Panorama

Tod deutscher Schüler Alkoholpanscher-Prozess vertagt

Das türkische Gericht wartet noch auf Gutachten, unter anderem zur Autopsie der toten Schüler und der Verpackung der Alkoholflaschen, in denen sich die todbringende Mischung befand. Drei Deutsche waren durch den gepantschten Schnaps ums Leben gekommen.

Der Lübecker Anwalt Frank Eckard Brand vertritt die Opfer im Verfahren.

Der Lübecker Anwalt Frank Eckard Brand vertritt die Opfer im Verfahren.

(Foto: dpa)

Der Prozess gegen mutmaßliche Alkohol-Panscher in der Türkei, die den Tod von drei deutschen Berufsschülern verschuldet haben sollen, ist erneut vertagt worden. Das Verfahren wird am 21. Mai fortgesetzt. Das Gericht im südtürkischen Antalya erwartet bis dahin noch mehrere Dokumente, darunter Autopsieberichte aus Deutschland.

Die 18- bis 22-jährigen Berufsschüler aus Lübeck hatten im vergangenen März zusammen mit ihrer Klasse das "Anatolia Beach Hotel" in Kemer bei Antalya besucht. Dort kauften sie unwissentlich illegal hergestellten Wodka, der hohe Anteile des giftigen Stoffes Methanol enthielt. Ein Schüler starb noch im Hotel, zwei weitere wenig später im Krankenhaus. Mehrere Schüler überlebten die Vergiftung.

13 Angeklagte

Vor dem Schwurgericht in Antalya müssen sich seit Januar insgesamt 13 Angeklagte verantworten, darunter die Alkohol-Lieferanten des Hotels sowie mehrere Mitarbeiter des "Anatolia Beach". Drei Hauptangeklagte sitzen in Untersuchungshaft und müssen mit lebenslangen Haftstrafen rechnen. Am zweiten Verhandlungstag akzeptierte das Gericht die Anwälte der Familien der deutschen Opfer als Vertreter der Nebenklage, wie türkische Medien berichteten. Auch die türkische Kontrollbehörde für den Zigaretten- und Alkoholmarkt wurde als Nebenklägerin zugelassen.

Die Verdächtigen müssen weiter in Untersuchungshaft bleiben. Das Gericht lehnte einen Antrag auf Freilassung der drei Männer ab. Das Gericht hatte Strafen von bis zu 25 Jahren für Totschlag und mindestens fünf Jahren für den Verstoß gegen das Alkohol-Gesetz angekündigt.

Der Anwalt der Hotelangestellten, Hakan Evcin, sagte, das Gericht warte nicht nur auf die übersetzten Autopsieberichte aus Deutschland. Auch ein Gutachten zu der Frage, ob sich der an die deutschen Schüler verkaufte Schnaps in Originalflaschen befand oder in nachträglich mit gepanschtem Alkohol gefüllten Flaschen, stehe noch aus. Es werde erwartet, dass die Dokumente bis Mai dem Gericht vorliegen, sagte er.

Schüler sagen in Deutschland aus

Die überlebenden Opfer wollen nicht zur Zeugenaussage aus Lübeck nach Antalya reisen. Nach den traumatischen Erlebnissen werde die Aussage in Deutschland aufgenommen und einem Rechtshilfeabkommen entsprechend in die Türkei geschickt. Das sagte der Anwalt Frank-Eckhard Brand. Seine Mandanten wollten "keinen Fuß mehr" in die Türkei setzen.

Brand, der zur Verhandlung nach Antalya gereist war, sagte, es seien bereits Schadensersatzforderungen gegen türkische Behörden erhoben worden. "Das Versagen der Aufsichtsbehörden liegt auf der Hand", sagte Brand. Forderungen gegen das Urlauberhotel und gegen die Alkoholhändler würden geprüft, nachdem die Beweislage geklärt sei.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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