Panorama

Wetter bleibt durchwachsen Der Sommer kommt nicht recht auf Touren

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In einigen Bundesländern sind schon Ferien, die Urlaubszeit bricht an. Und das dazu passende Sommerwetter? Das will sich hierzulande nicht so recht einstellen, wie n-tv Meteorologe Björn Alexander zu berichten gezwungen ist.

Immer wieder ziehen in den kommenden Tagen Wolken auf - wie hier im brandenburgischen Sieversdorf.

Immer wieder ziehen in den kommenden Tagen Wolken auf - wie hier im brandenburgischen Sieversdorf.

(Foto: dpa)

n-tv.de: Man hat das Gefühl, dass manche Wortkombinationen im Wetterbericht nicht mehr stattfinden, beispielsweise: überall trocken, sonnig und warm. Wann wird's endlich richtig Sommer?

Björn Alexander: Das könnte leider noch länger dauern. Zwar schaut gerade im Süden und Osten immer mal wieder Sommerluft vorbei. Aber deutschlandweites Sommerfeeling ist leider nicht in Sicht. Außerdem reißt auch die Serie der Regenwolken nicht ab. Seit fast zwei Monaten gab es keinen Tag, an dem es nicht irgendwo in Deutschland geregnet hat. Der letzte landesweit trockene Tag war der 6. Mai. Und nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Intensität der Regenfälle war natürlich enorm.

Wo war es denn am nassesten?

Im Westen, Südwesten sowie entlang der Alpen und im Bayerischen Wald fielen bislang gebietsweise mehr als 200 Liter Regen pro Quadratmeter, im Allgäu waren es sogar über 300. Für den Alpenrand sind solche Regenmengen zwar nicht so außergewöhnlich. Denn dort liegt der Durchschnittswert im Juni schon mal bei gut 200 Litern pro Quadratmeter. Aber gerade vom Münsterland bis herüber an den Niederrhein und dann runter an den Oberrhein sind das gut und gerne zwei bis drei Monatsniederschläge. Und vor allem dort, wo es flach ist und das Wasser nur langsam abfließt, wird es noch Wochen dauern, bis das Wasser endlich abgeflossen ist.

Wohl vorausgesetzt, dass nichts mehr nachkommt, oder?

Genau, so ist es. Denn überall dort, wo das Wasser noch auf den Wiesen und Feldern steht und die Grundlast der Entwässerungssysteme weiterhin hoch ist, können die Böden kaum Wasser zwischenspeichern.

Wassermassen von oben, heftige Gewitter, Tornados: Hat es einen solchen Juni schon mal gegeben?

Zumindest in den letzten Jahrzehnten nicht. Insofern wird der Juni 2016 als absoluter Ausreißer in die Klimaaufzeichnungen eingehen. Alleine die Tornado-Experten, wie der Kollege Thomas Sävert, haben dutzende Tornado-Verdachtsfälle, die zu überprüfen sind. Übrigens war es aber natürlich nicht überall so extrem in Sachen Regenmengen. Vor allem im Osten wurden zum Teil nur 60 bis 80 Prozent der ansonsten üblichen Niederschlagsmenge gemessen. Temperaturtechnisch war es deutschlandweit betrachtet etwas wärmer als der langjährige Juni-Durchschnitt.

n-tv Meteorologe Björn Alexander

n-tv Meteorologe Björn Alexander

Wie geht es denn in den nächsten Tagen weiter?

Nach einem sommerlich schönen und warmen Freitag im Süden und Osten zieht am Samstag bereits die nächste Kaltfront von Nordwesten heran und sorgt erneut für wechselhaftes Wetter mit Schauern und Gewittern. Dazu erreichen die Temperaturen in der Osthälfte vor den aufziehenden Gewittergüssen nochmals 24 bis 27 Grad. Anschließend werden es kaum mehr als 15 bis 20 Grad. Auch stärkere Gewitter sind beim Luftmassenwechsel denkbar.

Was erwartet uns am Samstagabend, wenn die deutsche Mannschaft gegen Italien spielt?

Im Süden und Osten dürfte das Schauerrisiko noch erhöht sein. Besonders in Richtung Alpen sollten Sie schon mal die Indoor-Variante vorbereiten. Denn dort bleibt es wahrscheinlich nass und gewittrig. Im übrigen Land kommt uns der späte Anpfiff in Sachen Regenrisiko entgegen. Denn abends sollten die Schauer immer seltener werden. Jedoch wird’s auch recht frisch. Zum Anpfiff werden es zwar noch 14 bis 19 Grad sein. Dann kühlt es sich bis 23Uhr auf etwa 12 bis 16 Grad ab. Wollen wir mal hoffen, dass wir uns dann warmfeiern können.

Wie sieht es am Sonntag aus?

Insgesamt ganz ordentlich. Die Sonne bekommt mehr Anteile und nur im Nordwesten sind schon mal Schauer möglich. Die Temperaturen sind allgemein gedämpft bei 16 bis 24 Grad. Am wärmsten wird es am Oberrhein.

Und nächste Woche?

Am Montag und Dienstag wird es rasch wärmer. Montag werden es häufig 20 bis 27 Grad. Dienstag 22 bis 29 Grad. Allerdings lassen auch die nächsten Regengüsse nicht allzu lange auf sich warten. Am Montag am ehesten im Norden. Dienstag sind auch von den Alpen her Gewitter drin. Und auch danach müssen wir uns auf eher launisches Sommerwetter einstellen. Die Südosthälfte bekommt dabei die wärmere Luft, während es Richtung Norden und Nordwesten kühler weitergeht.

Warum will der Sommer denn nicht auf Touren kommen?

Derzeit haben wir eine klassische Druckverteilung über dem Atlantik. Einerseits das Islandtief, das gemeinsam mit tiefem Druck über Skandinavien das Wettergeschehen hierzulande bestimmt. Andererseits das Azorenhoch. Und solange das Azorenhoch bei den Azoren bleibt, so lange wird’s bei uns schwierig, Abstand vom wechselhaften Wetter zu bekommen. Derweil bekommen übrigens Reisende ans Mittelmeer deutlich mehr Sommer. Über Spanien startet die erste Hitzewelle durch. Im Binnenland sind neben einzelnen Hitzegewittern Temperaturen von 33 bis 40 Grad möglich. Die Küstenabschnitte kriegen weniger heiße 26 bis 32 Grad.

Wie sind die Wassertemperaturen?

Im Mittelmeer derzeit oft zwischen 20 und 25 Grad. Für die Urlauber an Nord- und Ostsee ist der Badespaß hingegen natürlich noch ein eher frisches Unterfangen bei meist 16 bis 19 Grad. Die heimischen Badeseen liegen zwischendrin. Häufig sind es dort 19 bis 23 Grad.

Quelle: ntv.de

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