Wenn die Vögel Hochzeit halten... ist der Winter fast vorbei
Mit dem alten sorbischen Brauch der Vogelhochzeit wird das nahe Ende des Winters gefeiert. Zu den Traditionen dieses kleinen slawischen Volkes gehören auch viele spezifische Rezepte. Die "Hochzeitssuppe" ist eines davon.
Mit dem alten sorbischen Brauch der Vogelhochzeit (sorbisch: ptaškowa swajzba) wird das nahe Ende des Winters gefeiert. Der aus vorchristlicher Zeit stammende Brauch kommt ursprünglich aus der Oberlausitz. Vor allem in der zweisprachigen Region zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda sowie um Weißwasser hat er sich nahezu unverfälscht erhalten. Doch auch in den sorbischen Gebieten der Niederlausitz wird jährlich am 25. Januar die Vogelhochzeit gefeiert. Um diese Zeit beginnen bereits einige Vogelarten zu nisten und Eier zu legen.
Um Gunst und Zuneigung von den Naturgöttern zu gewinnen, hielt man Opfer in Form von Speisen an die Ahnen für ein wirksames Mittel. Heutzutage hat man das umgewandelt in Geschenke an Kinder: Die Kinder füttern im Winter die Vögel und dürfen dafür zur Belohnung an der Hochzeit teilnehmen. Sie stellen Teller und Schüsseln ans Fenster und bekommen als Gebäck eine Elster.
In Kitas wird die Hochzeit mit der Elster als Braut und dem Raben als Bräutigam gefeiert. Das Brautpaar ist festlich gekleidet, meist mit der sorbischen Festtagstracht. Die anderen Kinder sind als Vögel verkleidet. Mit Tänzen und Liedern gestalten sie den Tag.
Sorbische Traditionen - das sind nicht nur wunderschöne Volkstrachten, viele Lieder und Tänze. Dazu gehören auch viele ganz spezifische Rezepte. Die "Sorbische Hochzeitssuppe" ist eines von ihnen:
Zutaten
1 Suppenhuhn
2 Möhren
1 Stange Porree
1 kleine Sellerieknolle
1 kleiner Blumenkohl
4-6 Eier
200 g Leber
Salz, Muskat, Pfeffer; Semmelmehl Petersilie, Öl
Zubereitung
Aus dem Suppenhuhn eine gute Brühe bereiten. Möhre, Sellerie und Porree in Stücke schneiden und mit ein wenig Öl und wenig Wasser gar kochen. In einem gesonderten Topf die Blumenkohlröschen gar kochen, abgießen und mit kaltem Wasser abschrecken. Aufpassen, dass die Gemüsesorten nicht zu weich werden.
Die Hühnerbrühe durchseihen. Blumenkohlröschen und das andere Gemüse mit dem Kochwasser in die Brühe geben und evtl. nachsalzen. Zum Schluss kommen noch Eierstand (Eierstich) und Leberklößchen in die Suppe.
Leberklößchen: Etwa 200 g Leber ganz fein hacken, mit einem Ei, etwas Muskat, Salz und Pfeffer und ein wenig Semmelmehl gut vermischen. Dann eine Stunde kalt stellen, kleine Klößchen formen, diese in die ganz leicht siedende Suppe geben. Wenn sie oben schwimmen, sind sie gar.
Eierstand: 4 bis 6 Eier in einem Topf verquirlen, eine Tasse kalte Milch einrühren und salzen. Das Gefäß fest zugedeckt in ein kochendes Wasserbad stellen und auf kleiner Flamme weiterkochen lassen, bis die Masse fest ist. Den fertigen Eierstand mit einem kleinen Löffel abstechen und zuletzt der fertigen Suppe zufügen. Gehackte Petersilie darüber streuen.
Varianten:
1. Das verrührte Ei (ohne Milch) wird sehr langsam in die Brühe gegossen und untergerührt.
2. Aus 30 g Mehl, den Eiern und Wasser ein Gemisch herstellen. Gut quirlen. Das dann in die aufgekochte Suppe geben und nochmals kurz aufkochen.
3. Das Hühnerfleisch trennt man vom Knochen, zerkleinert es und gibt es ebenfalls wieder in die Suppe.
4. Man benutzt gleich klare Knochenbrühe, denn oft wird das Hühnerfleisch für andere Gerichte am Hochzeitstag verwendet.
Viel Spaß beim "Hochzeiten" und beim gemeinsamen Kochen wünscht Heidi Driesner