Panorama

Schettino "verhinderte Schlimmeres" "Costa"-Kapitän: Bin ein Opfer

Schettino sieht sich selbst als Opfer und verteidigt sein Vorgehen.

Schettino sieht sich selbst als Opfer und verteidigt sein Vorgehen.

(Foto: AP)

Auf Canale 5 der italienischen Sendergruppe Mediaset darf der Kapitän der verunglückten "Costa Concordia" Rede und Antwort stehen. Dabei rechtfertigt er sein Vorgehen am Unglücksabend des 13. Januar, bei dem 30 Menschen starben. Schettino behauptet sogar, er habe Schlimmeres verhindert. Das Interview löst einen Proteststurm aus.

Der schwer beschuldigte Kapitän der "Costa Concordia", Francesco Schettino, hat alle Betroffenen der um Entschuldigung gebeten, sieht sich selbst aber auch als Opfer. "Meine Trauer, meine aufrichtigsten Gefühle gelten den Personen, die leider nicht mehr sind", sagte Schettino im italienischen Fernsehen. Bei der Havarie des Kreuzfahrtschiffes der Reederei Costa Crociere vor der Insel Giglio waren am 13. Januar 30 Menschen umgekommen, unter ihnen zwölf Deutsche. Zwei Menschen werden immer noch vermisst.

Das Unglück im Januar beschäftigt noch immer die Behörden.

Das Unglück im Januar beschäftigt noch immer die Behörden.

(Foto: dpa)

"Ich habe nie gedacht, dass so etwas passieren könnte", erklärte Schettino, der sich selbst ein "Opfer dieses ganzen Systems" nannte. "Es ist, als hätte es in allen Köpfen und auch in den Instrumenten einen Blackout gegeben." Er habe die manuelle Navigation angeordnet und nicht mehr das Kommando gehabt, denn die Richtung sei offiziell vorgegeben gewesen. Das Kreuzfahrtschiff war in der Unglücksnacht vor knapp sechs Monaten zu nahe an die Insel herangefahren, hatte einen Felsen gerammt und war mit mehr als 4200 Menschen an Bord gekentert.

Sollte ihn eine Schuld treffen, dann bestehe diese darin, unkonzentriert gewesen zu sein. Ansonsten habe er sich nicht viel anderes vorzuwerfen, verteidigte Schettino sich. "Am Ende ist es mir gelungen, einen frontalen Aufprall (auf den Felsen) zu verhindern." Während der Evakuierung kam Schettino an Land. Es sei ihm dann unmöglich gewesen, zum Schiff zurückzukehren, wie es der Offizier der Küstenwache, Gregorio De Falco, wiederholt vom ihm telefonisch verlangt hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Kapitän unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen seines Schiffes während der nächtlichen Evakuierung vor.

Das Schettino-Interview löste im Internet eine Welle der Kritik aus. So habe es die Aufforderung gegeben, die Sendung zu boykottieren. In Blogs sei auch von einem Honorar von mindestens 50.000 Euro für Schettino die Rede gewesen, der seit ein paar Tagen nicht mehr unter Hausarrest steht. Die Verantwortlichen der Sendereihe auf Canale 5 haben diese Angaben dementiert. Der Sender gehört zur Sendergruppe Mediaset des ehemaligen italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi.

Quelle: ntv.de, dpa

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