Reise

Dach überm Kopf in Belgien Tim & Struppi im Museum

Gut ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod erhält Belgiens berühmtester Comiczeichner Hergé ein eigenes Museum.

Ein neues Zuhause steht jetzt für die beiden in Louvain-la-Neuve.

Ein neues Zuhause steht jetzt für die beiden in Louvain-la-Neuve.

(Foto: dpa)

Gut ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod erhält Belgiens berühmtester Comiczeichner Hergé ein eigenes Museum. Am Dienstag öffnet das Haus in der Universitätsstadt Louvain-la-Neuve rund 20 Kilometer südlich von Brüssel. Im Zentrum der Ausstellung stehen die Abenteuer von Tim und Struppi, mit denen Hergé weltberühmt wurde.

Jungreporter Tim

Wie ein begehbarer Comic wirkt das Museum mit seinen bunt bemalten Wänden und der lichtdurchfluteten Haupthalle. Eine 75 Meter lange Holzbrücke führt direkt vom zentralen Marktplatz von Louvain-la-Neuve ins Museum. Auf der Fassade begrüßt Besucher ein Bild aus dem Band "Die Krabbe mit den goldenen Scheren", auf dem Jungreporter Tim Möwen nachschaut.

Originalzeichnungen, Fotos und Filme illustrieren in acht Sälen das Leben des 1907 geborenen Hergé, der mit bürgerlichem Namen Georges Rémi hieß. Das Museum informiert auch über die Arbeit der Zeichenstudios, mit deren Hilfe Hergé unter anderem die 24 "Tim und Struppi"-Bände fertigen ließ, die in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden.

Der Saal der Familie

Der Künstler hatte auch eine dunkle Seite.

Der Künstler hatte auch eine dunkle Seite.

(Foto: dpa)

Die Ausstellung zeigt auch die ersten Schwarz-Weiß-Skizzen des Journalisten Tim und seines weißen Foxterriers. Die Abenteuer erschienen erstmals vor gut 80 Jahren - am 10. Januar 1929 - in einer Jugendbeilage der katholischen Brüsseler Zeitung "Le Vingtième Siècle" (Das Zwanzigste Jahrhundert). Einer der schönsten Säle ist der "Familie" des Comic-Helden Tim gewidmet, der im Original "Tintin" heißt: Er zeigt die Entstehung von Struppi und von Figuren wie dem ewig fluchenden Kapitän Haddock und dem genial-verwirrten Professor Bienlein.

Auch die dunklen Seiten in Hergés Karriere werden nicht ausgespart. So etwa die Zusammenarbeit des Zeichners mit der Zeitung "Le Soir", die während des Zweiten Weltkriegs von den Nazi-Besatzern kontrolliert wurde.

Der französische Architekt Christian de Portzamparc wollte nach eigenen Angaben eine "verwunschene Welt" schaffen. "Ich mag keine dunklen Labyrinthe", sagt er zu dem Bau, der 15 Millionen Euro gekostet hat. Bis zu 200.000 Besucher jährlich erwartet Museumsdirektor Laurent de Froberville.

Mon Dieu - ein Eklat!

Um eine echte Touristenattraktion zu werden, muss das Museum noch nacharbeiten. Die Internetseite ist bisher nur auf Französisch verfügbar. Bei einer ersten Begehung des Museums mit Journalisten kam es zudem zu einem kleinen Eklat. Hergés Witwe Fanny und ihr zweiter Mann Nick Rodwell untersagten mit Verweis auf das Urheberrecht kurzerhand das Filmen und Fotografieren der Ausstellungsstücke.

Wer Comics liebt, wird auch verkehrsgünstiger fündig als in Louvain-la-Neuve: Das Belgische Comic-Zentrum in Brüssel feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Neben zahlreichen Originalzeichnungen lohnt auch der Jugendstil-Bau im Brüsseler Zentrum den Besuch.

Quelle: ntv.de, Pascal Mallet, AFP

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