Dutzende Menschen in Polen erfroren Deutschland bibbert in kältester Nacht
25.01.2014, 16:01 Uhr
Die Idylle trügt ein wenig: Nachts wurden nahe des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder (hier Lebus) bis zu minus 15,5 Grad gemessen.
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Bislang hat sich der Winter eher mild präsentiert. In der vergangenen Nacht aber zeigt er seine frostige Seite. Stellenweise sinken die Temperaturen bis weit unter den Gefrierpunkt. Etliche Menschenleben fordert klirrende Kälte indes in Polen.
Deutschland hat die bislang kälteste Nacht des Jahres hinter sich. Vor allem im Nordosten wurden Temperaturen deutlich unterhalb des Gefrierpunkts gemessen. In Trollenhagen bei Neubrandenburg im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte fiel die Quecksilbersäule bis auf minus 17 Grad Celsius. Doch für den Rekord reicht das nicht: Direkt über dem schneebedeckten Boden maßen die Meteorologen in Greifswald sogar minus 21 Grad.
Freizeit-Eishockeyspieler nutzen den Frost für ein Match auf der zugefrorenen Wasserfläche des Engelbeckens in Berlin.
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Auch in der kommenden Nacht sollte es noch einmal klirrend kalt werden. Die Tiefstwerte liegen im Nordosten zwischen minus 7 und minus 16 Grad, sonst zwischen 2 Grad am Niederrhein und minus 6 Grad am Alpenrand. Anfang kommender Woche wird es wieder etwas milder.
Eisweinlese an Saale und Unstrut beginnt
Inzwischen zeigt der Winter dann auch seine schönen Seiten: Laut MDR hat die Winzervereinigung Freyburg mit der Eisweinlese an Saale und Unstrut begonnen. Für die Ernte der begehrten Trauben brauchen Weinbauern Temperaturen von weniger als minus 7 Grad Celsius. Denn die niedrigen Temperaturen sorgen für einen konzentrierten Saft mit intensiven Aromen.
Im sächsischen Altenberg im Osterzgebirge bietet ein Hang Sportsfreunden ein paar Möglichkeiten.
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Am Wurmberg im Harz beginnt derweil die Ski-Saison. Die Sportsfreunde drängten auf die Pisten. Mit Schneekanonen waren diese zuvor präpariert worden. Im Rest der Region sind die Skigebiete und Loipen aber wegen der geringen Schneemengen mehrheitlich geschlossen. Laut dem örtlichen Tourismusverband sind lediglich 6 von 52 Pisten geöffnet. Von den 524 Kilometern Loipen ist nicht ein Meter gespurt.
Eher deprimierend ist auch die Lage im Thüringer Wald: Die aktuellen Schneemengen sind bestenfalls gering. So melden etwa Schmiedefeld am Rennsteig oder Masserberg Schneehöhen von nur wenigen Zentimetern. In Oberhof etwa sind es lediglich vier Zentimeter.
Unterdessen geben zwei Todesfälle in Thüringen der Polizei bislang Rätsel auf. Im Eichsfeld entdeckten die Beamten laut MDR am Morgen die Leiche eines 20 bis 25-jährigen Mannes. Aktuell gehen die Ermittler von einem Unfall aus. Bei Triptis im Saale-Orla-Kreis kam ein Mann ums Leben, nachdem er mit seinem Auto gegen einen Baum gefahren war.
Frost verhindert nach Unglück Gülle-Gestank
In Schleswig-Holstein bewahrten die niedrigen Temperaturen Anwohner in Bad Bramstedt vor üblem Gülle-Gestank. Zuvor waren Hunderttausende Liter Gülle aus einem leckgeschlagenen Behälter einer Biogasanlage ausgelaufen. Rund 150 Feuerwehrleute waren stundenlang im Einsatz, unter anderem auch mit einem Umweltzug. Ursache sei ein abgerissenes Ventil. In dem Behälter befanden sich etwa vier Millionen Liter Gülle - schätzungsweise sei rund ein Viertel ausgelaufen.
Hinweise auf größere Umweltschäden gab es nach Feuerwehrangaben zunächst nicht. 99 Prozent der ausgelaufenen Gülle seien in der vorgeschriebenen, 1,5 Hektar großen und mit einem kleinen Wall umgebenen Auffangfläche geblieben. Die Geruchsbelästigung bei dem Einsatz sei wegen der niedrigen Temperaturen gering gewesen, hieß es. Die ausgelaufene und teilweise überfrorene Gülle soll nun mit Radladern in geeignete Transporter verladen werden.
Es wird milder
Mit den frostigen Temperaturen ist es in der kommenden Woche im Norden und Osten Deutschlands aber vorbei. Bereits am Sonntag erwarten die Meteorologen vor allem im Süden Schnee. Die Temperaturen liegen am Tag zwischen minus neun Grad im Nordosten und sechs Grad am Rhein. Im Südwesten ist mit Regen oder Schneeregen und deshalb auch mit Straßenglätte zu rechnen.
In der Nacht zum Montag schneit es dann auch von der Nordsee bis nach Bayern sowie an der Elbe und östlich davon. Im Tagesverlauf kommt der Schnee in den Nordosten. Im Westen und Südwesten wird Regen erwartet. Die Temperaturen erreichen minus zwei Grad in Vorpommern und sieben Grad am Oberrhein. Auch am Dienstag soll es im Nordosten weiter bis in tiefe Lagen schneien, im Südwesten liegt die Schneefallgrenze bei 600 Metern. Die Höchstwerte schwanken zwischen minus einem und sieben Grad.
Polen bibbert - Dutzende Kältetote
Ganz anders sieht es dagegen im Nachbarland Polen aus. Dort sollen bereits an diesem Wochenende die Temperaturen bis auf minus 25 Grad sinken. Kommende Woche erwarten die Meteorologen sogar Tiefstwerte um minus 35 Grad.
In der Hauptstadt Warschau sind an Verkehrsknotenpunkten 20 Koksöfen aufgestellt worden. So sollen frierende Bus- und Straßenbahnreisende beim Warten an der Haltestelle halbwegs warm bleiben. Auch in anderen Städten wie Danzig und Thorn wurden Koksöfen aufgestellt.
Das polnische Innenministerium rief dazu auf, aufmerksamer zu sein, wenn Betrunkene oder Obdachlose in der Kälte schlafend angetroffen werden. Ein Anruf beim Rettungsdienst sei womöglich lebensrettend.
Seit Winterbeginn sind in Polen bereits 38 Menschen an den Folgen von Kälte gestorben, wie das Staatliche Krisenzentrum berichtet. Allein in der Nacht zum Samstag seien sechs Menschen der Kälte zum Opfer gefallen.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa