Panorama

Flut könnte Minen nach oben spülen Bosnien warnt vor Seuchengefahr

Ganze Landstriche - hier im nördlichen Bosnien-Herzegowina - sind überflutet.

Ganze Landstriche - hier im nördlichen Bosnien-Herzegowina - sind überflutet.

(Foto: dpa)

40 Tote haben die Überschwemmungen auf dem Balkan bisher gefordert. Die bosnischen Behörden warnen nun auch vor der Ausbreitung von Seuchen. Experten befürchten, dass Minen angespült werden könnten. Berlin und EU erhöhen die Hilfen.

Die bosnischen Behörden haben wegen des Hochwassers auf dem Balkan vor dem Ausbruch von Seuchen und hochgespülten Kriegsminen gewarnt. Bei steigenden Temperaturen könnte von Tierkadavern verunreinigtes Wasser zu Krankheiten wie Typhus oder Hepatitis führen, sagte der Leiter des Gesundheitsamts in Sarajevo dem bosnischen Fernsehen.

Bislang kamen bei den Fluten in Bosnien-Herzegowina, Serbien und Kroatien mehr als 40 Menschen ums Leben. Tagelanger Regen hatte die Überschwemmungen ausgelöst.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach den Flutopfern in Bosnien-Herzegowina und Serbien ihre Anteilnahme aus. Den Familien der Opfer sicherte sie die Unterstützung Deutschlands und der EU zu, wie aus Kondolenztelegrammen hervorging, die das Presse- und Informationsamt veröffentlichte.

"Es ist schnell klar geworden, dass der Bedarf so riesig ist, dass wir die Hilfe aufstocken mussten", sagte EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa in Brüssel. 14 Staaten hätten Hilfe eingeleitet, etwa 450 Helfer aus den EU-Ländern seien bereits an Ort und Stelle. Derzeit leiste die EU vor allem akute Nothilfe, in Zukunft werde es auch um den Wiederaufbau gehen.

Minen könnten fortgespült werden

Die Minenaktionszentren (MAC) in den drei Ländern stellten ein Team zusammen, das die Gefahr durch Sprengkörper aus dem Krieg in den 90er Jahren einschätzen soll. Das MAC in Sarajevo warnte, die Minen könnten von Wasser und Schlamm hochgespült und fortgetragen werden.

Eine Mine sei auch nach Jahren noch eine tödliche Gefahr, selbst wenn der Zündmechanismus feucht geworden sei, hieß es. "Es gibt keine nicht-tödliche Mine", sagte Sasa Obradovic vom MAC. Das Hochwasser habe auch Schilder zerstört, die vor den Sprengkörpern warnen, erläuterte Obradovic.

Allein in Bosnien-Herzegowina liegen laut MAC noch etwa 120.000 Landminen aus dem Krieg zwischen Serben, Kroaten und bosnischen Muslimen. Die Gegenden um Doboj und Olovo in Bosnien-Herzegowina, die besonders vom Hochwasser betroffen sind, seien noch stark vermint. In Kroatien wird die Zahl der Sprengkörper auf 13.000 geschätzt.

THW liefert Großpumpen

In Serbien bereiteten sich die Menschen derweil auf eine weitere Flutwelle vor. Millionen weitere Sandsäcke wurden entlang der Sava in Orten wie Sabac, Mitrovica, Belgrad und Obrenovac aufgestapelt. In der Nacht hatten die Befestigungen gehalten. Etwa 7000 der 25.000 Einwohner Obrenovacs in der Nähe von Belgrad mussten aber vorsorglich ihre Häuser verlassen.

Bei dem Hochwasser sind auch deutsche Helfer im Einsatz. In der serbischen Region Kolubara in der Nähe eines Tageabbaus für Kohle laufen seit Sonntag Großpumpen des Technischen Hilfswerks (THW). Der Einsatz sei zunächst für zwei Wochen geplant, sagte THW-Sprecherin Georgia Pfleiderer.

Erdrutsche zerstörten in Serbien und Bosnien bislang Hunderte Häuser. Weitere Erdrutsche sind möglich. In Bosnien waren noch Dutzende Straßen nicht passierbar. In Tschechien und Polen dagegen entspannte sich die Lage.

Quelle: ntv.de, mli/dpa

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