Doppelmord in Bielefeld Blutiges Ende eines Nachbarschaftsstreits
19.05.2014, 23:26 Uhr
Es ist früh am Sonntagmorgen, ein älteres Paar belädt gerade sein Auto, will in den Urlaub fahren. Plötzlich zerreißen Schüsse die Stille, ein Sportschütze feuert auf die beiden Rentner. Inzwischen ist klar: Der Mann kannte seine Opfer.

Kerzen und Blumen vor dem Eingang des Bielefelder Mehrfamilienhauses. HIer lebte die Frau, ihr Freund war oft zu Besuch.
(Foto: dpa)
Der Bluttat in Bielefeld mit drei Toten ist nach Angaben der Polizei ein jahrelanger Nachbarschaftsstreit vorausgegangen. Die Auseinandersetzungen könnten jetzt eskaliert sein, teilten die Ermittler mit. Ein 75 Jahre alter Sportschütze hatte am Sonntag eine 74-jährige Frau und deren 83 Jahre alten Lebensgefährten mit mehreren Schüssen in den Kopf getötet und später sich selbst das Leben genommen.
Bereits im Jahr 2011 hatte der Schütze nach Polizeiangaben die Frau angezeigt. Er warf ihr vor, die Reifen seines Motorrollers zerstochen zu haben. "Der Streit schwelte wohl schon etwas länger", sagte eine Polizeisprecherin.
Der 83-Jährige und seine Freundin beladen an diesem Sonntagmorgen gegen 6.45 Uhr das Auto, sie wollen in den Urlaub fahren. Die Frau wohnt in dem Mehrfamilienhaus, der Lebensgefährte ist oft dort. Plötzlich zerreißen Schüsse die Stille. Eine Augenzeugin berichtet dem "Westfalen-Blatt", der Schütze habe die beiden niedergestreckt und auch weitergeschossen, als die zwei schon am Boden lagen. Dann sei er in das Haus gegangen, sei erneut nach draußen gekommen und habe weitergeschossen, wird die Anwohnerin zitiert.
Kein Abschiedsbrief
Die Polizei will am Tag danach diese Beschreibung nicht bestätigen. Es seien aber mehrere Schüsse aus einer großkalibrigen Pistole auf die Köpfe der Opfer abgefeuert worden. Ob es nun 12, 13 oder 15 waren soll eine Obduktion klären.
Stundenlang belagerte das Spezialeinsatzkommando am Sonntag das Haus. Erst wird die Wohnung des 75-Jährigen gestürmt. Sie ist leer. Allerdings sind dort mehrere Waffen gelagert. Die Ehefrau des Schützen ist im Urlaub.
Der Angriff auf den Keller, wo der Mann nun vermutet wurde, wurde besonders sorgfältig vorbereitet. Wer Sportschütze sei, könne auch Sprengstoff haben, sagte eine Polizeisprecherin zur Begründung. Im Keller finden die Beamten nur die Leiche des Mannes, Kopfschuss. Kein Sprengstoff, kein Abschiedsbrief, keine Erklärung. Jetzt rätselt die Mordkommission "Keller" über das Motiv. Es könnten wiederholte Streitigkeiten gewesen sein, heißt es. Die Strafanzeige verlief damals übrigens im Sand. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden die Ermittlungen gegen die Frau mangels Tatverdachts eingestellt.
Quelle: ntv.de, ino/dpa