Panorama

Ein Protokoll Das Drama in Eislingen

DIE TAT: Nach Darstellung der Polizei verlassen die Eltern des 18-Jährigen am Gründonnerstag um 21.00 Uhr ihre Wohnung, um sich mit Freunden in einer Gaststätte zu treffen. Zeitgleich machen sich die beiden jungen Männer auf den Weg zur elterlichen Wohnung des 18-Jährigen. Dort schauen die beiden Schwestern Annemarie und Christine gerade vom Bett aus Fernsehen, als die Täter das Feuer eröffnen. Neun Kugeln treffen die 24-jährige Schwester, mit zehn Kugeln wird die 22-Jährige getötet. Gegen 23.00 Uhr gehen die zwei jungen Männer nach Polizeiangaben in die Gaststätte und setzen sich dort an den Tisch der ahnungslosen Eltern. Nach einer halben Stunde verlassen sie das Lokal und kehren an den Tatort zurück. Dort warten sie auf die Eltern des 18-Jährigen und erschießen sie, als sie in die Wohnung kommen. Acht Kugeln töten den Vater, drei die Mutter.

DER TAG NACH DER TAT: Am Karfreitag um 10.42 Uhr alarmiert der 18-Jährige völlig aufgelöst die Polizei. Mit einem Freund habe er die Leichen seines 57 Jahre alten Vaters, seiner 55-jährigen Mutter sowie der beiden Schwestern entdeckt. Die Ermittler nehmen die beiden Freunde aber schon früh ins Visier, da Einbruchsspuren fehlen.

DER TATORT: Die Familie lebte im ausgebauten Dachgeschoss eines ihnen gehörenden Mehrfamilienhauses. Die Nachbarn haben früheren Angaben zufolge nichts von der Tat mitbekommen.

DIE TATWAFFEN: Die Opfer sind mit zwei Sportpistolen der Marken Hämmerli und Ruger erschossen worden. Die Tatwaffen sind Kleinkaliberwaffen (Kaliber 22). In jedes Magazin passen neun Patronen. Vermutlich wurden die Sportpistolen gemeinsam mit 15 weiteren Waffen bei einem Einbruch in die Eislinger Schützengilde im vergangenen Oktober gestohlen. Die Polizei fand die Waffen, Patronenhülsen und Munition in zwei Verstecken der Angeklagten.

Ein Polizeisprecher zeigt Fotos der mutmaßlichen Tatwaffen des Familiendramas in Eislingen.

Ein Polizeisprecher zeigt Fotos der mutmaßlichen Tatwaffen des Familiendramas in Eislingen.

(Foto: AP)

DAS MOTIV: Die Tatverdächtigen sollen die Familie aus Habgier erschossen haben. Laut Anklageschrift wollte der 18-Jährige bei seinen Eltern ausziehen - hatte dafür jedoch kein Geld. Im Februar 2009 erhielt er von seiner Mutter die Vollmacht für ein Konto bei einer Schweizer Bank mit einem sechsstelligen Guthaben. Doch um an das Geld zu kommen, brauchte er die Unterschriften der Schwestern. So soll er auf die Idee gekommen sein, seine Familie zu töten, um Alleinerbe zu werden. Die Angeklagten schweigen bislang zu ihrem Motiv.

DIE TATVERDÄCHTIGEN: Die beiden Angeklagten werden immer wieder als "nette Jungs" beschrieben. Bei ihren Mitschülern und Lehrern sollen sie beliebt gewesen sein. Zudem galten sie als offen, gut integriert, hilfsbereit und freundlich. Der 18-Jährige war auf dem Jakobsweg gewandert. Er soll bei der Deutschen Lebens-Rettungs- Gesellschaft (DLRG) kleinen Mädchen das Schwimmen beigebracht haben. Außerdem war er Schulsprecher in der Realschule. Der 19-Jährige sei eher introvertiert, scheuer und feinsinniger. Er hatte ein Händchen für Tiere, pflegte junge Eichhörnchen. Beide waren Mitglied im Schützenverein.

DIE ANKLAGE: Die Staatsanwaltschaft hat die beiden jungen Männer wegen gemeinschaftlichen Mordes angeklagt. Außerdem müssen sich die beiden Angeklagten wegen diverser Diebstähle vor dem Landgericht Ulm verantworten. Sie sollen die Tatwaffen gestohlen haben und im Sommer 2007 in eine Schule eingebrochen sein. Dort sollen sie einen Computer und einen Beamer gestohlen haben. Außerdem seien sie zweimal in das Vereinsheim eines Sportvereins und in einen Supermarkt eingestiegen.

DER PROZESS: Das Landgericht Ulm verhandelt in einer nichtöffentlichen Sitzung ohne Zuschauer. Denn die beiden jungen Männer waren bei den Diebstählen noch minderjährig. Nur die nächsten Verwandten und einige Journalisten sollen den Prozess verfolgen können. Bislang sind zwölf Verhandlungstage angesetzt. Als vorläufig letzter Prozesstag ist der 27. Januar vorgesehen.

Quelle: ntv.de, dpa

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