Frage & Antwort Reicht bei Unterzuckerung ein Bonbon?
02.06.2015, 07:18 Uhr
Ein Bonbon bei Unterzucker zu lutschen, dauert zu lange.
(Foto: imago stock&people)
Ich war vor Kurzem dabei, als ein Mann im Supermarkt umfiel. Schnell kümmerten sich ein paar Leute um ihn. Wieder bei Bewusstsein sagte er, dass er Diabetiker sei und Zucker benötige. Eine Verkäuferin griff ins Regal und reichte ihm ein Bonbon. Ein anderer Mann meinte, dass der nicht helfen würde. Können Sie mir das erklären? fragt Mara F. aus Würzburg
Der Mann hatte mit seinem Einwurf recht. Warum aber ein Bonbon im Fall von Unterzuckerung für einen Diabetiker nicht ausreicht, erklärt Professor Thomas Haak, Chefarzt der Diabetes Klinik Bad Mergentheim. "Diabetiker mit einem Unterzucker benötigen rasch Kohlenhydrate, die vom Körper schnell aufgenommen und in Zucker umgewandelt werden können", so Haak. Ein Bonbon muss erst gelutscht werden. Die darin enthaltenen Kohlenhydrate brauchen viel zu lange, bis sie einem Diabetiker mit Unterzucker helfen könnten und sind zudem in einem Bonbon nicht in ausreichender Menge vorhanden.
Diabetiker mit Unterzucker benötigen etwa 20 bis 30 Gramm Kohlehydrate, um ihren Blutzuckerspiegel wieder auf einen relativ normalen Wert ansteigen zu lassen. Da dieser Zustand zum sogenannten hypoglykämischen Schock mit Bewusstlosigkeit führen kann, müssen die Kohlenhydrate möglichst schnell zugeführt oder eingenommen werden. Nur dann kann sich der Zustand von Diabetikern auch wieder stabilisieren.
Zuckerhaltige Getränke wirken schnell
"Weil es beim Unterzucker eines Diabetes-Patienten vor allem um Zeit geht, ist die Gabe von kohlenhydratreichen Getränken oder Traubenzucker wesentlich günstiger als ein Bonbon", betont Haak. Beides gelangt sehr schnell ins Blut. Von Traubenzucker müssten Betroffene vier bis sechs Stücken essen. Von Soft-Getränken wie Cola oder Limonade reichen 0,2 bis 0,3 Liter aus, um den Blutzuckerwert zu stabilisieren, erklärt der Experte weiter. Doch aufgepasst: Nur zuckerhaltige Getränke sind auch kohlenhydrathaltig. Cola ganz ohne Kalorien oder andere Light-Getränke mit Süßstoffen können in diesem Fall nichts für den Diabetiker mit Unterzucker tun.
Sowohl für Diabetiker und ihre Angehörigen als auch für Nichtbetroffene ist es wichtig, zu wissen, wie sich eine Unterzuckerung bemerkbar macht und wie man dieser richtig begegnet. Mediziner stufen die Unterzuckerung, die auch als Hypoglykämie bezeichnet wird, in vier Stufen ein. Sie reicht von asymptomatisch über mild und moderat bis hin zu schwer. Dementsprechend gibt es auch verschiedene Symptome.
Häufige Warnzeichen bei beginnender Unterzuckerung sind: Schwitzen, Herzrasen, Zittern, Heißhunger, weite Pupillen und eine Blässe um Mund und Nase. Sinkt der Blutzucker weiter, können Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen sowie Sprach- und Sehstörungen dazukommen. Eine fortgeschrittene Unterzuckerung äußert sich in Verhaltens- und Koordinationsstörungen. Im weiteren Verlauf können Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit und Krampfanfälle hinzukommen.
Übrigens: Auch Nicht-Diabetiker können in einen Unterzucker geraten. Heißhunger, Zittern und der Ausbruch von kaltem Schweiß sind die klassischen Symptome dafür. Bei ansonsten gesunden Menschen kann eine falsche Ernährung oder starker Alkoholkonsum Auslöser dafür sein. Personen, die solche Symptome öfter haben, sich aber ausgewogen ernähren und in Maßen Alkohol konsumieren, sollten dringend ihren Blutzucker überprüfen lassen.
Quelle: ntv.de