Chemie in Bio-Eiern entdeckt Behörden sperren Höfe
07.05.2010, 18:57 UhrGestern nahmen die Supermarktketten Lidl und Rewe ihre Bio-Eier aus den Regalen. In Produkten mehrerer deutscher Biohöfen wurden Dioxin-Rückstände gefunden. Mehrere Bundesländer schlagen jetzt Alarm, zahlreiche Hühnerhöfe sind gesperrt.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Nach Dioxinfunden in Bioeiern und Futtermitteln haben die Behörden in Deutschland zahlreiche Hühnerhöfe gesperrt. Dioxinverseuchter Mais aus der Ukraine ist nach Behördenangaben von einem niederländischen Unternehmen von Nordrhein- Westfalen aus im Winter in mehrere Bundesländer verkauft worden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht keine Gefahr für Verbraucher. Eine Untersuchung habe ergeben, dass keine akute Gesundheitsgefahr bestehe, sagte eine Sprecherin des Bundesministeriums für Verbraucherschutz.
Angesichts wiederholter Fälle von Dioxinfunden forderte die Berliner FDP-Ernährungsexpertin Christel Happach-Kasan Kontrollen bei den Endprodukten. "Das Beispiel zeigt, dass nicht allein die Produktionsweise hochwertige Lebensmittel garantieren kann", erklärte die Bundestagsabgeordnete.
Alarm in mehreren Bundesländern
2004 hatten sich bei Kontrollen von Freilandeiern in mehreren Bundesländern zu hohe Dioxin-Belastungen herausgestellt. Allgemein nimmt der Mensch allerdings mehr Dioxin durch Milch und Fleisch als durch Eier auf. Als Verursacher hoher Dioxinwerte gelten damalige Müllverbrennungsanlagen. Heute werde Umweltgifte weitgehend herausgefiltert.
Nachdem am Donnerstag Funde auf Bio-Bauernhöfen in Niedersachsen bekannt geworden waren, gaben am Freitag die Behörden in weiteren Bundesländern Alarm. Der Verkauf betroffener Eier und Jungtiere wurde bis auf weiteres untersagt. Meldungen gingen aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt ein. Bei den gesperrten Höfen handelt es sich um Jungtierzuchten und Legebetriebe. In einem Fall habe ein Betrieb aus dem Kreis Minden-Lübbecke in NRW Jungtiere an einen Hof im Emsland in Niedersachsen geliefert.
Nach Informationen der "Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft" (AbL) haben einige Futtermittelhersteller den belasteten, aber dennoch biozertifizierten Mais im Januar aus einer 2500-Tonnen-Schiffsladung erhalten. Es könnten daher weitere Dioxinfunde und Betriebsschließungen nicht ausgeschlossen werden. AbL-Sprecher Eckehard Niemann kritisierte die Verwendung solchen Futters und warnte vor einem Imageschaden für die Biobetriebe.
Supermärkte nehmen Eier oaus den Regalen
Lidl und Rewe haben betroffene Eier-Chargen bereits aus den Regalen genommen. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass belastete Eier in den Handel und somit zum Verbraucher gelangt sind. Das ist zumindest wahrscheinlich, weil das belastete Futtermittel in den Wintermonaten verkauft wurde und üblicherweise nur wenige Wochen gelagert werden können.
Bei einem kleineren landwirtschaftlichen Betrieb in Kevelaer am Niederrhein stellten sich bei Kontrollen bereits Überschreitungen des zulässigen Dioxin-Grenzwertes von 3 Nanogramm pro Kilogramm heraus. Legehennen reichern im Fettgewebe ihres Körpers Dioxine an, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Dieses Umweltgift werde dann über einen längeren Zeitraum vom Huhn an das Ei abgegeben.
Quelle: ntv.de, dpa