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Hochtouriger Geschwindigkeitsrausch"Getaway": Der Star ist das Auto

02.05.2014, 07:45 Uhr
imageVon Thomas Badtke
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Selena Gomez und Ethan Hawke: Der wirkliche Star in "Getaway" steht auf dem Bild im Hintergrund - das Auto. (Foto: Universum)

Wie weit würdest du gehen, wenn deine Ehefrau entführt und mit dem Tod bedroht wird? Ex-Rennfahrer Brent Magna stiehlt ein US-Muscle-Car und geht damit auf Crashtour durch die belebte Innenstadt einer Metropole. Aber das ist erst der Anfang dieses Films.

"Hören Sie mir gut zu: Ihre Frau ist entführt worden. Seien Sie Punkt halb fünf in dem Parkhaus an der Watascha-Straße. Dort steht auf Ebene zwei ein ganz besonderer Wagen bereit. Sie können ihn gar nicht verfehlen. Stehlen Sie ihn! An dem Fahrzeug sind innen und außen Kameras angebracht. Ich werde jeden Ihrer Schritte beobachten! Fahren Sie zur Nordspitze der Stadt, dort werde ich Kontakt mit Ihnen aufnehmen. … Ihre Frau ist wirklich sehr schön. Befolgen Sie meine Anweisungen, wenn Sie Ihre Frau wiederhaben möchten. Wenn Sie zu den Bullen laufen - oder wenn Sie geschnappt werden, wird sie sterben!"

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Ethan Hawke spielt Brent Magna und muss mit einem gestohlenen Auto um das Leben seiner Frau rasen. (Foto: Universum)

Das ist der Anfang des Actionkrachers "Getaway". Der Mann im Auto ist Brent Magna (Ethan Hawke; "Before Midnight"), ein ehemaliger Rennfahrer, der nach einem folgenschweren Unfall aus der Szene ausgestiegen ist. Er zog mit seiner bulgarischen Frau in deren Heimatland. Der Mann am Telefon (Jon Voight; "Heat", "Mission Impossible") bleibt namen- und lange Zeit gesichtslos. Was zählt, sind seine Anweisungen - und die sind unmissverständlich.

"Bringen Sie das Mädchen um!"

So soll Magna beispielsweise mit dem gestohlenen Auto durch einen gut besuchten Park brettern, dann über eine noch besser besuchte Eisfläche. Es geht Treppen hinunter und über rote Ampeln. Marktplätze mit Dutzenden Ständen und Hunderten Menschen werden regelrecht durchpflügt. Den Sinn dahinter versteht Magna nicht, noch nicht.

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Selena Gomez spielt eine jugendliche Hackerin in "Getaway". (Foto: Universum)

Als er nach seiner ersten Aufgabe auf einer U-Bahn-Baustelle und in Sicherheit vor den ihn verfolgenden Polizeiautos verschnauft, klopft es an sein Autofenster. Eine Jugendliche (Selena Gomez; "Spring Breakers", "Aftershock") setzt sich kurzerhand ins Auto und hält Magna eine Pistole ins Gesicht, mit der Aufforderung auszusteigen. Magna findet das alles andere als lustig und entwaffnet kurzerhand das Mädchen. Dann ertönt wieder die Stimme: "Bringen Sie das Mädchen um!"

Magna entscheidet sich dagegen. Die Stimme hat damit gerechnet. Das Mädchen bleibt im Auto und weiter geht die wilde Hatz durch die nächtliche Stadt. Immer häufiger trifft Magna auf Polizeiwagen, immer mehr Autos gehen zu Bruch, immer mehr Straßensperren werden errichtet.

Im Auto selbst herrscht eine aufgewühlte Atmosphäre, denn der Wagen, den Magna im Parkhaus gestohlen hat, gehört dem Mädchen - und die ist die Tochter eines Investmentbankchefs. Langsam beginnen die beiden Insassen zu begreifen, was der große Plan hinter all der nächtlichen Raserei ist. Beiden wird dabei schnell klar: Keiner von ihnen soll überleben.

Hmm, ein Shelby

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Gestatten: Der Star in "Getaway", ein Ford Mustung Shelby GT 500 Super Snake. (Foto: Universum)

Ethan Hawke und Jon Voight, zwei gestandene Schauspieler, dazu noch die aufstrebende Jungschauspielerin Selena Gomez: Das klingt als Crew für einen Actionstreifen vollkommen in Ordnung. Aber nur Hawke kann überzeugen. Voight taucht nur am Ende des Films in persona auf, Gomez nervt bereits, nachdem sie nur ein paar Minuten im Auto sitzt, tierisch.

Ach ja, das Auto. Das ist der wirkliche Star von "Getaway". Ein Ford Mustang GT 500 Shelby Super Snake, ein getuntes Pony sozusagen, gepanzert und immer auf Hochtouren. Die Reifen quietschen, der Motor heult auf, die mehr als 800 Pferde unter der Haube kreischen laut um die Wette.

Logisch ist anders

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"Getaway" ist bei Universum als DVD und Blu-ray erschienen. (Foto: Universum)

Regisseur Courtney Solomon ("Dungeons & Dragons") macht es dem Shelby aber auch leicht: Die Polizeiautos - man höre und staune - sind in der Regel in die Jahre gekommene Opel, denn der Film spielt in Sofia. Ab und an verirrt sich ein alter 3er BMW mit Blaulicht in die Verfolgungsjagden. Da steht der Sieger eigentlich schon vor Beginn der Raserei fest.

Angeblich sind weit mehr als 100 Autos bei den Dreharbeiten zu Bruch gegangen - wirklich schade ist es aber nur um den Shelby. Jeder Kratzer im Lack tut in der Seele weh. Jede Kollision, jede Beule bereitet dem Zuschauer Schmerzen. Trotz all der Rempler, auf ihn abgefeuerte Schusssalven und Explosionen in seiner Nähe - der Shelby sieht lange so aus, als käme er frisch aus der Tuning-Werkstatt. Für so manchen kritischen Zuschauer ein krasser Logikfehler, für Autofans eine Erleichterung.

Überhaupt: Als der Film im November 2013 in die Kinos kam, wurde er von der Kritik zerrissen. Angefangen bei der schauspielerischen Nicht-Leistung von Selena Gomez über die zu vielen Schnitte und nie enden wollenden Verfolgungsjagden bis hin zu der hanebüchen anmutenden Story wurde alles durch den Kakao gezogen.

Handgemachte Raser-Action

Zugegeben, da ist auch etwas dran: Die Story wirkt aufgesetzt, vor allem zum Ende hin. Logikfehler? Klar, die gibt es: Oder haben sie schon einmal eine Jugendliche gesehen, die sich mit einem iPad in einen Server hackt? Gomez als Schauspielerin ist eine Fehlbesetzung. Und ja, auf denen ein oder anderen hektischen Schnitt hätte der Film verzichten können - es soll ja auch mehrere tausend in "Getaway" geben.

Aber mal ehrlich: Genau das alles zeichnet doch einen Actionkracher aus?! Der Hauptdarsteller muss kernig und wortkarg sein. Passt! Der weibliche Co-Star sollte am besten die Klappe halten und mit seinen großen Augen einfach schön in die Kameras klimpern. Passt ebenfalls! Und die Schnitte? Sie sorgen für Rasanz, Tempo und Action eben. Die ist zudem noch handgemacht, deshalb auch die mehr als 100 geschrotteten Autos!

"Getaway" ist deshalb kein Film für das breite Publikum, sondern nur etwas für Liebhaber der "Fast & Furios"-Reihe, für Freunde von "Need for Speed" und irgendwie auch von „Saw“. Aber vor allem ist "Getaway" eine Lobeshymne auf röhrende US-Muscle-Cars.

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Quelle: ntv.de

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