Musikalische Folter in Guantánamo Band stellt den USA Liednutzung in Rechnung
08.02.2014, 08:44 Uhr
Sänger Nivek Ogre während eines Auftritts von Skinny Puppy. Die geforderten 666.000 Dollar sind möglicherweise nicht zufällig gewählt.
Viele Folterformen soll es in Guantánamo geben, auch musikalische Dauerbeschallung. Auch die Musik einer kanadischen Band soll dabei genutzt worden sein. Nun verlangt sie ein Honorar dafür. Die geforderte Summe spricht indes für sich.
Weil ihre Musik angeblich im Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba gespielt wurde, hat eine kanadische Post-Industrial-Band den USA eine Rechnung über 666.000 Dollar, umgerechnet rund 493.000 Euro, geschrieben. Die Band Skinny Puppy aus Vancouver habe von einem Ex-Gefängniswärter der US-Militärbasis auf Kuba erfahren, dass ihre Stücke bei der Folter von Gefangenen gespielt wurden. Das berichtete der kanadische Fernsehsender "CTV News" online. Skinny Puppy zählt zu den Pionieren der Industrial-Musik und verbindet hämmernde Beats mit teils bedrohlichem, düsteren Gesang.
Keyboarder cEvin Key sagte, er selbst wolle "keiner übermäßig lauten Musik" stundenlang ausgesetzt sein. Die Musik seiner Band könne für manche Zuhörer sogar ein "schrecklicher Albtraum" sein, räumte er ein. Ihn stört nicht nur, dass die Musik der Band möglicherweise zu Folterzwecken genutzt wird: "Ich bin nicht nur gegen die Tatsache, dass sie anderen mit unserer Musik Schaden zufügen, sondern sie tun es auch ohne jegliche Genehmigung." Nach eigenen Aussagen erwägt die Band nun eine Klage gegen das US-Verteidigungsministerium. Diesem liege allerdings überhaupt keine Rechnung der Band vor, sagte ein Pentagon-Sprecher. Die Vorschriften der US-Armee erlaubten zudem weder Schlafentzug noch Sinnesberaubung.
Eine überparteiliche Kommission hatte im April 2013 schwere Vorwürfe gegen die US-Regierung erhoben. Terrorverdächtige seien gefoltert oder mit grausamen, unmenschlichen Praktiken verhört worden. Dazu habe auch die Dauerberieselung mit Musik gehört. Auch andere Bands wie Metallica, REM oder Rage Against The Machine haben bereits dagegen protestiert, dass ihre Lieder in Guantanamo gespielt wurden.
Quelle: ntv.de, fst/dpa/AFP