Todessturz aus Gerichtsgebäude 14 Polizisten bei Randale in Hameln verletzt
15.01.2015, 15:00 Uhr
Der mutmaßliche Tankstellenräuber war bei der Vernehmung im Amtsgericht Hameln aus einem Fenster geflüchtet und dabei aus dem siebten Stock in den Tod gestürzt.
(Foto: dpa)
Ein mutmaßlicher Räuber stürzt aus dem siebten Stock des Gerichts in Hameln. Er stirbt. Aufgebrachte Mitglieder der libanesischen Großfamilie reagieren mit schweren Ausschreitungen. Am Ende sind mehr als ein Dutzend Polizisten verletzt.
Bei Ausschreitungen nach dem tödlichen Sturz eines mutmaßlichen Räubers aus dem Hamelner Amtsgericht sind mehr als ein Dutzend Polizisten verletzt worden. Aufgebrachte Angehörige des Tatverdächtigen versuchten am Mittwoch, das Klinikum zu stürmen, in dem Ärzte vergeblich um das Leben des Mannes kämpften. Dabei wurden Polizisten vor dem Krankenhaus mit Pflastersteinen und Pfefferspray attackiert, wie ein Polizeisprecher sagte. 14 Beamte wurden verletzt. Hamelns Landrat Tjark Bartels sprach von "hemmungsloser Gewalt". Der Sprecher der niedersächsischen Stadt, Thomas Wahmes, sagte, Hameln befinde sich nach den Gewalttaten "in einem schockähnlichen Zustand".

Das Krankenhaus in Hameln musste von der Polizei geschützt werden nachdem Angehörige des Verunglückten versucht hatten, zu dessen Leiche zu gelangen.
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Der mutmaßliche Räuber war nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hannover am Mittwoch aus dem siebten Stockwerk des Gerichts gestürzt. Zeugenbefragungen hätten ergeben, dass der 26-Jährige fliehen wollte, sagte Sprecher Oliver Eisenhauer. Der Mann stand im Verdacht, in Aerzen bei Hameln eine Tankstelle ausgeraubt zu haben. Deshalb war er der Haftrichterin vorgeführt worden.
Während des Termins sei der Beschuldigte gefesselt gewesen, sagte Eisenhauer. Um den Haftbefehl in Ruhe ausstellen zu können, habe die Richterin dann alle Beteiligten - den 26-Jährigen, seinen Anwalt, eine Referendarin und die vier anwesenden Beamten - gebeten, den Raum zu verlassen.
Auf dem Flur habe der 26-Jährige ein vertrauliches Gespräch mit seinem Anwalt führen wollen, sagte Eisenhauer. Die Polizisten hätten sich deshalb etwa zehn Meter entfernt. Der Verdächtige habe sich nach Aussage des Anwalts aus den Handfesseln befreit, ein Fenster geöffnet, sei hinausgeklettert und in eine Mauernische zwischen dem Hauptgebäude und einem Treppenhaus gelangt. Beim Versuch, hinabzuklettern sei er nach einigen Metern abgestürzt.
Familie stammt aus dem Libanon
Nach einem Bericht der Hamelner "Deister- und Weserzeitung" behaupten hingegen Familienmitglieder, der junge Mann sei aus dem Fenster gestürzt worden. Die Polizeiinspektion Hildesheim ermittelt.
Nach ersten Krawallen vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich später etwa 30 Angehörige an der Klinik, wie Polizeisprecher Jens Petersen sagte. Sie seien teils aus anderen Bundesländern angereist. "Die Mitglieder der Großfamilie schleuderten Steine, die sie zuvor aus dem Pflaster gerissen hatten, auf die zum Schutz der Klinik eingesetzten Beamten und griffen diese auch mit Pfefferspray an", sagte Petersen. Am Klinikum gingen Scheiben und die Glastür zu Bruch. Einer kleinen Gruppe von Angreifern sei es gelungen, das Klinikum durch einen Hintereingang zu stürmen, sagte Polizeisprecher Petersen. "Sie konnten aber von den Beamten zurückgedrängt werden." Die Polizei zog vorsorglich starke Kräfte aus der Region in Hameln zusammen.
Die Polizei leitete gegen Mitglieder der libanesischen Großfamilie Ermittlungen wegen Körperverletzung, Landfriedensbruch und Sachbeschädigung ein. Festnahmen gab es zunächst nicht. Ungeklärt ist weiterhin die Nationalität des jungen Mannes, fest steht nur, dass er vor 26 Jahren in Deutschland geboren wurde.
Quelle: ntv.de, Matthias Brunnert, dpa