Taliban wissen nichts über das Schicksal von MH370 Auch Suizid kommt in Betracht
17.03.2014, 21:41 Uhr
Eine malaysische Frau hofft, die Passagiere von Flug MH370 zu erreichen.
(Foto: AP)
Ein Flugzeug ist verschwunden. Um Flug MH370 ranken sich mittlerweile viele Widersprüche und noch mehr Spekulationen. Beinahe die halbe Welt sucht nach der Boeing 777. Die Ermittler greifen nach jedem Halm. Sogar die Taliban werden befragt.
Nach dem mysteriösen Verschwinden einer malaysischen Passagiermaschine haben die Staaten im nördlichen Suchgebiet nach eigenen Angaben keinen Hinweis auf deren Verbleib. Indien, Pakistan, Kasachstan, Kirgistan und auch die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan erklärten, sie wüssten nichts über das Schicksal der seit mehr als einer Woche verschollenen Boeing 777. Während Australien auf Bitten der malaysischen Regierung die Leitung der Suche im Indischen Ozean übernahm, forderte China von der Regierung in Kuala Lumpur eine sofortige Ausweitung der Ermittlungen. Diese konzentrierten sich weiter auf die Piloten.
Flug MH370 der Malaysia Airlines war am 08. März mit 239 Menschen an Bord verschwunden. Etwa zwei Drittel der Passagiere stammten aus China. Nach jüngsten Erkenntnissen über die Flugroute der Boeing kommen zwei Gebiete infrage, in die sie geflogen sein könnte: Eines erstreckt sich in nördlicher Richtung über Thailand bis nach Kasachstan, das zweite südlich über Indonesien in den Indischen Ozean westlich von Australien. Malaysia hat alle Länder in und im Umkreis der Suchgebiete gebeten, Radar- und Satellitendaten zur Verfügung zu stellen sowie bei der Suche aus der Luft, zu Land und zu Wasser zu helfen. Insgesamt beteiligten sich 26 Länder.
Mehrere Staaten im nördlichen Gebiet erklärten, dass sie die Maschine entdeckt hätten, wäre sie in ihr Territorium geflogen. "Die Vorstellung ist bizarr, dass das Flugzeug unbemerkt mehrere Stunden durch den indischen Luftraum geflogen sein könnte", sagte ein Insider im indischen Verteidigungsministerium. Ein Vertreter des kirgisischen Flughafens Manas verwies auf die Luftwaffenstützpunkte der USA und Russlands in dem asiatischen Land. In einer Erklärung der kasachischen Luftfahrtbehörde hieß es ebenfalls, der Luftraum werde vom Militär überwacht, daher könne ihn niemand unbemerkt eindringen. Ein Sprecher der afghanischen Taliban wies jede Verantwortung zurück: "Selbst Staaten mit sehr fortgeschrittener Technik wissen nicht, wo sie hingeflogen ist."
Auch ein Suizid kommt in Betracht
Die malaysischen Behörden gehen weiter davon aus, dass das Flugzeug absichtlich vom Kurs abgebracht wurde. Wichtige Kommunikationsgeräte der Maschine seien abgeschaltet worden. Da dazu Fachkenntnisse nötig seien, konzentriere man die Ermittlungen auf die Piloten. Am Wochenende durchsuchte die Polizei die Häuser des 53-jährigen Flugkapitäns und dessen 27-jährigen Co-Piloten. Der Pilot habe einen Flugsimulator selbst gebaut, der nun untersucht werde, sagte Malaysias Polizeichef Khalid Abu Bakar. Ein Insider erklärte jedoch, den ersten Erkenntnissen zufolge sei der Simulator unauffällig.
Die Informationslage blieb verwirrend. So hatten die malaysischen Streitkräfte angeblich ein unbekanntes Flugzeug auf ihrem Radar, das die vermisste Boeing gewesen sein könnte. Allerdings soll das zu keiner Reaktion geführt haben. Zunächst hieß es auch, es habe keine Daten von dem Flugzeug gegeben, nachdem es vom Radar verschwunden war. Später wurde bekannt, dass die Triebwerke offensichtlich stundenlang Daten sendeten. Dann hieß es, die Kommunikationsgeräte seien schon teilweise abgeschaltet gewesen, als sich ein Besatzungsmitglied mit den Worten "Alles klar, gute Nacht" verabschiedet habe.
Weil die Ermittler inzwischen überzeugt sind, dass die Maschine noch Stunden nach dem letzten Kontakt weiterflog, prüfen sie auch, ob womöglich ein Passagier per Handy anzurufen versucht hat. "Bis jetzt gibt es von keiner Telefongesellschaft Anzeichen, dass jemand versucht hat, zu telefonieren", hieß es. "Wir prüfen noch."
Derweil sagte der Chef von Malaysia Airlines, es sei nicht klar, ob der Transponder zur Flugdatenübertragung vor oder nach dem Funkspruch abgeschaltet worden sei. Die Stimme des Funkspruchs sei wahrscheinlich die des Co-Piloten. Neben Sabotage und Entführung werde auch ein möglicher Selbstmord eines Piloten in Betracht gezogen.
Quelle: ntv.de, ppo/rts/dpa