Panorama

Prozess gegen Mircos MörderAnklage fordert lebenslange Haft

26.09.2011, 11:39 Uhr
30ea3841-jpg5474874418364755104
H. im Krefelder Gerichtssaal. Nach dem Willen der Anklage soll er nicht vorzeitig aus der Haft entlassen werden können. (Foto: dpa)

Nach dem Willen der Staatsanwaltschaft soll es Mircos Mörder unmöglich sein, vorzeitig aus der Haft freizukommen. Die Anklage fordert lebenslänglich für Olaf H. und plädiert dafür, dass das Gericht die besondere Schwere der Schuld feststellt. Die Verteidigung des 45-jährigen Familienvaters kann dagegen keine "besonderen Umstände" ausmachen, die das rechtfertigen würden.

Im Prozess um den Mord an dem zehnjährigen Mirco aus Grefrath hat die Staatsanwaltschaft lebenslange Haft für den angeklagten Familienvater beantragt. Außerdem solle das Gericht die besondere Schwere seiner Schuld feststellen, forderte Staatsanwältin Silke Naumann vor dem Landgericht Krefeld. Damit könnte der 45-jährige Olaf H. nicht nach 15 Jahren vorzeitig aus der Haft entlassen werden.

1317024415-jpg7497180664443903882
H.s Anwalt Meister und Staatsanwältin Naumann unterhalten sich vor Beginn der Verhandlung. (Foto: dapd)

Die Staatsanwältin zeigte sich in ihrem Plädoyer überzeugt, dass H. den Zehnjährigen am 3. September 2010 zur Verdeckung einer Straftat erdrosselte. Zuvor soll er den Jungen im niederrheinischen Grefrath entführt und sexuell missbraucht haben. H. habe von Anfang an geplant, den Jungen zu töten, sagte Naumann. Mirco war am 3. September 2010 auf dem Nachhauseweg entführt und ermordet worden. Olaf H. hatte die Tat fünf Monate später gestanden.

Verteidigung sieht keine besonderen Umstände

Die Nebenklage schloss sich der Strafmaßforderung der Staatsanwaltschaft an. Olaf H. habe bei der Tat "eiskalt gehandelt" und einen "brutalen Mord" an dem Jungen begangen, sagte die Anwältin von Mircos Eltern, Gabriele Reinartz. Die Verteidigung des 45-Jährigen sprach sich hingegen gegen die Feststellung der besonderen Schuldschwere aus. "Dafür müsste es besondere Umstände geben, die etwas so Schreckliches wie einen Mord noch schrecklicher machen", sagte Verteidiger Gerd Meister. Solche Umstände lägen aber bei seinem Mandanten nicht vor.

Das Urteil in dem Mordprozess wird für Donnerstag erwartet. Der Familienvater aus dem unweit von Grefrath gelegenen Schwalmtal hatte vor der Krefelder Strafkammer den Mord an Mirco gestanden, aber keine schlüssige Erklärung für das Verbrechen gegeben. Im Zeugenstand hatten seine drei früheren Ehefrauen den Angeklagten als liebevollen Familienvater ohne jeden Hang zu Gewalt geschildert.

H. kann sein Motiv nicht erklären

In seinem Schlusswort vor Gericht begründete H. sein Schweigen zum Motiv damit, dass er sich die Tat selbst nicht erklären könne. "Ich habe noch keine Antwort gefunden, und deshalb schweige ich." In einer von seinem Verteidiger verlesenen Erklärung gab H. zudem an, ihm sei "bewusst, was für eine schreckliche Tat ich begangen habe". "Es ist ein Alptraum, dem ich nicht entrinnen kann." Die Tat tue ihm "unendlich leid", und er erwarte "keine Vergebung".

H. war im Januar festgenommen worden und hatte die Ermittler zur Leiche des Jungen auf einem Acker nördlich von Grefrath geführt. Zuvor hatte die Polizei insgesamt 145 Tage vergeblich nach Mirco gesucht. Dabei setzten die Ermittler eine der größten Suchaktionen der vergangenen Jahre in Gang: Zeitweise durchkämmten bis zu 1000 Beamte die Wiesen- und Waldgebiete im Raum Grefrath. Auch Bundeswehr-Tornados mit Wärmebildkameras wurden eingesetzt, ebenfalls eine unbemannte Flugdrohne. Auf die Fährte des Angeklagten kamen die Ermittler letztlich durch Spurenmaterial an seinem früheren Leasing-Wagen. Es war identisch mit Spuren auf Mircos Kleidung, die der Täter nach dem Mord weggeworfen hatte.

Quelle: AFP