Panorama

Entscheidung von Tag zu Tag Bohrloch bleibt vorerst zu

Über dem defekten Bohrloch kreisen zahlreiche Schiffe.

Über dem defekten Bohrloch kreisen zahlreiche Schiffe.

(Foto: dpa)

Ein weiterer Hoffnungsschimmer zieht auf über dem Golf von Mexiko. BP entscheidet, das momentan verschlossene Leck geschlossen zu lassen, bis die Steigleitung mit Zement abgedichtet ist. Der Test wird somit vorerst zum Dauerzustand.

Links das defekte Bohrloch, rechts der Zustand nach der Abdichtung.

Links das defekte Bohrloch, rechts der Zustand nach der Abdichtung.

(Foto: dpa)

Im Kampf gegen die Ölpest vor der US-Küste gibt es einen weiteren Lichtblick. Das Leck in 1500 Metern Tiefe bleibt nach Angaben von BP bis auf weiteres geschlossen. Drei Monate nach Beginn der schwersten Umweltkatastrophe der US-Geschichte fließt damit kein Öl mehr in den Golf von Mexiko. Im Augenblick gebe es keine Vorgabe, das Bohrloch wieder zu öffnen, sagte BP-Manager Doug Suttles.

Dennoch geben die Experten keine Entwarnung: Falls sich herausstellen sollte, dass die kilometerlange Steigleitung unter dem Meeresboden dem Druck nicht standhalten sollte, müsse man das Leck wieder öffnen. Dann werde das ausströmende Öl wieder auf Tanker abgepumpt.

"Niemand will mehr Öl im Golf von Mexiko fließen sehen", sagte Suttles. "Doch wenn es Probleme gibt, öffnen wir das Leck wieder. Dies muss von Tag zu Tag entschieden werden."

Experten von BP hatten einen meterhohen Zylinder auf dem Bohrloch platziert und dessen Ventile geschlossen. Erstmals seit dem Unfall auf der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April gelang es damit, das Leck abzudichten. Seitdem flossen Tag für Tag bis zu 8200 Tonnen Rohöl ins Meer, weite Strecken der US-Golfküste sind verseucht.

"Ein paar Blasen"

Allerdings scheint das weitere Vorgehen umstritten. So signalisierte der Einsatzleiter der Regierung, Admiral Thad Allen, nach Ende der Belastungstests werde das Bohrloch wieder geöffnet. Unmittelbar nach Ende des Tests werde man "unverzüglich" wieder damit beginnen, das Öl auf Schiffe abzuleiten. Zeitweise hieß es, die Lecks sollen lediglich während Hurrikans abgedichtet werden, wenn kein Öl abgepumpt werden kann.

An einem Strand in Queen Bess Island.

An einem Strand in Queen Bess Island.

(Foto: AP)

Experten hatten befürchtet, dass die Steigleitung in der Tiefe dem Druck nicht standhalten oder gar bersten könne. Die bisherigen "Integritäts-Test" seien ermutigend, sagte Suttles. Zwar gebe es "ein paar Blasen", die entweichen - dies sei aber nicht besorgniserregend. Die Tests waren ursprünglich lediglich für eine Dauer von 48 Stunden vorgesehen. Sie sollen aber weiter laufen.

Suttles betonte erneut, endgültig solle das Leck im August mit Schlamm und Zement verschlossen werden. Gute Nachrichten gebe es auch bei der Säuberung des Meeres von bereits ausgetretenem Öl. "Es gibt immer weniger Öl an der Meeresoberfläche. Auch das ist ein ermutigendes Zeichen." Umweltschützer bezweifeln das. Sie befürchten, dass sich umso mehr Öl unterhalb der Wasseroberfläche angesammelt hat.

Teures Desaster

Die BP-Bohrinsel "Deepwater Horizon" war im April nach einer Explosion gesunken. Bislang strömten Schätzungen der Internationalen Energieagentur zufolge zwischen 2,3 und 4,5 Millionen Barrel Öl ins Meer. Das entspricht einer 58- bis 112-fachen Menge dessen, was 1989 bei der Ölkatastrophe der Exxon Valdez in Alaska ausgelaufen war.

Im Zusammenhang mit der Ölpest zahlte der BP-Konzern eigenen Angaben zufolge bislang mehr als 154 Millionen Euro an Geschädigte in den betroffenen US-Bundesstaaten. Insgesamt 32.000 Geschädigte hätten in den vergangenen zehn Wochen eine oder mehrere Zahlungen erhalten. Zahlungen an 61.000 weitere Geschädigte der größten Ölkatastrophe in der US-Geschichte würden derzeit noch geprüft. In der vergangenen Woche hatte BP die bisherigen Gesamtkosten der Ölpest für den Konzern auf 3,5 Milliarden Dollar beziffert.

Quelle: ntv.de, AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen