Panorama

Empörung unter Professoren Breivik will Politik studieren

Anders Behring Breivik tötete 77 Menschen und sitzt nun für mindestens 21 Jahre in Haft.

Anders Behring Breivik tötete 77 Menschen und sitzt nun für mindestens 21 Jahre in Haft.

(Foto: picture alliance / dpa)

In Norwegen ist jedem Gefängnisinsassen die Aufnahme eines Hochschulstudiums möglich. Das gilt auch für den 77-fachen Mörder Anders Breivik. Nun will er von diesem Recht Gebrauch machen. Während etliche Professoren jeden Kontakt ablehnen, erklärt der Rektor, dass man Breiviks Antrag prüfen werde.

Der verurteilte norwegische Massenmörder Anders Breivik will in Oslo ein Studium der Politikwissenschaften aufnehmen. "Es stimmt, dass wir seine Bewerbung erhalten haben", sagte Ole Petter Ottersen, Rektor der politikwissenschaftlichen Fakultät. Ob die Bewerbung Breiviks Erfolg haben werden, sei hingegen noch unklar, so Ottersen.

Kränze sind zum zweiten Jahrestag des Amoklaufs am Ufer gegenüber der Insel Utoya aufgestellt.

Kränze sind zum zweiten Jahrestag des Amoklaufs am Ufer gegenüber der Insel Utoya aufgestellt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Grundsätzlich bestünde für Häftlinge in Norwegen die Möglichkeit zu studieren, führte der Fakultätschef aus. Dabei würden die Rahmenbedingungen von der zuständigen Gefängnisverwaltung bestimmt. "Es versteht sich von selbst, dass die Häftlinge keinen Zugang zum Campus erhalten, falls es Sicherheitsprobleme geben könnte", fügte Ottersen hinzu.

Schulabbruch trotz guter Noten

Knut Bjarkeid, Direktor des Gefängnis, in dem Breivik seine Haftstrafe absitzt, sagte, dass er Breivik zur Aufnahme eines Studiums ermuntern würde: "Das Gefängnis wird stets versuchen, seinen Insassen Zugang zu einem Bildungsabschluss zu verschaffen, um ihnen so bei der Suche nach einem Job behilflich zu sein, sobald sie das Gefängnis verlassen."

Während des  Prozesses im vergangenen Jahr deuteten Freunde des Rechtsextremisten seine Entscheidung, die Schule trotz überdurchschnittlich guter Noten abzubrechen, als den Punkt, an dem er sich von seinen sozialen Kontakten zu distanzieren begann. Aus dem daraus erwachsenen Groll soll ein Teil seiner Motivation für den Amoklauf bestanden haben.

Da ihm die Hochschulreife fehlt, kann er an einer Universität keinen Abschluss machen. Jedoch hat er die Möglichkeit, im Fernstudium verschiedene Kurse zu belegen. Breivik hatte aus der Haft heraus angekündigt, seinen Kampf gegen eine multikulturelle Gesellschaft auch im Gefängnis fortsetzen zu wollen. Sein Anwalt wollte sich zu der Angelegenheit nicht äußern.

Professoren lehnen Kontakt ab

Die Aussicht, den Rechtsextremisten möglicherweise als Studenten zu haben, sorgte laut dem norwegischen Fernsehsender TV2 Nyhetkanalen für Unruhe unter den Professoren der politikwissenschaftlichen Fakultät. Mehrere hätten erklärt, sie würden jede Form des Kontakts mit dem 34-Jährigen verweigern.

Rektor Ottersen solidarisiert sich grundsätzlich mit dieser Haltung, machte aber gleichzeitig deutlich, dass dies keinerlei Auswirkungen auf die Bewertung von Breiviks Bewerbung haben würde. "Ich kann verstehen, dass das Reaktionen hervorruft. Das ist menschlich", so Ottersen. "Wir können keinem die Möglichkeit verweigern, an der Universität Oslo ein Studium aufzunehmen. Es gibt formale Prozeduren im Bewerbungsprozess, an die wir uns halten müssen."

Breivik hatte im Juli 2011 zunächst im Regierungsviertel der norwegischen Hauptstadt Oslo mit einer Autobombe acht Menschen getötet und danach in einem Ferienlager der Arbeiterpartei auf der Insel Utoya 69 Menschen erschossen, die meisten davon Jugendliche. Zudem wurden mehr als 240 Menschen durch seine Handlungen verletzt. Am 24. August 2012 stufte ihn ein Gericht in Oslo als schuldfähig ein und verhängte die Höchststrafe von 21 Jahren Haft mit möglicher Verlängerung.

Quelle: ntv.de, bwe/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen