wenn eine Notlandung nicht möglich ist.
Passagiermaschinen dagegen können aus der Reiseflughöhe um die 10.000 Meter heraus auch ohne Triebwerksleistung noch eine beträchtliche Strecke segeln. Man kann also auch bei einem Ausfall aller Triebwerke noch größere Strecken gleiten und das Flugzeug sicher steuern und sogar landen. Dies sind im Übrigen Szenarien, die regelmäßig intensiv von Piloten trainiert werden, fügt Kapitän Fund hinzu. Die Gleitzahl eines Airbusses beträgt bei ca. 390 km/h etwa 1:16. Würden beide Triebwerke in einer Reiseflughöhe von 10.000 m ausfallen, hätte man eine Restflugstrecke von ungefähr 160 km, innerhalb derer man noch sicher landen könnte.
Technisch unmöglich und praktisch nicht machbar
Ein Abspringen aus einer Passagiermaschine ist wegen der Bauweise der Druckkabine und der Konstruktion der Türen schon rein technisch nicht so einfach möglich. Theoretisch müsste das Dach des Verkehrsflugzeugs wie bei einem Kampfjet abgesprengt werden und die Passagiersitze bräuchten eine Schleudersitzausrüstung. Darüber hinaus herrschen in 10.000 Metern Höhe Verhältnisse, die ein Mensch nicht überleben könnte. Sicherer für Passagiere ist es, auch im Notfall angeschnallt auf ihren Plätzen zu bleiben.
Übrigens: Bevor man seinen ersten Fallschirmsprung absolvieren darf (Tandemsprünge sind damit nicht gemeint), muss man ein Tauglichkeitsattest seines Arztes vorlegen und eine intensive Ausbildung in Theorie und Praxis machen. Diese dauert knapp zwei Tage. Zur Prüfung als lizenzierter Fallschirmspringer darf man sich erst anmelden, wenn man mindestens 23 Freifallsprünge und das Theorieseminar vorweisen kann und bestimmte Freifallmanöver beherrscht. Piloten der Luftwaffe werden durch die Bundeswehr zu Fallschirmspringern ausgebildet.