Fundsache, Nr. 1098 Sarkophagdeckel in Jerusalem
04.04.2012, 13:40 Uhr
Für den unauffälligen Transport zu groß; deswegen ist der Deckel durchgesägt worden.
(Foto: Clara Amit, courtesy of the Israel Antiquities Authority.)
Wenige Tage vor dem jüdischen Passahfest, das an den Auszug aus Ägypten erinnert, gibt die Antikenbehörde in Jerusalem eine erstaunliche Entdeckung bekannt: Bei einem arabischen Antiquitätenhändler in der Jerusalemer Altstadt sind zwei bunt bemalte, gut erhaltene ägyptischen Sarkophagdeckel gefunden worden. Inspektoren der Behörde haben die aus Palmholz hergestellten Sargdeckel beschlagnahmt.
Einer der beiden Deckel stammt aus der Zeit zwischen dem 8. und 10. vorchristlichen Jahrhundert, der andere sogar aus dem 16. vorchristlichen Jahrhundert. Er ist also rund 3600 Jahre alt. Zu diesem Ergebnis kamen Experten mit der Radiocarbon-Methode.
Die hölzernen Deckel waren bei ihrer Entstehung mit einer Gipsschicht versehen worden, auf die dann in bunten Farben das Abbild des Verblichenen sowie ägyptische Hieroglyphen aufgetragen wurden. Dank des trockenen Klimas in Ägypten blieben die Deckel erhalten. Derzeit werden sie in einem klimatisierten Raum der Antikenbehörde aufbewahrt.

Über den Verbleib der dazugehörigen Sarkophage und Mumien ist nichts bekannt.
(Foto: Clara Amit, courtesy of the Israel Antiquities Authority.)
Wie sind die Sarkophagdeckel nun nach Jerusalem gelangt? In der Antikenbehörde geht man davon aus, dass Grabräuber Gräber aus der Pharaonenzeit in der westlichen Wüste Ägyptens geplündert haben und die gefundenen Sargdeckel nach Dubai schmuggeln ließen. Von dort wurden sie mutmaßlich über Europa nach Israel gebracht. Die zwei Meter langen Deckel waren durchgesägt wurden, um sie zu verkürzen und leichter zu transportieren. Das weist, so die Beamten, auf Schmuggelei hin. Nichts ist über den Verbleib der einbalsamierten Mumien und der Sarkophage bekannt.
Sarkophage "made in Israel"
Antiquitätenhändler nutzen immer wieder Schlupflöcher in den israelischen Gesetzen, um geraubte antike Funde zu "waschen", ähnlich der Geldwäsche. Aus dem ganzen Nahen Osten werden Antiquitäten nach Israel gebracht, mit ordentlichen Dokumenten versehen und so legalisiert zum Weiterverkauf wieder ins Ausland transportiert. Die Händler geben dann an, dass selbst aus Ägypten stammende Sarkophage "made in Israel" seien.
Ab dem 20. April soll der Kreislauf des Antiquitätenschmuggels durchbrochen werden. Die Antikenbehörde hat zusammen mit dem Zoll neue Regeln ausgearbeitet, wonach jede Antiquität beim Import von einer offiziellen Zollerklärung begleitet sein und zunächst der Antikenbehörde zur Überprüfung übergeben werden müsse. Das sei Israels Beitrag zum internationalen Kampf gegen Antikenraub.
Inzwischen hat Ägypten den Antrag gestellt, die in Jerusalem "entdeckten" Sarkophage in ihre alte Heimat zurückzuführen. Nach Angaben der Antikenbehörde wolle Israel dem Wunsch entsprechen, sobald die dafür notwendigen bürokratischen Schritte erledigt seien.
Quelle: ntv.de