Flugzeugkatastrophe im Iran 168 Menschen verbrannt
15.07.2009, 11:20 UhrBeim dritten Absturz einer großen Passagiermaschine innerhalb von rund sechs Wochen sind im Iran 168 Menschen ums Leben gekommen. Nur 16 Minuten nach dem Start in Teheran stürzte die Maschine der iranischen Gesellschaft Caspian Airlines vom Typ Tupolew ab. Nach Berichten von Augenzeugen brannte das Flugzeug bereits in der Luft, bevor es in der nordwestiranischen Provinz Kaswin auf einem Feld explodierte.
Die Tupolew war auf dem Weg von Teheran in die armenische Hauptstadt Eriwan. Der Absturz ereignete sich um 11.49 Uhr Ortszeit nahe des Dorfs Dschanat-Abat, wie ein Sprecher der zivilen Luftfahrt mitteilte. Das staatliche Fernsehen zeigte einen riesigen Krater an der Absturzstelle. Schuhe, Kleider und Wrackteile lagen über den gesamten Unglücksort verstreut. Die Insassen seien "komplett verbrannt", sagte Kaswins Polizeichef Massud Dschafari-Nassab. "Nicht ein einziger Finger ist übrig", berichtete ein Rettungshelfer.
Judo-Nationalmannschaft an Bord

Den Rettungshelfern bot sich ein grausames Bild: Fast alles ist bis ins Unkenntliche verbrannt.
(Foto: REUTERS)
Alle 153 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder seien tot, sagte ein leitender Mitarbeiter des Katastrophenschutzes dem iranischen Staatsfernsehen. Laut armenischer Luftfahrtbehörde stammten die meisten Insassen aus dem Iran. Es seien aber auch einige Armenier und Georgier an Bord gewesen. Die Nachrichtenagentur Isna meldete, dass auch die iranische Jugendnationalmannschaft im Judo unter den Insassen gewesen sei.
Die genaue Unglücksursache war zunächst unklar. Allem Anschein nach habe ein Motor in der Luft Feuer gefangen, sagte der stellvertretende Leiter der armenischen Luftfahrtbehörde, Arsen Pogossjan, in Eriwan vor Journalisten. Der Pilot habe daraufhin offenbar versucht, notzulanden. Ein Augenzeuge sagte dem englischsprachigen Fernsehsender Press TV, das Flugzeug sei "plötzlich vom Himmel gefallen und explodiert". Dem Chef der iranischen Luftfahrtbehörde, Ahmad Momeni, zufolge schien beim Kontakt zwischen den Piloten und dem Tower jedoch alles normal zu sein.
Schnelle Aufklärung versprochen
Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad sprach den Familien, dem iranischen Volk und Irans oberstem geistlichen Führer Ajatollah Ali Chamenei sein Beileid aus und kündigte eine rasche Untersuchung der Umstände des Unglücks an. Im Namen der Bundesregierung brachte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg die Bestürzung über die "Tragödie" zum Ausdruck. Auf dem Flughafen in Eriwan brachen Angehörige der Opfer in Tränen aus.
Der Absturz ist bereits das dritte schwere Flugzeugunglück innerhalb von sechseinhalb Wochen: Am 1. Juni stürzte ein Airbus des Typs A330 der Air France vor der brasilianischen Küste in den Atlantik, 228 Menschen starben. Am 30. Juni verunglückte ein Airbus A310 der jemenitischen Gesellschaft Yemenia kurz vor der Landung auf den Komoren. 152 Menschen kamen ums Leben, nur ein zwölfjähriges Mädchen überlebte.
Der Iran war in den vergangenen Jahren mehrfach Schauplatz schwerer Flugzeugunglücke. Im September 2006 starben 29 Menschen, als ein Flugzeug in der östlichen Stadt Mesched von der Landebahn abkam und in Flammen aufging. Im November 2006 stürzte eine Militärmaschine nach dem Start am Flughafen Mehrabad in Teheran ab, alle 39 Insassen starben. Im Dezember 2005 kamen beim Absturz einer Maschine vom Typ Lockheed C-130 in ein Wohngebiet kurz nach dem Start in Teheran 108 Menschen ums Leben.
Quelle: ntv.de, AFP